Donnerstag, April 25, 2024

In niederösterreichischen Apotheken durch Messung Bluthochdruck erkennen

Vom 12. bis 16. Oktober wird in allen Apotheken Niederösterreichs eine Studie durchgeführt, um bei möglichen Betroffenen Bluthochdruck erkennen zu können.

 

Jeder dritte Erwachsene ist in Österreich von Bluthochdruck betroffen. Es erreichen hierzulande jedoch nur 36 Prozent der behandelten Erkrankten die empfohlenen Blutdruckwerte – ein im internationalen Vergleich schockierender Wert. Die NÖ Apotheken starten nun gemeinsam mit der NÖGKK eine groß angelegte Aufklärungsaktion zur gezielten Bekämpfung von Bluthochdruck. Dabei wird in allen Apotheken in NÖ eine Studie zur Erhebung der Bluthochdruck-Situation durchgeführt, Blutdruck gemessen und eine neue informative Broschüre verteilt.

 

Bluthochdruckpatienten erreichen gesundheitliche Ziele nicht

Bluthochdruck (Hypertonie) ist weltweit für mehr Todesfälle verantwortlich als Diabetes, Übergewicht und erhöhte Cholesterinwerte zusammen. Das Tückische ist dabei, dass wenn die Diagnose gestellt wird, die Krankheit unbemerkt meist schon über Jahre Schäden im Körper angerichtet hat. „Für die öffentliche Gesundheitsvorsorge ist es daher wichtig, durch Informationen einen größtmöglichen Anteil der Bevölkerung davon zu überzeugen, sich mit dem Thema Bluthochdruck rechtzeitig und ausführlich zu beschäftigen. Daher bin ich auch den NÖ Apotheken und der NÖ Gebietskrankenkasse für ihr Engagement in diesem Bereich äußerst dankbar“, betont NÖ Gesundheitslandesrat Ing. Maurice Androsch.

„Vorsorge und Behandlung von Bluthochdruckerkrankungen sind ein großes Thema bei der NÖGKK“, so Generaldirektor Mag. Jan Pazourek. „Eine Viertel Million Versicherte haben im Vorjahr Hypertoniemedikamente bekommen. Wir wissen aber, dass die Dunkelziffer viel höher liegt: Viele Betroffene kennen ihre Gefährdung gar nicht – weil man Bluthochdruck kaum spürt. Hypertonie ist eine medikamentös gut behandelbare Krankheit – aber die Folgen des Bluthochdrucks werden vielfach unterschätzt. Unter dem Motto „Verbesserung im Visier“ wollen wir die Menschen aufklären und ihre Gesundheitskompetenz in diesem Bereich steigern. Zum einen sollte jeder Mensch seinen Wert kennen. Zum anderen ist es wichtig, dass Patienten ihre Medikamente verlässlich nehmen. Denn Blutdruckmedikamente sind nur dann wirksam, wenn man sie regelmäßig einnimmt – das Wohlbefinden des Patienten bzw. die Blutdrucksenkung bleibt nur dann bestehen, wenn das Medikament auch dauerhaft eingenommen wird.“

„Hypertonie ist der bedeutendste behandelbare Risikofaktor für die Gesamtsterblichkeit weltweit, und mit einer Vielzahl an kostenintensiven Krankheitsbildern wie zum Beispiel Schlaganfall, Herzinfarkt, chronisches Nierenversagen und Demenz assoziiert,“ so die Studienleiter Dr. Miklos Rohla und Priv. Doz. Dr. Thomas Weiss, 3. Medizinische Abteilung, Kardiologie und internistische Intensivmedizin, Wilhelminenspital, Wien.

Gegenwärtig liegen zwei Erhebungen in Österreich vor: Die SCREEN-II Studie (2003) konnte zeigen, dass von 1.303 Patienten mit regelmäßigen Selbstmessungen lediglich 17 Prozent das Blutdruckziel unter Therapie erreichten. Die rezenteste, aber nicht repräsentative Erhebung stammt aus der internationalen EURIKA Studie (2011), in der insgesamt 36 Prozent von 624 in Österreich untersuchten Patienten das Blutdruckziel erreichten. Österreich ist somit Europa-Schlusslicht und rangiert nicht weit vor z.B. Bangladesch, wo im Jahr 2011 31 Prozent einer repräsentativen Population (alle Einkommensklassen miteinbeziehend) das Blutdruckziel erreichten.

 

Die aktuelle Studie in den NÖ Apotheken

Von 12. bis 16. Oktober führen die Apotheken eine Erhebung der Bluthochdrucksituation in Niederösterreich durch, die von den beiden Studienleitern Dr. Miklos Rohla und Priv. Doz. Dr. Thomas Weiss wissenschaftlich begleitet wird. Jeder Patient, der mit einer Verschreibung für ein Bluthochdruckmedikament in die Apotheke kommt, kann an der Studie teilnehmen. Die Erhebung wird bei 5000 Patienten durchgeführt. Das Hauptziel der Studie ist eine erste großangelegte Erfassung der gegenwärtigen Behandlungspraktiken, Awareness und Kontrollraten von Bluthochdruck in verschiedenen Subgruppen der Österreichischen Bevölkerung.

 

Bluthochdruck: Was tun?

Ideale Blutdruckwerte liegen bei 120/80 mmHg. Normale Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg. Werte darüber werden als Bluthochdruck qualifiziert, wobei nicht der Einmalmesswert zählt, sondern ein Durchschnittswert von mehreren Messungen gebildet wird. In aller Regel verursacht ein erhöhter Blutdruck keine Symptome, weshalb die Erkrankung zu spät erkannt und oft unzureichend behandelt wird. Bei sehr hohen Blutdruckwerten können unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensauen, Übelkeit, Nasenbluten usw. auftreten.
Da Bluthochdruck sehr häufig auf Lebensstilfaktoren zurückzuführen ist, wie bei gering erhöhten Werten und dem Vorhandensein von Übergewicht, Bewegungsmangel oder zu hohem Salzkonsum zunächst angeraten, den Lebensstil zu modifizieren, um auf eine medikamentöse Therapie verzichten zu können.

Falls dies nicht gelingt, ist eine medikamentöse, blutdrucksenkende Therapie unbedingt erforderlich um das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu senken. Eine primäre Hypertonie ist nicht heilbar und bedarf einer lebenslangen Therapie. Die Medikamente verursachen jedoch häufig ungefährliche aber unangenehme Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schwindel. „Genau diese Nebenwirkungen stellen in der Praxis ein bedeutendes Problem dar, da viele Patienten die Therapie abbrechen und damit ihr Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen erhöhen“, so Mag. pharm. Heinz Haberfeld, Präsident der Apothekerkammer NÖ. Hier kann die Therapie jedoch modifiziert werden, sodass die Patienten weitestgehend beschwerdefrei sind.

 

Apotheken auf einen Blick

In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Großstadt, Kleinstadt oder Gemeinde: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau und das zu niedrigen Preisen, wie im Vergleich mit anderen europäischen Ländern deutlich hervorgeht. Trotz der hohen Kaufkraft in Österreich liegen die Arzneimittelpreise unter dem europäischen Durchschnitt. Insgesamt beraten 5.800 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in 1.360 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Die Beratungskompetenz ist eine der zentralen Leistungen der Apotheker. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.

 

www.apothekerkammer.at

Related Articles

Aktuell

Impfungen und auch eifreie Lebensmittel können Ei-Proteine enthalten

Vorsicht für Menschen mit Eiallergie: verschiedene eifreie Lebensmittel und Impfstoffe können versteckte Eip-Proteine enthalten. Auch wenn ein Produkt als eifrei gekennzeichnet ist, können dennoch Ei-Proteine...
- Advertisement -

Latest Articles

Resilienz: die Kunst, psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, die uns auch ermöglicht, aus Krisen zu lernen und daraus gestärkt hervorzugehen. In einer idealen Welt wären wir vor Schicksalsschlägen,...

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...