Samstag, April 20, 2024

Intratympanische Therapie bei der Menière-Krankheit

Zur frühzeitigen und langfristigen Kontrolle der Menière-Krankheit ist eine Anfangstherapie mit intratympanisch injizierten Gentamicin sicher und wirksam.

Die Menière-Krankheit ist definiert durch rezidivierende Drehschwindel-Attacken, die von typischen Ohrsymptomen wie Tinnitus, Ohrdruck oder Hörminderung, vor allem im Bereich der tiefen Töne, begleitet werden. Meistens kündigen sich die Schwindelanfälle durch solche Ohrsymptome individuell an. Jedoch können die Attacken auch ganz plötzlich und ohne Frühsymptome auftreten.

Auch bei der Menière-Krankheit kommt es zum typischen Augenzittern, denn im Rahmen der Drehschwindelattacke fällt auch das Gleichgewichtorgan – meist auf einer Seite. In etwa 20% der Fälle betrifft die Menière-Krankheit im weiteren Krankheitsverlauf beide Ohren.

 

Intratympanische Behandlung

Verschiedene intratympanisch injizierte (IT) Wirkstoffe werden heutzutage zur routinemäßigen Behandlung von Patienten mit der Menière-Krankheit eingesetzt. Dabei wirkt das starke Antibiotikum Gemtamicin vor allem toxisch auf das Gleichgewichtsorgan.

Schließlich soll diese IT-Gentamicin-Therapie die Reaktionsbereitschaft des Gleichgewichtsorgans senken, damit weniger Schwindelanfälle bei Menière-Krankheit auftreten. Allerdings kann auch das Kortison-Präparat Dexamethason statt Gentamicin in den Mittelohrraum injiziert werden. Grundsätzlich hinterlässt der Wirkstoff keine Schäden und wird vor allem bei einer beidseitigen Symptomatik angewendet.

 

Intratympanisches Dexamethason und intratympanisches Gentamicin am Prüfstand

Zur Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von intratympanischen Therapien bei Menière-Krankheit analysierten Forscher retrospektiv dreiunddreißig Patienten mit IT-Dexamethason und 70 Patienten mit IT-Gentamicin. Der Untersuchungszeitraum war 2005 bis 2017.

Zu Beginn erhielten alle Patienten IT-Gentamicin, das nach Versagen konservativer Behandlungsmaßnahmen als Primärtherapie verabreicht wurde. Bis zu drei Injektionen des Antibiotikums alle zwei Wochen sollten eine Schwindelkontrolle erreichen.

Schließlich wurde ab 2011 das Behandlungsprotokoll auf IT-Dexamethason als anfängliche Behandlung umgestellt, wobei Gentamicin bei Dexamethason-Ausfällen verwendet wurde. Dexamethason wurde wöchentlich bis zu dreimal injiziert. Die Behandlungen wurden wiederholt, sobald erneut Symptome auftraten.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Anwendung von IT-Gentamicin als Anfangstherapie zur frühzeitigen und langfristigen Kontrolle der Menière-Krankheit (MD – Morbus Menière) sicher und effektiv ist. Weiters benötigten die Patienten, die mit IT-Gentamicin behandelt wurden, weniger Injektionen. Schließlich erlebten diese auch eine wesentlich längere schwindelfreie Zeit als die IT-Dexamethason-Patienten. Die audiometrischen Ergebnisse waren zwischen den Gruppen ähnlich.

Quelle:

Naples JG, Henry L, Brant JA, Eliades SJ, Ruckenstein MJ. Intratympanic Therapies in Ménière Disease: Evaluation of Outcomes and Early Vertigo Control. Laryngoscope. 2018 Oct 3. doi: 10.1002/lary.27392. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30284276

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