Wetterbedingungen wie niedriger Außentemperaturen, höhere Windgeschwindigkeit, weniger Sonnenlicht und höhere Luftfeuchtigkeit bringen mehr Herzinfarkte.
Die über 16 Jahre laufende schwedische Studie mit mehr als 280.000 Teilnehmern ergab, dass Wetterbedingungen wie niedrige Außentemperaturen zu vermehrten Auftreten von Herzinfarkten führen können. „Es gibt saisonale Unterschiede bei der Herzinfarkt-Häufigkeit, mit niedrigeren Raten im Sommer und höheren im Winter“, berichtet Studien-Erstautor Dr. Moman A. Mohammad vom Skane Universitätskrankenhaus im schwedischen Lund. „Unklar ist allerdings, ob das mit den kälteren Temperaturen oder mit saisonalen Verhaltensänderungen zu tun hat.“ Die am Europäischen Kardiologiekongress in Barcelona präsentierten Daten aus dem schwedischen Herzinfarktregister SWEDEHEART und die meteorologischen Daten von hunderten schwedischen Wetterstationen zeigten die Zusammenhänge zwischen Herzinfarkthäufigkeit und Wetterbedingungen wie Lufttemperatur, Sonnenstunden, Niederschlagsmenge oder Luftdruck.
In den untersuchten 16 Jahren kam es zu insgesamt 280.873 Herzinfarkten. Die durchschnittliche Zahl von Herzinfarkten pro Tag war in allen Regionen bei kalten Temperaturen deutlich höher als bei warmen. Bei einer Durchschnittstemperatur unter 0 °C entstanden um vier Herzinfarkte mehr, als bei Außentemperaturen über 10°C. Aber auch bei anderen Wetterbedingungen gab es mehr Herzinfarkte, dazu gehörten höherer Windgeschwindigkeit, eine geringe Anzahl von Sonnenstunden und höhere Luftfeuchtigkeit.
„Der menschliche Körper reagiert auf Kälte mit einem Zusammenziehen der oberflächlichen Blutgefäße, das führt zu einer verminderten Wärmeleitfähigkeit der Haut und als Konsequenz zu erhöhtem Blutdruck. Andere Reaktionen auf Kälte können Zittern und erhöhter Puls sein, mit einem erhöhten metabolischen Grundumsatz und erhöhten Körpertemperaturen“, analysierte der Pressesprecher und Past-Präsident der ÖKG, Prim. Doz. Franz Xaver Roithinger, die schwedischen Ergebnisse. „Gesunde haben damit meistens kein Problem, aber bei Menschen mit atherosklerotischen Veränderungen in den Koronararterien können solche Mechanismen unter Umständen einen Herzinfarkt auslösen.“
„Nachdem es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, könnten auch andere Faktoren das Ergebnis mit beeinflusst haben“, erklärt Prim. Roithinger: „Infektionen der Atmungsorgane und Grippe sind bekannte Risikofaktoren für einen Herzinfarkt und kommen in der kalten Periode häufiger vor. Aber auch saisonal bedingte Unterschiede im Verhalten wie zum Beispiel weniger Bewegung in der kalten Jahreszeit oder ein verändertes Essverhalten könnten zu der erhöhten Herzinfarktrate beitragen.“
Quellen:
ESC 2017 Abstract 2949 Mohammad et al. Air temperature as an external trigger of ST-segment elevation myocardial infarction – a SWEDEHEART nationwide observational study. European Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710
PA der Österreichischen Kardiologengesellschaft zum ESC Kongress 2017