Donnerstag, März 28, 2024

Medikament schützt Gehirn vor Koma-Saufen

Koma-Saufen hat schädliche Nebenwirkungen. Wissenschafter der Universität Huddersfield konnten nun einen Wirkstoffes zur Reduktion solcher Nebenwirkungen entwickeln.

Dem nicht genug! Die Substanz eröffnet auch neue Wege in der Therapie von Alzheimer und anderen neurologischen Erkrankungen, die zu Schädigungen des Gehirns führen.

‌Ein Medikament mit der Fähigkeit die schädlichen Auswirkungen exzessiven Koma-Saufens, speziell bei Jugendlichen, zu reduzieren – dies gelang einem Team europäischer Wissenschafter, darunter zwei Professoren der Universität Huddersfield, Dr. Mike Page und Dr. Karl Hemming. Zudem bietet die Substanz neue Möglichkeiten in der Behandlung neurologischer Erkrankungen, darunter Alzheimer.

Der Schlüssel für den Durchbruch ist eine von Professor Page und seinen Kollegen an der Universität Huddersfield entwickelte Substanz, namens Ethane-ß-Sultam. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Prodrug, d.h. ein inaktiver oder wenig aktiver pharmakologischer Stoff, der erst durch die entsprechende Verstoffwechselung im Organismus, in einen aktiven Wirkstoff umgewandelt wird. Substanzen, die von unserem Körper nicht für das Gehirn vorgesehen sind, können nur schwer durch die „Blut-Hirn-Schranke“ in das Gehirn vordringen. Dies ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der das Gehirn einerseits vor ungewollten Eindringlingen abschirmt, jedoch auch ein großes Hindernis in der Behandlung neurologischer Erkrankungen darstellt.

Laut den Wissenschaftern der Universitäten Löwen in Belgien, Florenz in Italien und Huddersfield in Großbritannien, verhindert die gleichzeitig mit dem Alkohol verabreichte Substanz Ethane-ß-Sultam, den ansonsten alkoholbedingten Verlust von Gehirnzellen, der normalerweise bei hohem Alkoholkonsum eintritt und Symptome wie Gedächtnisverlust hervorruft. Diese Effekte können zu Langzeitschäden führen, speziell bei Jugendlichen, deren Gehirne noch in einem Entwicklungsprozess befinden.

Neue Substanz: Ethane-ß-Sultam

Die Erkenntnisse des Forschungsteams erschienen im Journal of Alcoholism and Drug Dependence. Es ist bekannt, dass Alkoholkonsum Störungen bestimmter Gehirnfunktionen hervorrufen kann und dass dies mit Entzündungen bzw. Absterben von Gehirnzellen einhergeht. Im Zuge eines Rattenversuchs, konnten diese Effekte jedoch durch die, gleichzeitig mit dem Alkohol verabreichte Substanz Ethane-ß-Sultam reduziert bzw. aufgehoben werden. „Alkohol zerstört unter anderem jene Gehirnzellen, die für die Navigation bzw. Orientierung notwendig sind,“ erklärt Professor Page. „Eine Kombination von Alkohol und unserer Substanz kann diese Schäden jedoch aufheben.“ 

Die Kollaboration, die zur Veröffentlichung der aktuellen Publikation geführt hat, besteht bereits seit zehn Jahren. Das Projekt läuft weiter und könnte sich zukünftig mit der Suche nach weiteren Substanzen beschäftigen, deren Wirksamkeit die von Ethane-ß-Sultam noch übertrifft. Langfristig gesehen, könnten solche Substanzen auch in der Behandlung anderer neurologischer Erkrankungen, wie beispielsweise Alzheimer und Demenz, eingesetzt werden, die auch aufgrund eines Verlustes von Gehirnaktivität zustande kommen.  

Die Aussicht darauf, ein Medikament zu entwickeln, welches die Effekte exzessiven Alkoholkonsums behandelt, ist selbstverständlich umstritten. Akzeptiert man aber, dass Alkoholmissbrauch, speziell bei Jugendlichen, weiterhin praktiziert wird, könnte es sinnvoll für die Gesellschaft sein, auch Behandlungsmöglichkeiten dieser Art anzubieten,“ so Professor Page.

Bildtext: Im Zuge eines Rattenversuchs, konnte das durch Alkoholkonsum  ausgelöste Absterben von Gehirnzellen durch die gleichzeitig verabreichte Substanz Ethane-ß-Sultam reduziert bzw. aufgehoben werden.  © Gustavo Frazao / shutterstock.com

 

Quelle: http://www.hud.ac.uk/news/2014/november/teamdevelopsdrugtoreduceside-effectsofbingedrinking.php

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