Freitag, April 19, 2024

Mangold-Pflanzen: Gemüsepflanzen, natürliche Antibiotika und Mittel bei Diabetes

Mangold überzeugt mit seinen wertvollen Nährstoffen und gesunder Wirkung  als natürliche Quelle für Antibiotika und Mittel bei Diabetes.

Im Grunde genommen kommen Mangold-Pflanzen der Gattung (Beta vulgaris ssp. vulgaris, convar. cicla (L.) heute in der Lebensmittelindustrie häufig zum Einsatz. Allerdings werden die wertvollen Inhaltsstoffe von Mangold-Pflanzen mit seinen gesundheitlichen Wirkungen in der Medizin immer weniger berücksichtigt. Dabei zeigen jüngste Studien zu den antibakteriellen und antidiabetischen, blutzuckersenkende Aktivitäten, dass Mangold auch als natürliches Antibiotikum sowie als günstiges pflanzliches Mittel bei Diabetes eingesetzt werden kann. Seit langem wird der Mangold auch als Gemüsepflanze verwendet.

 

Bedeutung von Mangold im Laufe der Geschichte

Der Begriff Mangold geht nicht auf ein lateinisches Wort zurück, sondern tritt im 13. Jh. auf und ist in den Kräuterbüchern des 15., 16. u. 17. Jh. bereits eine geläufige Erscheinung. Man hat die Bezeichnung mit dem althochdeutschen manag = viel, und dem Männernamen Managold in Verbindung gebracht.

In der breitblättrigen, aus Italien stammenden Pflanze sah man ein Gewächs, das im Garten herrschte, denn auch managold heißt »über viele herrschen«. Die Bezeichnung cicla bedeutet sizilianisch und verweist damit auf die Herkunft des Mangold aus dem Mittelmeerbereich. K. H. Knörzer (1970) fand bei Grabungen im ehemaligen Römerlager Neuß Reste von Mangold oder Beta-Rüben (Rote Bete).

Unter Karl dem Großen wurden wohl beide angebaut, denn ein Verzeichnis des Hof­gu­tes Treola (Triel-sur-Seine bei Versailles) von 812 führt sie auf. Auch im Capitulare de Villis finden sie sich, doch ist alles etwas zweifelhaft, da unter Beta = Rüben eben auch Brassica-Arten (Brassicaceae) verstanden werden. Dies gilt auch für den Begriff »beta« im Klosterplan von St. Gallen. Lediglich bei Rhabanus Maurus, dem gelehrten Berater Karl des Großen, finden sich im »Compendium der Naturwissenschaften« Aufzählungen wie rapa, napus und beta.

In Abgabeverzeichnissen des 14. Jh. tauchen die Begriffe beta und raban (Rüben) auf. Einigermaßen Klarheit bringen erst die Kräuterbücher des 15. und 16. Jh. So beschreibt Otto Brunfels (1532) den Blatt- und Rippenmangold als »Römischen Mangold«, dem er allerdings nur medizinische Wirkungen nachsagt. Eine Gegen­überstellung von »Weißem Mangold« und »Rotrüben« bringt Leonhart Fuchs (1543), der sie auch abbildet.

In der 1682 in Nürnberg veröffentlichten »Georgica curiosa« von Hohberg heißt es: „Wasser- und Kohlrüben werden zumeist nur feldmäßig angebaut, Rote Rüben, Mangold oder Beißkohl nur in den Gärten als Salat und Blattgemüse, Runkelrüben aber fast nur am Rhein und in Franken.“ Auf jeden Fall war Mangold im 17. Jh. ein bekanntes Gemüse, von dem seither zahlreiche Zuchtformen existieren.

 

Botanisch gesehen

Die Pflanze ist zweijährig. Sie bildet im ­ersten Jahr eine große Blattrosette und im zweiten Jahr die Blüte. Die Blattstiele dienen der Pflanze als Speicherorgan. Die Wurzel ist kleiner als bei den üblichen Rüben, oben breit und nach unten gradlinig schmaler, oft recht lang und auch mit dickeren Nebenwurzeln besetzt.

Vom Blatt- oder Schnittmangold verwendet man nur die Blätter, vom Stiel- oder Rippenmangold die Rippen beziehungsweise Stiele, die wie Spargel zubereitet werden, aber kräftiger im Geschmack sind.

Feldmäßiger Anbau erfolgt in Italien, Frankreich, Schweiz, Holland, Spanien und in einigen anderen Mittelmeerländern. In Deutschland baut man ihn nur im Rheinland an. Darum ist er auf den Märkten auch selten zu finden. In Österreich findet man ihn immer häufiger. Die Importe kommen meist aus Italien.

 

Mangold mit Wirkung gegen Diabetes

Mangold enthält ein Antioxidans namens Alpha-Liponsäure. Es hat sich gezeigt, dass Mangold damit den Blutzucker-Spiegel senkt, die Insulinsensitivität erhöht und durch oxidativen Stress verursachte Veränderungen bei Patienten mit Diabetes verhindert.

Studien deuten darauf hin, dass es auch die Symptome der peripheren Neuropathie oder der autonomen Neuropathie bei Menschen mit Diabetes reduzieren kann . Es kann auch vor Retinopathie schützen, einer Schädigung der Blutgefäße, die Menschen mit Diabetes betreffen kann.

Die untersuchte Alpha-Liponsäure wurde jedoch intravenös verabreicht. Einige Studien haben gezeigt, dass die orale Einnahme nicht ausreichend wirksam ist.

 

Inhaltsstoffe von Mangold

Mangold ist sehr eiweißreich und besitzt einen beachtlichen Gehalt an Mineralstoffen (P, K, Ca, Mg, Fe, J) und Vitaminen (B1, B2, C). Außerdem sind Betaxanthine, Kämpferolglukoside, organische Säuren, Raphanol und Coniferin enthalten. Der Gehalt an Oxalsäure erreicht nicht die Höhe wie beim Spinat. Der Vitamin C-Gehalt nimmt nach der Ernte und beim Zubereiten schnell ab. Im Grunde genommen sollte man geerntete Ware schnell verarbeiten, da die Blätter leicht verwelken und die Blattstiele strohig und zäh werden.

 

Mangold als Gemüsepflanze

Noch um 1900 war Mangold in Deutschland bekannter als Spinat. In Frankreich und in der Schweiz zählt er zu den beliebten Gemüsesorten. Die Blätter bereitet man wie Spinat zu, kann sie zu Püree oder zu Suppen verarbeiten, wobei sie würziger und kräftiger als Spinat schmecken.

Als Beilage eignen sie sich zu Fleisch- und Fischgerichten. Zart und wohlschmeckend sind die jungen 10 bis 15 cm langen Stängel, die man wie Spargel oder Schwarzwurzeln zubereitet. Man muss die Stiele vorher von ihrer dünnen faserigen Haut befreien. Der Geschmack ist nussähnlich. Die Wurzeln werden als Viehfutter verwendet. Mangold dient auch als Heilpflanze. Er soll eine gute Wirkung auf Darmträgheit haben und bei Nervosität und leichter Erregbarkeit dämpfend wirken.


Literatur:

Mirmiran P, Houshialsadat Z, Gaeini Z, Bahadoran Z, Azizi F. Functional properties of beetroot (Beta vulgaris) in management of cardio-metabolic diseases. Nutr Metab (Lond). 2020 Jan 7;17:3. doi: 10.1186/s12986-019-0421-0. PMID: 31921325; PMCID: PMC6947971.

Mohammed HS, Abdel-Aziz MM, Abu-Baker MS, Saad AM, Mohamed MA, Ghareeb MA. Antibacterial and Potential Antidiabetic Activities of Flavone C-glycosides Isolated from Beta vulgaris Subspecies cicla L. var. Flavescens (Amaranthaceae) Cultivated in Egypt. Curr Pharm Biotechnol. 2019;20(7):595-604. doi: 10.2174/1389201020666190613161212. PMID: 31203800.

Sener G, Saçan O, Yanardağ R, Ayanoğlu-Dülger G. Effects of chard (Beta vulgaris L. var. cicla) extract on oxidative injury in the aorta and heart of streptozotocin-diabetic rats. J Med Food. 2002 Spring;5(1):37-42. doi: 10.1089/109662002753723205. PMID: 12511111.


Quelle: Gemüsepflanzen. Lifestyle und Trends. MEDMIX 3/2004

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