Mittwoch, April 24, 2024

Mandelentzündung: wann Mandeloperation, wann Antibiotika

Die aktuelle Leitlinie zur Behandlung der Mandelentzündung soll die Notwendigkeit einer Mandeloperation und die Antibiotika-Gabe vereinheitlichen.

Eine Mandeloperation ist ebenso wie die Antibiotika-Gabe nicht bei jeder Mandelentzündung – der Tonsillitis – notwendig. Verschiedene Fachgesellschaften von Kinder- und HNO-Ärzten haben aktuell neue Therapie-Empfehlungen zur Mandelentzündung präsentiert, die die gezielte Antibiotika-Gabe und die Notwendigkeit einer Mandeloperation regeln.



 

Rachen- und Mandelentzündung im Verlauf der ersten Lebensjahre normal

Im Verlauf der ersten Lebensjahre erkrankt jedes Kind öfters an einer Rachen- oder Mandelentzündung, das Immunsystem zeigt so eine normale Abwehrreaktion, erst bei Schluckschmerzen und Allgemeinsymptomen wie Fieber muss gehandelt werden. Die Tonsillitis ist eine der häufigsten Anlässe für den Arztbesuch und Mandeloperationen gehören zu den 20 häufigsten Anlässen für Krankenhausbehandlungen. Eine Mandelentzündung wird Kinderarzt angeschaut, gemeinsam mit den Eltern wird weiters entschieden, ob Antibiotika oder ein Krankenhausaufenthalt notwendig sind.

 

Diagnose und Behandlung der Mandelentzündung vereinheitlichen

Mittels Leitlinie wurde Diagnose und Behandlung der Mandelentzündung – der Tonsillitis – vereinheitlicht. Die akute Tonsillitis wird zu 70 bis 95 Prozent der Fälle durch Viren ausgelöst, Antibiotika sind daher oft dann wirkungslos, da sie ja nur gegen Bakterien wirken. Durch einen Blick in den Rachen allein kann der Arzt nicht entscheiden, wann dies der Fall ist. Altersabhängige Punktesysteme helfen hier und bewerten neben der Schwellung der Mandeln auch Fieber, Husten und Lymphknotenschwellung mit Punkten. Erst ab einem bestimmten Punktewert wird ein Antibiotikum empfohlen. Zusätzliche Untersuchungen wie Rachenabstriche sind sehr viel seltener notwendig.

 

Antibiotika bei Mandelentzündung

Nicht jede schwere Mandelentzündung macht eine Mandeloperation erforderlich. Die Entscheidungsgrundlage ist die Zahl von Halsschmerz-Episoden in den letzten 12 Monaten. Bei weniger als drei Episoden raten die Leitlinien von einer Mandeloperation ab. Bei drei bis fünf Episoden „kann“ die Tonsillektomie durchgeführt werden, bei sechs oder mehr Episoden ist sie „eine therapeutische Option“.

Bei mehrfach wiederkehrenden Mandelentzündungen hat sich die Mandelentfernung bewährt. Sie ist aber keine Notoperation, nur in besonders schweren Fällen sollte die Operation zügig erfolgen. Bei moderaten und milden Formen raten Experten dazu, zunächst ein halbes Jahr abzuwarten. Nur wenn sich in dieser Wartezeit weitere Entzündungen trotz wiederholter Antibiotikumtherapie ereignen, ist die Mandelentfernung der bessere Weg.

Bei besonders großen Mandeln müssen bei der Mandeloperation nicht die ganzen Mandeln entfernt werden. Eine Teilentfernung, Tonsillotomie genannt, ist eine neue Option, die in aktuellen Leitlinien erstmals empfohlen wird. Die Tonsillotomie hat sich ursprünglich in schwedischen Studien bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewährt und ist für die Patienten sehr viel weniger belastend. Anfängliche Bedenken, dass in den Mandelresten Entzündungskomplikationen programmiert sind, haben sich nicht bestätigt.




Quelle:

87. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC)

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