Montag, März 18, 2024

Mammasonographie ergänzt Mammografie: Ultraschall bei dichter Brust

Die Mammasonographie „hört“ mit Ultraschall im Signalnebel einer (Drüsen-) dichten Brust mehr als die Mammografie mit Röntgenstrahlen im Nebel „sieht“.

In den USA hat man festgestellt, dass die Brustkrebs-Früherkennung per Mammografie-Screening für Frauen mit dichter Brust nicht genug ist. Deswegen besteht in mehr als 30 US-Bundestaaten für Radiologen die Verpflichtung, Frauen mit sehr (Drüsen-) dichten Brust über das Risiko einer möglichen Maskierung von Krebs in der Mammografie zu informieren. (Breast Density and Mammography Reporting Act of 2015.) Zahlreiche US-Websites namhafter Gesellschaften und wissenschaftlicher Institute informieren die amerikanischen Frauen und Ärzte zudem über das erhöhte Brustkrebsrisiko. Und weiter über die zusätzlichen Diagnosemöglichkeiten bei dichter Brust, beispielsweise per Ultraschall, Mammasonographie, sowie MR oder Tomosynthese.

Die DEGUM – Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin – riet 2016 in einem Positionspapier den Frauen mit hoher dichter Brust der ACR-Gruppen 3 und 4 für die Früherkennungssituation. Ultraschall, Mammasonographie, sowohl in der Individualfürsorge als auch im Brust-Screening zusätzlich zur Mammografie!

Derzeit werden mit moderner digitaler Technik im Deutschen Mammografie-Screening-Programm bereits 7 von 10 Karzinomen in einem Zweijahreszeitraum bei Frauen der höchsten Dichtegruppe (ACR 4) diagnostiziert, so erstmals von einer Münsteraner Arbeitsgruppe im Mai 2018 auf dem Deutschen Röntgenkongress vorgestellt.

Dies ist ein sehr gutes Ergebnis im Vergleich zu „historischen Landmark- Studienergebnissen” von Kolb und Kollegen vor 15 Jahren. Damals entdeckte die Mammografie nur jedes zweite Karzinom in dieser Gruppe mit der höchst dichten Brust.

 

Mammasonographie verbessert Früherkennung

Aber es gibt Potenzial für Verbesserung! Denn es ergibt Sinn, auch bei Patientinnen mit dichter Brust den Brustkrebs möglichst schon klein zu finden. Unabhängig von der Tumorbiologie gilt: je kleiner der Krebs nebst Ausbreitungsstadium bei Diagnose, desto vorteilhafter ist dies für das Langzeitüberleben. Und wieso ist die Früherkennung mit Mammasonographie bei drüsendichter Brust oft besonders wirksam und findet kleine Karzinome, welche in der Mammografie maskiert werden?

Alle Brüste enthalten Drüsengewebe, das aus den für die Milchproduktion zuständigen TDLUs (terminal ductal lobular units) und den großen Milchgängen aufgebaut ist. Bindegewebe und Fett hüllen dieses Drüsengewebe ein. In der Mammasonographie stellt sich das Drüsen- und Bindegewebe mit hellen Echos dar, Karzinome hingegen oft mit dunklen Echos. So entsteht ein Echokontrast, der die Diagnose wirksam ermöglicht. Im Gegensatz hierzu werden in der Mammografie die Karzinome hell oder weiß abgebildet und durch das übrige weiße Drüsen- und Bindegewebe maskiert.

Jede Frau verfügt über eine einzigartige Mischung aus dichtem Drüsen- und Bindegewebe einerseits und Fettgewebe andererseits. Obwohl es heute automatisierte Verfahren gibt, wird die Brustdichte meist durch die Verteilung von „weißem“ Brustgewebe zu „hellgrauem“ Fett bestimmt. Davon abhängig benennt man die Zusammensetzung des Brustgewebes in eine von vier Kategorien nach den Empfehlungen des American College of Radiology (ACR):

  • fett äquivalent: ACR I
  • verstreutes Binde- und Drüsengewebe: ACR II 
  • ungleichförmiges (heterogenes) dichtes Binde- und Drüsengewebe: ACR III
  • extrem dichtes Brustgewebe: ACR IV

Nach neuesten Daten aus dem Mammografie-Screening-Programm haben 46 Prozent der Frauen ab 50 Jahren eine dichte Brust der ACR-Kategorie 3. Weiter haben sechs Prozent extrem dichte Brüste der ACR-Kategorie 4.

 

Mehr Information

Experten fordern eine Ausweitung der Information über eine dichte Brust an die Mammografie-Screening-Teilnehmerinnen und ihre Frauenärzte. Wichtig sind weitere Bemühungen, die qualitätsgesicherte hochauflösende Mammasonographie bei Frauen mit einer dichten Brust der extrem dichten ACR-4-Kategorie in methodisch hochwertigen Studien zu evaluieren. Schließlich sollte man bei Frauen mit hoch dichter Brust den Ultraschall in die Brustkrebs-Früherkennung integrieren.


Quelle:

Weshalb die Früherkennung per Mammasonographie bei (drüsen-) dichter Brust oft besonders wirksam ist. Statement von Professor Dr. med. Alexander Mundinger, DEGUM-Stufe III, Direktor des Zentrums Radiologie und Chefarzt der Brustzentrum-Sektion Bildgebende und minimal-invasive Mammadiagnostik der Niels- Stensen-Kliniken, Franziskus-Hospital Harderberg, Georgsmarienhütte, DEGUM, Juni 2018, Berlin.

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