Donnerstag, März 28, 2024

Männer haben allgemein eine schlechtere Gesundheit als Frauen

Männer und Gesundheitsbewusstsein – ein zwiespältiges Verhältnis: beim starken Geschlecht führt die Gesundheit ein stiefmütterliches Dasein.

Epidemiologische Daten zeigen in vielen Ländern, dass die Gesundheit bei Männern häufiger Probleme macht als bei Frauen. Weiter gibt es wissenschaftlich fundierte Studienergebnisse zur Männergesundheit die eindrucksvoll demonstrieren, dass der Gesundheit von Männern Forschung weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird als der Gesundheit von Frauen. Und zwar, obwohl es eine wachsende Evidenzbasis aus der ganzen Welt dafür gibt, dass gut konzipierte Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit für Männer die Situation deutlich verbessern und schädliche Geschlechtsnormen verändern können.

Experten sind der Ansicht, dass globale Gesundheitsorganisationen und nationale Regierungen im Rahmen eines umfassenden Ansatzes zu Geschlecht und Gesundheit dementsprechende Bedürfnisse von Männern und Jungen in allen relevanten Politikbereichen fokussieren sollten. Beispielsweise in Bezug auf Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Möglich wird das durch die Einführung spezifischer gesundheitspolitischer Maßnahmen für Männer. Dazu zählen Bildungsprogramme in Schulen und auf Männer ausgerichtete Informationen zur Gesundheit.

Alle diese Maßnahmen sollen Jungen und Männer ermutigen und sie unterstützen, sich besser um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Therapeuten wiederum sollten sich über die psychosozialen Aspekte der Gesundheit von Männern sowie über männerspezifische klinische Probleme informieren. Schließlich sollten medizinische Schulungsprogramme das Geschlecht und andere soziale Determinanten der Gesundheit abdecken, wobei hierzu die Arbeitsplätze eine Schlüsselrolle einnehmen.



 

Gesundheit und Männer in den deutschsprachigen Ländern

In den deutschsprachigen Ländern liegt die Lebenserwartung von Männern bei der Geburt im Schnitt bei etwa 76 Jahren. Dies ist mehr als 5 Jahre weniger als bei jener der Frauen, wobei sich der Unterschied länger­fristig verringern dürfte. Der Gesundheitszustand von Männern hängt grundsätzlich stark von ihrem Lebensstil ab. Dieser ist eindeutig riskanter als jener der Frauen und das männliche Gesundheitsbewusstsein ist wesentlich schwächer. Das zeigt sich unter anderem an den geringeren Hausarztbesuchen sowie auch daran, dass Männer unter 65 Jahren einen höheren Anteil an gewaltsamen Todesursachen aufweisen als Frauen. Generell ist die Wahrscheinlichkeit bei Männern, früh zu sterben, höher als bei Frauen. Die Haupttodesursache sind Herz-Kreislauferkrankungen, gefolgt von Krebserkrankungen (Lungenkrebs vor Prostatakrebs).

Auch von Übergewicht sind deutlich mehr Männer als Frauen betroffen. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass eine gesunde Ernährung bei Männern generell einen geringeren Stellenwert einnimmt. Männer bevorzugen oft eher deftige, fleischreichere Speisen und essen seltener Obst und Gemüse. Der Konsum von Zigaretten und Alkohol ist ebenfalls höher als bei Frauen. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit durch wesentlich mehr alkoholisierte Männer als Frauen. Vorsorgeuntersuchungen lassen häufiger Frauen durchführen als Männer. Männer schätzen ihren eigenen Gesundheitszustand jedoch gesünder ein als Frauen. Dies ist fast überall in Europa zu beobachten.

Die österreichischen und deutschen Zahlen sind sehr ähnlich. Die vorzeitige Sterblichkeit von Männern an Lungenkrebs, Hypertonie, ischiämischen Herzerkrankungen und zerebrovaskulären Erkrankungen muss gesenkt werden. Dazu sollten Männer im Hinblick auf Vorsorgeuntersuchungen beeinflussen werden. Männern muss ein spezifischer Zugang zur Gesundheitsförderung ermöglicht werden.



 

Männer sollten einen stärkeren Fokus auf das Thema Gesundheit legen

Das Gesundheitswesen muss künftig geschlechtssensibler agieren, um eine bessere Treffsicherheit der Angebote zu erzielen. Folgende Maßnahmen werden zur gesundheitlichen Vorsorge empfohlen:

  • Medizinische Maßnahmen, beispielsweise zur Erhöhung der Treff­sicherheit und Akzeptanz von Vorsorgemaßnahmen
  • Psychosoziale und pädagogische Maßnahmen, die beispielsweise die Gesundheitserziehung im Kindesalter fördern oder die Zahl der Raucher reduzieren helfen
  • Politische Maßnahmen wie die Errichtung eines Kompetenzzentrums für Fragen zur Gesundheit on Buben und Männern
  • Mediale Begleitmaßnahmen
  • Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in bestimmten Bereichen wie Verkehr, Arbeitsumfeld und Sport.
  • Die gesundheitliche Lage von Buben und jungen Männern muss durch passende vorbeugende Maßnahmen verbessert werden. Und zwar gilt das speziell für die Bereiche Unfälle, psychische Gesundheit und Hodenkrebs.

 

Fazit

Das Nachhaltigkeitsziel 3 der Vereinten Nationen für Gesundheit und Wohlbefinden enthält wichtige Verpflichtungen zur Verringerung der vorzeitigen Sterblichkeit aufgrund nicht übertragbarer Krankheiten um ein Drittel. Weiter zur Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens sowie zur Stärkung der Prävention und Behandlung von Substanzmissbrauch. Einschließlich Drogenmissbrauch und schädlichem Alkoholkonsum. Damit sollte es möglich sein, die weltweiten Todesfälle und Verletzungen zu halbieren. Bei erfolgreicher Umsetzung wäre das dann besonders vorteilhaft für die Gesundheit von Männern und Jungen auf der ganzen Welt. Derzeit spiegelt sich ein solcher Ansatz aber in der Politik und in der Praxis nicht wider.




Literatur:

Nuzzo JL. Men’s health in the United States: a national health paradox. Aging Male. 2020 Mar;23(1):42-52. doi: 10.1080/13685538.2019.1645109. Epub 2019 Jul 29. PMID: 31354093.

Baker P, Shand T. Men’s health: time for a new approach to policy and practice? J Glob Health. 2017 Jun;7(1):010306. doi: 10.7189/jogh.07.010306. PMID: 28400949; PMCID: PMC5344012.


Quellen:

Mayo Clinic Men’s Health

Österreichischer Männerbericht: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/III/III_00443/imfname_672862.pdf; http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/III/III_00279/imfname_236879.pdf

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