Donnerstag, März 28, 2024

Risiko von Herz-Kreislauf- Erkrankungen: Selbst geringe Luftverschmutzung ist schlecht für die Gesundheit

In städtischen Gebieten ist selbst geringe Luftverschmutzung schlecht für die Gesundheit ist und erhöht das Schlaganfallrisiko.

Unter dem Strich beeinträchtigt Luftverschmutzung am Wohnort ernsthaft die Gesundheit. Denn sie kann das Risiko für Schlaganfall und koronare Herzkrankheiten erhöhen. Und zwar selbst wenn die Werte unter den von der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Grenzwerten liegen. Dies haben Forschende des Helmholtz Zentrums München und des Karolinska Instituts in Schweden gemeinsam mit einem europäischen Team in einer großen Studie nachgewiesen.

„Unsere Ergebnisse zeigen auf, dass die derzeitigen Luftqualitätsrichtlinien keinen ausreichenden Schutz bieten“, sagt Annette Peters. Sie ist Direktorin am Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München, die die Studie von deutscher Seite aus leitete.

 

Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und ernsthafte Risiken für die Gesundheit wie Schlaganfall oder akuter koronarer Herzkrankheit

Die Studie ist eine große europäische Zusammenarbeit und umfasst mehr als 137.000 Teilnehmende. Und zwar aus sechs verschiedenen Kohorten in Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland, die man durchschnittlich 17 Jahre lang beobachtete. Die Forschenden untersuchten, ob ein Zusammenhang zwischen Schlaganfall oder akuter koronarer Herzkrankheit und einer längeren Exposition gegenüber Feinstaub (Partikel mit einer Masse von weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser, PM2,5), Stickstoffdioxid (NO2), Ruß und Ozon (O3) besteht.

„Wir haben festgestellt, dass das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, mit jedem Anstieg von 5 Mikrogramm pro Kubikmeter (Feinstaub) in der Luft an Ihrem Wohnort um 10 Prozent zunimmt. Unsere Studie zeigt, dass dies bedeutet, dass die Luftverschmutzung in städtischen Gebieten zum Schlaganfallrisiko beiträgt. Selbst wenn man den Lärm berücksichtigt“, sagt Kathrin Wolf, die Erstautorin der Studie.

Ein solcher Zusammenhang wurde auch für Stickstoffdioxid und Ozon beobachtet. Zu dem führte jede langfristige Erhöhung des Stickstoffdioxidgehalts in der Luft um 10 Mikrogramm pro Kubikmeter μg/m3 zu einem Anstieg des Risikos für koronare Herzkrankheiten um 4 Prozent.

 

Schwellenwerte unterhalb derer die Luftverschmutzung für die Herz-Kreislauf-Gesundheit unschädlich ist

Die Forschenden konnten keine sicheren Schwellenwerte ermitteln, unterhalb derer die Luftverschmutzung für die Herz-Kreislauf-Gesundheit unschädlich ist. Die negativen Auswirkungen von Feinstaub und Stickstoffdioxid wurden auch dann festgestellt, wenn die Analysen auf Teilnehmende beschränkt wurden, die Werten unterhalb der von der WHO und der EU festgelegten Grenzwerte ausgesetzt waren (10 bzw. 25 μg/m³ für PM2,5 und 40 μg/m³ für NO2).

„Dies ist besorgniserregend und zeigt, wie wichtig gute Luftqualität ist. Da sie Krankheiten mit nachhaltigen Folgen für die Lebensqualität wie einen Schlaganfall verhindern kann“, sagt Annette Peters. Die WHO wird in Kürze neue Leitlinien für die Luftqualität vorlegen.


Literatur:

Wolf K., Hoffmann B., Andersen ZJ, Atkinson RW, Bauwelinck M., Bellander T., Brandt J., Brunekreef B., Cesaroni G., Chen J., de Faire U., de Hoogh K., Fecht D., Forastiere F., Gulliver J., Hertel O., Hvidtfeldt UA, Janssen NAH, Jørgensen JT, Katsouyanni K., Ketzel M., Klompmaker JO, Lager A., Liu S., MacDonald CJ, Magnusson PKE, Mehta AJ, Nagel G., Oftedal B., Pedersen NL, Pershagen G., Raaschou-Nielsen O., Renzi M., Rizzuto D., Rodopoulou S., Samoli E., van der Schouw YT, Schramm S., Schwarze P., Sigsgaard T., Sørensen M., Stafoggia M., Strak M., Tjønneland A., Verschuren WMM, Vienneau D., Weinmayr G., Hoek G., Peters A., Ljungman PLS. Long-term exposure to low-level ambient air pollution and incidence of stroke and coronary heart disease: a pooled analysis of six European cohorts within the ELAPSE project. Lancet Planet Health. 2021 Sep;5(9):e620-e632. doi: 10.1016/S2542-5196(21)00195-9. PMID: 34508683.


Quelle:

Helmholtz Zentrum München: www.helmholtz-muenchen.de

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