Die psychoaktive Substanz LSD beeinflusst bestimmte Hirnareale derart, dass es zu einer starken Aktivierung des semantischen Netzwerks kommt.
Unlängst haben Wissenschaftler in einer Studie, in der die Auswirkungen der psychoaktiven Substanz Lysergsäurediethylamid – kurz LSD – auf die Verarbeitung von Sprache im Gehirn untersucht wurden, herausgefunden, dass Lysergsäurediethylamid bestimmte Hirnareale so beeinflusst, dass es zu einer starken Aktivierung des semantischen Netzwerks kommt. Dazu zählt etwa das Verknüpfen von Wörtern mit ähnlicher Bedeutung, die Probanden verstärkt in den Sinn kamen.
Der Konsum von Lysergsäurediethylamid geht mit Halluzinationen einher. Das führt dazu, dass man sich selbst nicht mehr als getrennt von der eigenen Umwelt wahrnimmt. Auch bei einigen psychischen Erkrankungen tritt diese Bewusstseinserweiterung auf. Psychedelische Substanzen wie LSD fördern auch die Kreativität. Dadurch könnten auch weitere Bereiche, die mit dem Sprachbereich im Gehirn in Verbindungen stehen, aktiviert werden und verborgene Gedanken oder Assoziationen schneller zum Vorschein gebracht werden.
Internationale LSD-Studie
In der internationalen Studie zur Substanz Lysergsäurediethylamid hatten zehn gesunden Probanden jeweils im Abstand von einer Woche eine niedrige LSD-Dosis sowie ein Placebo eingenommen. Im Anschluss wurde den Teilnehmern verschiedene Bilder vorgelegt. Die Probanden sollten nun angeben, was sie auf den Bildern sehen.
Die Ergebnisse zeigten, dass LSD sich auf die Sprache auswirkt: die Studienteilnehmer hatten nach der Einnahme von Lysergsäurediethylamid Probleme, das Gezeigte auf den Bildern richtig zuzuordnen. Wenn zum Beispiel ein Bild eines Autos gezeigt wurde, benannten die Teilnehmer es mit „Bus“ oder „Zug“. LSD scheint das sogenannte semantische Netzwerk im Gehirn zu beeinflussen. Unter dem Begriff fasst die Psycholinguistik Prozesse der Wissensorganisation im Hirn zusammen. Dazu zählt beispielsweise auch, wie Menschen Wörter miteinander verknüpfen und abspeichern. Durch LSD wird dieses Netzwerk sehr stark aktiviert, sodass den Probanden ähnliche Wörter einer Wortfamilie in den Sinn kommen.
Die Ergebnisse der Studie soll helfen besser zu verstehen, wie Sprache und abgespeichertes Wissen im Gehirn verknüpft sind und um neue neurobiologische Mechanismen zu entdecken, die das semantische Netzwerk aktivieren. Dahingehend könnte das auch zum Verständnis beitragen, wie Therapieformen für psychische Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände funktionieren.
Quelle:
Forscherteam um Dr. Neiloufar Family von der TU Kaiserslautern, dem University College London und dem Imperial College London: „Semantic activation in LSD: evidence from picture naming“
DOI: 10.1080/23273798.2016.1217030