Samstag, April 20, 2024

Linezolid – ein Reserveantibiotika

Linezolid ist ein Reserveantibiotika, das stationär zum Einsatz kommt und oft eine der letzten Optionen zur Therapie einer schweren Infektion ist.

Die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika stellt ein großes Problem in der Therapie von Infekten dar. Besonders bedenklich sind durch mehrfachresistente ­grampositive Erreger verursachte Infektionen mit starken Krankheits- und Sterblichkeitszahlen. Die größte Therapie-Bedeutung hat dabei die Entwicklung neuer Klassen antibakterieller Wirk­stoffe mit neuartigen Wirkmechanismen, die sich durch das Fehlen von Kreuzresistenzen mit exis­tierenden antimikrobiellen Wirkstoffen auszeichnen. Linezolid ist ein derartiger Wirkstoffkandidat.



 

Eigenschaften und Wirkweise von Linezolid

Linezolid ist ein weißes bis gelbliches kristallines Pulver. Mit einem pKa-Wertes von 1,8 zeigt die Substanz sehr schwach basische Eigenschaften.

Das Antibiotikum löst sich bei pH-Werten zwischen 5 und 9 sehr gering in Wasser (3,2 mg/ml). Unterhalb eines pH-Wertes von 3 und mit steigender Temperatur nimmt die Löslichkeit zu. Das Molekül liegt bei physiologischem pH-Wert in seiner neutralen, ungeladenen Form vor.

Linezolid wird nach oraler Anwendung sehr rasch und nahezu vollständig resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei ~ 100% und wird von der Nahrungsaufnahme nicht signifikant beeinflusst. Daher kann eine intravenöse Therapie ohne weitere Dosisanpassung oral fortgesetzt werden.

Die zugelassene Dosierung beträgt für Erwachsene zwei mal täglich 600 mg Linezolid. Das Antibiotikum bindet konzentrationsunabhängig in geringem Ausmaß (31%) an Plasmaproteine. Das Verteilungsvolumen im Steady State liegt bei Erwachsenen bei 40 bis 50 l und entspricht etwa dem Gesamtkörperwasser.

Der Abbau von Linezolid zu zwei Hauptmetaboliten erfolgt primär durch Oxidation des Morpholin-Rings. Dabei entstehen der Hydroxyethylglycin-Metabolit und der Aminoethoxyessigsäure-Metabolit. Beide Abbauprodukte zeigen keine nennenswerte antimikrobielle Aktivität.

Linezolid wirkt überwiegend bakteriostatisch und hemmt die bakterielle Proteinbiosynthese. Eine langsame bakterizide Aktivität wurde mit einigen Streptococcus-Stämmen bei hohen Konzentrationen beobachtet.



Bisher etablierte Inhibitoren der Proteinbiosynthese, wie z.B. ­Tetracycline, Makrolide oder Aminoglykoside, greifen während des Elongationszyklus ein und unterbinden die Verlängerung der Polypeptidkette. Im Unterschied dazu wirkt Linezolid in einem sehr frühen Schritt der Proteinbiosynthese.

 

Wirkspektrum

Das Wirkspektrum von Linezolid umfasst im Wesentlichen grampositive aerobe und anaerobe Bakterien. Dazu gehören auch MRSA, MRSE und VRE. Gramnegative Bakterien scheinen hingegen eine natürliche Resistenz zu besitzen, denn Linezolid zeigt bei dieser Population nur mäßige oder keine Wirkung.

Die einzige bisher beobachtete Interaktion von Linezolid ist die rever­sible, nichtselektive Hemmung der Monoaminoxidase womit eine gleichzeitige Therapie mit anderen MAO-Inhibitoren, wie z.B. Selegilin oder Moclobemid kontraindiziert ist.

Jedenfalls hat man das Antibiotikum Linezolid wurde in Europa für die Therapie von schweren Haut- und Weichteilinfektionen sowie ambulant erworbenen und nosokomialen Pneumonien bei Erwachsenen zugelassen. Und zwar sofern linezolid-empfindliche Bakte­rien die Infektionen verursachten.

Außerdem wird es zur Behandlung von Infektionen des diabetischen Fußes und bei Kindern eingesetzt. Die empfohlene Therapiedauer liegt zwischen 10 und 14 Tagen, höchstens bei 28 Tagen. Linezolid gilt im klinischen Bereich u.a. auch wegen der hohen Therapiekosten noch als Reserveantibiotikum.

Es ist der Behand­lung von Patienten mit multiresistenten Erregern vorbehalten und wird bei Einzelfällen angewendet, wenn zur Therapie ­einer MRSA- oder VRE-Infektion kein Alternativpräparat zur Verfügung steht.




Literatur:

Hashemian SMR, Farhadi T, Ganjparvar M. Linezolid: a review of its properties, function, and use in critical care. Drug Des Devel Ther. 2018;12:1759–1767. Published 2018 Jun 18. doi:10.2147/DDDT.S164515

Egan SA, Shore AC, O’Connell B, Brennan GI, Coleman DC. Linezolid resistance in Enterococcus faecium and Enterococcus faecalis from hospitalized patients in Ireland. High prevalence of the MDR genes optrA and poxtA in isolates with diverse genetic backgrounds [published online ahead of print, 2020 Mar 4]. J Antimicrob Chemother. 2020;dkaa075. doi:10.1093/jac/dkaa075

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