Donnerstag, März 28, 2024

Positive Erfahrungen: Lichttherapie hilft bei Depressionen

Die Lichttherapie hilft in über 70% der psychiatrischen Krankenhaus-Abteilungen bei der Therapie von saisonabhängigen Depressionen, zeigen die Erfahrungen.

Die Lichttherapie ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. In Österreich, Deutschland und der Schweiz wird in fast 70 Prozent der psychiatrischen Abteilungen in Krankenhäusern die Lichttherapie zur Behandlung von Patienten mit saisonabhängigen Depressionen wie Winterdepressionen eingesetzt, die Erfahrungen sind sehr gut. Vor zwanzig Jahren waren es noch weniger als 20 Prozent, wie verschiedene Untersuchungen in den letzten Jahren ergaben. Laut neuerer Umfragen zeigen die Erfahrungen, dass die Lichttherapie bei Depressionen auch in Kombination mit Antidepressiva sehr gut hilft und auch verwendet wird.

 

Die erste Publikation zur Lichttherapie, um Patienten mit saisonabhängigen Depressionen zu behandeln, stammt aus dem Jahr 1981. Damals war der Amerikaner Herbert Kern der erste Patient, der mit der Lichttherapie behandelt wurde. 1984 gab es dann die erste systematische Untersuchung. Danach folgten verschiedene Studien, bei denen sich die Patienten regelmäßig vor eine Lichtbank setzen mussten.

 

Lichttherapie bei Depressionen immer häufiger ein Behandlungsangebot

Im Jahr 1994 wurde in Deutschland eine erste Umfrage zur Häufigkeit der Lichttherapie durchgeführt, und es zeigte sich, dass weniger als 20 Prozent der Abteilungen die Lichttherapie einsetzten. Heute hat man mit der Lichttherapie bei Depressionen in über siebzig Prozent der psychiatrischen Abteilungen sehr gute Erfahrungen.

In über einem Drittel der Fälle verwenden die Experten die Lichttherapie für stationär aufgenommene Patienten mit Winterdepressionen, In etwa fünf Prozent der Fälle wird die Lichttherapie für ambulant Patienten eingesetzt. Bei etwa 30 Prozent wird sie für beide Patientengruppen angewendet.

Wirksamkeit und Anwendungsgebiete

Das wichtigste Anwendungsgebiet sind saisonal abhängige Depressionen wie Winterdepressionen, aber auch bei nicht saisonalen Depressionen kommt sie zum erfolgreich zum Einsatz. Hingegen gibt es nur begrenzte Hinweise auf ihre Wirksamkeit bei subklinischen leichteren Depressionen, bei denen nicht eine vollständige Symptomatik vorliegt.

Im Grunde genommen empfehlen zwar Leitlinien für Depressionen die Lichttherapie vor allem bei Depressionen, die wie erwähnt einem saisonalen Muster folgen. Für depressive Störungen, die nicht saisonal abhängig sind, konnte aber auch eine Wirksamkeit nachgewiesen werden, wenngleich nur Ergebnisse mit kleinen Stichproben vorliegen.

 

Forscher konnten beispielsweise nachweisen, dass die verminderte Lichteinstrahlung in den finsteren Wintermonaten tatsächlich psychische und physische Veränderungen auslösen kann. Bei reduziertem Licht funktioniert der Serotonin 1A-Rezeptor, der als Andockstelle an die Nerven­zelle dient, nämlich wesentlich schlechter – ähnlich wie bei Depressionen oder Angststörungen. Das wird offenbar durch die Lichttherapie ausgeglichen.

 

Lichttherapie bei Herbst- und Winterdepressionen

Mindestens fünf Prozent der Menschen in unseren Breiten leiden in der dunklen Jahreszeit stark an Depressionen. 17 Prozent sind weniger stark betroffen. Je weiter man auf dem Erdball nördlich kommt, desto häufiger treten Herbst- und Winterdepressionen auf. Das haben Studien in den USA und in Japan eindeutig ergeben. Manche Betroffene beginnen daran bereits Anfang September zu leiden. Wirklich relevant werden die Beschwerden im Oktober und November.

Im Rahmen der Lichttherapie setzen sich die Patienten täglich vor eine spezielle Lichtbank. Bei einer Lichtstärke von 10.000 Lux genügt pro Tag eine halbe Stunde, bei 3.000 Lux sind es 2,5 Stunden. Die Lichttherapie wirkt über die Retina. Der Effekt tritt schneller als bei der medikamentösen Therapie ein. Er zeigt sich schon nach rund drei Tagen und ist etwa so stark wie jener von modernen Antidepressiva.

 

Lichttherapie bei Symptomen von leichteren, subklinischen Depressionen

Eine rezente chinesische Studie untersuchte nun, ob die Lichttherapie auch bei nicht saisonalen, subklinischen, leichteren Depressionen und Angstzuständen hilft. Dazu haben die chinesischen Wissenschaftler College-Studenten mit nicht saisonaler, leichter Depression eingeschlossen. Die Teilnehmer kamen  zufällig in drei Gruppen. Eine Lichttherapie-Gruppe mit hoher (LT-5000 Lux) und eine Lichttherapie-Gruppe mit niedriger Intensität (LT-500 Lux) sowie eine Warteliste.

Schließlich zeigten die Ergebnisse, dass sowohl die Lichttherapie mit hoher als auch die mit niedriger Intensität bei der Behandlung dieser Studenten mit nicht saisonaler, leichter Depression hilft. Zudem zeigte die Lichttherapie mit hoher Intensität im Vergleich zur niedrigeren Intensität nach dem 8-wöchigen Versuch eine bessere Wirkung.


Literatur:

Jiang L, Zhang S, Wang Y, So KF, Ren C, Tao Q. Efficacy of light therapy for a college student sample with non-seasonal subthreshold depression: An RCT study [published online ahead of print, 2020 Aug 26]. J Affect Disord. 2020;277:443-449. doi:10.1016/j.jad.2020.08.055

Mårtensson B, Pettersson A, Berglund L, Ekselius L. Bright white light therapy in depression: A critical review of the evidence. J Affect Disord. 2015;182:1‐7. doi:10.1016/j.jad.2015.04.013

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