Freitag, April 19, 2024

Neue Leitlinien für die Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren

Neue Leitlinien sollen einheitliche Standards zur Diagnostik und Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren wie den Gliomen setzen.

Das Gehirn kann von einer Vielzahl von verschiedenen Tumorarten betroffen sein, welche zu schwerwiegenden Komplikationen wie epileptischen Anfällen, Hirnschwellungen oder Blutungen und Thrombosen führen können. Bisher fehlten einheitliche Standards zur Diagnostik und Therapie dieser häufigen Beschwerdebilder. Nun hat ein internationales ForscherInnen-Team, bestehend aus ExpertInnen der führenden onkologischen Gesellschaften ESMO (European Society for Medical Oncology) und EANO (European Association of Neuro-Oncology) neue, weltweite Leitlinien und Standards für die Behandlung dieser Komplikationen verfasst, die im Top-Journal „Annals of Oncology“ (Impact Factor 18.2) erschienen sind. Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie (Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien) hat diese internationale Leitlinie zur Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren als EANO-Präsident initiiert und als Letztautor federführend koordiniert.

 

Neue Hirntumor-Richtlinien von immenser Bedeutung

„Rund 18 Millionen Menschen weltweit erkranken jährlich an Krebs, bei jedem beziehungsweise jeder zweiten Betroffenen mit fortgeschrittenen Tumoren kommt es, insbesondere bei Lungen-, Brust- oder Hautkrebs, zu Absiedelungen ins Gehirn. Durch die Breite dieses Feldes sind die neuen Richtlinien von immenser Bedeutung“, erklärt Preusser. „Daher haben sich auch die beiden größten Gesellschaften zusammengetan, um einheitliche Standards zu erarbeiten.“

Mit Hilfe von Algorithmen und zahlreichen Abbildungen wurde ein Referenzwerk zum Nachschlagen geschaffen, um es zu ermöglichen, dass PatientInnen auf der ganzen Welt dieselbe, hochqualitative Behandlung von Komplikationen bei Hirntumoren erhalten. Fragestellungen wie „wie reagiert man bei Schwellungen des Gehirns?“ oder „was ist bei einem epileptischen Anfall oder bei neurokognitiven Einschränkungen zu tun?“ werden von den interdisziplinär zusammengesetzten AutorInnengruppe bis ins Detail behandelt.

„Diese von uns nun erstellten Guidelines sollen durch die Möglichkeit, diese überall auf der Welt anwenden und umsetzen zu können, zu einer deutlichen Steigerung der PatientInnensicherheit führen“, betont Preusser, der gleichzeitig als Co-Autor auch an einer Leitlinie zur richtigen Behandlung von Gliomen, den speziellen Hirntumoren des Zentralnervensystems, mitgearbeitet hat, welche nun im Top-Journal „Nature Reviews Clinical Oncology“ veröffentlicht wurde.

 

Fakten zu Krebs

In Österreich sind Krebserkrankungen für rund 25 Prozent aller Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Pro Jahr werden rund 40.000 Fälle neu diagnostiziert. Die häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen sind Brust (29 Prozent), Lunge und Darm (je 10 %). Bei den Männern sind es Prostatakrebs (23 Prozent), gefolgt von Lunge (14) und Darm (12). Das relative 5-Jahres-Überleben hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen und liegt nun bei rund 60 Prozent.


Literatur:

Roth P, Pace A, Le Rhun E, Weller M, Ay C, Cohen-Jonathan Moyal E, Coomans M, Giusti R, Jordan K, Nishikawa R, Winkler F, Hong JT, Ruda R, Villà S, Taphoorn MJB, Wick W, Preusser M; EANO Executive Board; ESMO Guidelines Committee. Neurological and vascular complications of primary and secondary brain tumours: EANO-ESMO Clinical Practice Guidelines for prophylaxis, diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol. 2020 Nov 19:S0923-7534(20)43146-1. doi: 10.1016/j.annonc.2020.11.003. Epub ahead of print. PMID: 33246022.


Quelle:

Medizinische Universität Wien

 

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