Die Lebensqualität bei Allergie ist für Betroffene stark beeinträchtigt – der Leidensdruck ist sehr viel größer, als man allgemein vermutet.
Die allergische Rhinitis ist mit einer Prävalenz von etwa 20% der Bevölkerung eine sehr häufige Erkrankung. Die typischen nasalen Symptome wie Nasenatmungsbehinderung, Niesattacken, Juckreiz und Sekretion werden begleitet von Kopfschmerzen, Schlafstörung und verminderter Leistungsfähigkeit. Zusätzlich leiden die Patienten unter psychosozialen Problemen und emotionalen Belastungen, dazu kommen Produktionsverlust und vermehrte Fehlzeiten. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität bei Allergie ist also in vielerlei Hinsicht enorm.
Wichtige weitere zusätzliche Erkrankungen bei Allergie
Die wichtigsten Komorbididäten belasten die Patienten zusätzlich noch:
- Asthma bronchiale bei bis zu 70% der Betroffenen und
- chronische Rhinosinusitis bei bis zu 50% sowie
- bei Kindern Mittelohrentzündungen und -ergüsse im Bereich zwischen 25 und 50%.
Die wesentlichen Schlafbeschwerden sind die Einschlafstörung, die Tagesmüdigkeit, der nicht erholsame Schlaf sowie das Schnarchen mit Inzidenzen zwischen 30 und 50%.
Signifikante Unterschiede in den Scores zur Lebensqualität bei Allergie
Im Vergleich zu Kontrollgruppen zeigen sich bei spezifischen Lebensqualitätsscores signifikante Unterschiede. Der SF 36 zeigt in der körperlichen Funktion, Rollenerfüllung, im Schmerzempfinden, allgemeinen Gesundheitszustand, in der Sozialfunktion, der geistigen, emotionalen und der gesamten Gesundheit einen signifikant negativen Effekt der allergischen Rhinitis. Auch die rhinologische Lebensqualität ist schlechter für Schlaf, praktische Probleme, bei nasalen und Augenproblemen sowie im Bereich Emotionen, Aktivitäten und der Gesamtlebensqualität. Daraus resultiert eine Belastung der Patienten, die sich traurig oder verstimmt fühlen mit 40%, irritiert mit 60%, müde zu 80%, stark erkrankt zu 20% und erkrankt zu 60%.
Fazit. Zusammenfassend ist Lebensqualität bei Allergie für die betroffenen Menschen relevant und signifikant beeinträchtigt. Das englischsprachige Ausdruck »hay fever« beschreibt auch eine sehr viel weitergehende Form der Erkrankung als der allergische Schnupfen. Da allergische Erkrankungen mit hocheffektiven Kurz- und Langzeittherapien sehr gut zu behandeln sind, ergibt sich für den Behandelnden Arzt die Option und die Pflicht der optimalen Behandlung der Patienten. Dies vor allem, da die Patienten einem sehr viel größeren Leidensdruck ausgesetzt sind, als man dies allgemein vermutet.
Literatur:
Simon D. Recent Advances in Clinical Allergy and Immunology 2019. Int Arch Allergy Immunol. 2019;180(4):291-305. doi: 10.1159/000504364. Epub 2019 Nov 6. PMID: 31694018.
Meltzer EO. Allergic Rhinitis: Burden of Illness, Quality of Life, Comorbidities, and Control. Immunol Allergy Clin North Am. 2016 May;36(2):235-48. doi: 10.1016/j.iac.2015.12.002. Epub 2016 Mar 4. PMID: 27083099.
Quelle: Lebensqualität bei Allergie. Prim. Univ.-Prof. DDr. Gerd Rasp. MEDMIX 9 / 2008