Dienstag, April 23, 2024

Manisch-depressiv: Lamotrigin bei bipolarer Störung

Lamotrigin ist seit den 1990er Jahren als Antiepileptikum verfügbar, das hilft heute auch bei bipolarer Störung von Patienten, die manisch-depressiv sind.

Seit dem Jahr 1993 ist der Wirkstoff als Antiepileptikum für epileptische Patienten ab 12 Jahren zugelassen. Neben der Behandlung von Epilepsie kommt heute Lamotrigin bei affektiver beziehungsweise bipolarer Störung zum Einsatz, die zudem auch manisch-depressiv.

Besonderheiten bei bipolaren Störungen

Besonderheiten bei bipolaren Störungen sind die wechselnd manisch und depressiven Gemütszustände der Betroffenen. Bipolare Störungen gelten als Gemütskrankheit und sind chronische, kompliziert verlaufende, affektiven Krankheiten.

  • In der manischen Phase sind Betroffene ­aufgedreht und über die Maßen aktiv – begleitet von maßloser Überschätzung und gegensätzlichen Verhalten.
  • In der depressiven Phase fällt der Betroffene in ein Loch, fühlt sich ausgepumpt, leer, traurig, schläft schlecht und leidet an Morgentiefs.
  • Beide Phasen können tage-, monate-, oder sogar jahrelang anhalten. Durchschnittlich entfallen auf eine manische drei depres­sive Phasen, die auch dreimal länger andauern.

Oft sind die verfügbaren sogenannten Antikonvulsiva gerade in depressiven Phasen ­ungenügend wirksam, grundsätzlich kommt es bei bipolaren Störungen zu einer medikamentösen Dauertherapie.

Dabei folgt an die jeweilige Akuttherapie mit Neuroleptika oder Antidepressiva eine Rezidivprophylaxe über mehrere Wochen bis Monate mit Antikonvulsiva.

Danach soll die sogenannte Phasenprophylaxe – teilweise jahrelang – den krankheitsfreien Zeitraum zwischen den Episoden zu verlängern.

Phasenprophylaktika bezeichnet man als Stimmungsstabilisatoren, die Patienten lebenslang anwenden müssen, um vor manischen und depressiven Episoden möglichst gut geschützt zu sein.

 

Lamotrigin gegen bipolare Depression

Lamotrigin wird zur prophylaktischen Therapie bei manisch-depressiven Patienten mit einem Risiko für depressive Episoden eingesetzt. Deer Wirkstoff wirkt stimmungsstabilisierend als sogenannter Mood-Stabilizer und zählt zu den Phasenprophylaktika. Zur Vermeidung manischer Episoden ist eine Zusatztherapie notwendig.

Bei der Entwicklung von Lamotrigin ging man davon aus, dass die ersten Antiepileptika wie Phenytoin und Primidon ihren Effekt einer Dihydrofolatreduktasehemmung verdanken. Wirkungsmäßig geht man heute von einer Hemmung pathologisch erhöhter Neuro­transmitter-Spiegel aus.

Lamotrigin bietet eine rasche und vollständige Resorption. Schon nach zweieinhalb Stunden werden maximale Plasmaspiegel erreicht, wobei an Plasmaproteine etwa 55% der Wirkstoffmenge gebunden ist. Nach mehreren Einzeldosen beträgt die Halbwertszeit etwa 22 Stunden.

Kombiniert eingesetzte Antiepileptika wie Carbamazepin verkürzen die Halbwertszeit auf ca. 14 Stunden, der Wirkstoff Valproat verlängert sie auf etwa 70 Stunden.

Lamotrigin wird vor allem über die Leber abgebaut, nur 10% der Dosis scheinen unverändert im Urin auf. Die Behandlung beginnt stufenweise mit Dosisverdoppelung alle zwei Wochen, bis nach 6 Wochen die Zieldosis von 200 mg erreicht wird. Die Tagesdosis ist je nach gewählter Begleitmedikation zu erhöhen oder zu verringern.

 

Nebenwirkungen von Lamotrigin

zu den unangenehmsten Nebenwirkungen ­zählen Hautausschläge, die besonders häufig bei zu rascher Dosiserhöhung in der Eskalationsphase auftreten. Unter Lamotrigin traten Gelenk- und Rückenschmerzen sowie Kopfschmerzen in 1 bis 10% der Behandlungen auf. Es kommt aber nicht wie bei anderen ­Antikonvulsiva zur typische Gewichtszu­nahmen.


Literatur:

Nicholas T. Betchel; Abdolreza Saadabadi. Lamotrigine. StatPearls [Internet]. Last Update: October 8, 2019.

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