Jährlich infizieren sich Millionen von HIV-Patienten neu mit Kryptokokken, wodurch es zu einer unkontrollierten, überschießenden Entzündungsreaktion kommen kann.
Kryptokokken verursachen die sogenannte Kryptokokkose, die auch Busse-Buschke-Krankheit nach ihrem Entdecker genannt wird. Diese Pilzinfektion kommt vor allem bei Menschen mit geschwächten Immunsystem vor – besonders bei AIDS. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben nun unlängst einen wichtigen Beitrag bei der Erforschung eines bisher rätselhaften, lebensbedrohlichen Entzündungssyndroms geleistet, das oft bei der Therapie von AIDS auftritt. Sie analysierten die Mechanismen, die zu dieser unkontrollierten Entzündungsreaktion führen.
Zusammenhang Kryptokokken-IRIS und Entzündungssyndrom
Das Entzündungssyndrom steht direkt mit einer Pilzinfektion im Zusammenhang, die eine der Haupttodesursachen von HIV-Patienten darstellt. Allein in Ländern südlich der Sahara infizieren sich jährlich mehr als 1.000.000 HIV-Patienten neu mit Kryptokokken, den Erregern dieser Pilzinfektion. Die Sterblichkeit liegt bei bis zu 60 Prozent. Das liegt daran, dass HIV das Immunsystem der Betroffenen unterdrückt. Inzwischen erhalten HIV-Patienten daher immer häufiger Medikamente, die das Immunsystem wieder aufbauen. Allerdings kann dadurch paradoxerweise plötzlich eine unkontrollierte, überschießende Entzündungsreaktion hervorgerufen werden.
Kryptokokken-IRIS
Eine unkontrollierte, überschießende Entzündungsreaktion wird als Kryptokokken-IRIS bezeichnet und stellt ein neues gravierendes medizinisches Problem dar, wobei die Patienten dabei häufig an einer Hirnhautentzündung erkranken.
Die deutschen Forscher fordern, dass gezielte Therapieansätze für Kryptokokken-IRIS entwickelt werden sollten. Dies erfordert eine detaillierte, systematische Untersuchung der auslösenden Mechanismen. „Ein geeignetes experimentelles Modell kann daher entscheidend zum Verständnis der Krankheitsentstehung beitragen“, erläutert Diplom-Biologin Maria Eschke, die bei Prof. Dr. Gottfried Alber von der Veterinärmedizinischen Fakultät am Institut für Immunologie der Universität Leipzig eine Dissertation zu diesem Thema geschrieben hat. Gemeinsam mit Prof. Dr. Steffen Roßner und Dr. Corinna Höfling vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig identifizierte die Arbeitsgruppe die Zellen, die für Kryptokokken-IRIS verantwortlich sind und eine verheerende Kettenreaktion im Körper der Betroffenen auslösen.
„Das ist tatsächlich ein Durchbruch in der Erforschung dieses Entzündungssyndroms“, erläutert Alber. „Die weiteren Forschungsarbeiten zielen nun darauf ab, die komplexen Mechanismen von Kryptokokken-IRIS in der Tiefe zu charakterisieren, um Marker für die Diagnostik und Prognosestellung zu finden und natürlich um gezielte Therapieansätze zu entwickeln“, erläutert Institutsleiter Alber.