Donnerstag, April 18, 2024

Kritik nach Metaanalyse an Pink Viagra

Das sogenannte Pink Viagra – Handelsname Addyi mit dem Wirkstoff Flibanserin – bekommt nach einer aktuellen Metaanalyse schlechte Noten bzgl. Wirksamkeit.

 

Das liebevoll als Pink Viagra bezeichnete Medikament Addyi – der 5-HT1A-Serotonin-Agonist Flibanserin –, der im Sommer des Vorjahrs zur Behandlung von sexuellen Appetenzstörungen von Frauen zugelassen wurde, hat laut einer Ende Februar in JAMA Internal Medicine erschienenen Meta-Analyse eine schwächere Wirkung als angenommen und die Risiken des Medikamentes könnten unterschätzt worden sein.

 

Was die Metaanalyse zu Flibanserin (Addyi – Pink Viagra) herausfand

Wissenschaflter vom Academisch Medisch Centrum in Amsterdam bezifferten nun nach ihrer Metaanalyse die Zahl der monatlichen sexuell befriedigenden Erlebnisse mit Flibanserin nur um 0,49 pro Monat mehr als bei einer Placebo-Behandlung.

Das sexuelle Verlangen wurde mittels eDiary-Score erhoben und verbesserte sich um 1,63 Punkte stärker als unter Placebo. Im sogenannten Female Sexual Function Index (FSFI) betrug der nach Einschätzung der Forscher ebenfalls nur marginale Vorteil 0,27 Punkte.

Gerade auf diesen seinerzeit sekundären Studienendpunkt Female Sexual Function Index (FSFI) und die dabei unterstellten überzeugenden Ergebnisse waren letztendlich für die FDA-Zulassung sehr mitentscheidend, wenngleich externen Beratern der FDA dies für eine Zulassung von Flibanserin zuvor schon nicht ausgereicht hatte.

Wie MEDMIX bereits berichtete wird der FSFI mittels Fragebogen ermittelt, wobei sich dabei Antworten zu sexueller Appetenz (Lust oder Lustlosigkeit), Erregung, Lubrikation (damit ist Anschwellen und Feuchtwerden der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane gemeint), Orgasmus, Zufriedenheit und Schmerzen während des Geschlechtverkehrs ergeben. Hier Schnitt Pink Viagra weiland in der Zulassungsstudie relativ gut ab.

Zu weiteren Details gab es verschiedene Beiträge:

Mit Flibanserin – Pink Viagra – die sexuelle Lust der Frau steigern

Kritik an Flibanserin – dem „Pink Viagra für Frauen“

Flibanserin – Pink Viagra für Frauen

Flibanserin als Addyi ab heute in den US-Drugstores – Pink Viagra für Frauen

 

Sicherheitsbedenken zu Pink Viagra

Die häufigsten Nebenwirkungen waren laut aktueller niederländischen Metaanalyse Schwindel (viermal häufiger auftrat als unter Placebo), Somnolenz, Übelkeit und Erschöpfung.

Bereits vor der Zulassung von Flibanserin unter dem Handelsnamen Addyi gab es Sicherheitsbedenken bezüglich der Anwendung, da der Wirkstoff in der Leber über das so genannte CYP3A4-System abgebaut wird, was bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Medikamente, die ebenfalls als CYP3A4-Inhibitoren wirken(etwa 50% aller Wirkstoffe, die über CYP biotransformiert werden) wie Antibaby-Pillen, orale Kontrazeptiva oder Antimykotika) schnell zu einer Überdo­sierung führen kann.

Auch starke Blutdruckabfälle wurden beobachtet, wobei bereits die Kombination mit einer moderaten Alkoholmenge das Risiko für solcher Blutdruckabfälle aber auch Synkopen (Kreislaufkollaps) stark erhöhte (grafisch hervorgehobener Warnhinweises in den Fachinformationen zu Flibanserin).

 

 

Quellen und weitere Informationen:

http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2497781

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