Montag, April 22, 2024

Kreuzschmerzen: Anamnese, Diagnose, Diagnostik, Bildgebung

Kreuzschmerzen führen häufig zu Arbeitsausfällen, für eine rasche wirksame Therapie ist die frühe Diagnose sehr wichtig.

Tatsächlich stehen Kreuzschmerz, Rückenleiden sowie andere Muskel-Skelett-Erkrankungen an der Spitze der Ursachen für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle. Denn diese Beschwerden verursachen nahezu jeden fünften Fehltag. Wichtig ist daher eine frühe Diagnose, um eine wirksame Therapie der jeweiligen Kreuzschmerzen einleiten zu können.

 

Diagnose bei Kreuzschmerz

Im Vordergrund der Diagnose-Stellung bei Kreuzschmerzen steht die Anamnese beziehungsweise die Befragung des Patienten zur Vorgeschichte. Damit erfährt der Arzt die genauen Symptome sowie die dadurch bedingten Einschränkungen und Probleme.

Im Vordergrund der Diagnose-Stellung bei Kreuzschmerz steht die Anamnese beziehungsweise die Befragung des Patienten zur Vorgeschichte. Damit erfährt der Arzt die genauen Symptome sowie die dadurch bedingten Einschränkungen und Probleme.

Eine fachkundige körperliche Untersuchung nach der Anamnese ergänzt die Diagnose. Dabei steht im Vordergrund die gezielte Fahndung nach sogenannten Warnzeichen („red flags“), die einen Anhalt für eine gefährliche oder ernsthafte Erkrankung geben. Damit ist es bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit möglich, zwischen nicht spezifischen und spezifischen Ursachen zu differenzieren.

 

Nicht spezifische Kreuzschmerz

Der nicht spezifische Kreuzschmerz umfasst 60 bis 80 Prozent aller Rückenleiden. Im Gegensatz zum spezifischen Kreuzschmerz lassen sich dabei die Schmerzen nicht eindeutig einer krankhaften organischen Veränderung zuordnen. Bei erstmalig aufgetretenen akuten, nicht spezifischen Kreuzschmerz ohne Warnhinweise erfolgt eine ausführliche Information des Patienten über die gute Prognose und wenn nötig die Behandlung des Symptoms Schmerz. Die Patienten sollen sich nicht schonen und möglichst aktiv bleiben. Bei einem Großteil von 80 Prozent verschwinden die Schmerzen innerhalb von vier Wochen wieder.

 

Spezifische Kreuzschmerzen

Bei spezifischen Kreuzschmerzen lassen sich die Beschwerden in Einklang mit krankhaften Veränderungen an der Wirbelsäule bringen. Tumoren und Entzündungen sind eher seltene Ursachen. Häufiger sind dagegen Wirbelkörperverformungen auf dem Boden einer Osteoporose. Am häufigsten findet man verschleißbedingte Erkrankungen, wozu letztendlich auch Bandscheibenvorfälle gehören. Fortgeschrittene Lähmungen und fehlende Kontrolle über Stuhlgang und Wasserlassen bedürfen einer umgehenden Abklärung und Operation innerhalb von sechs Stunden. Bei allen anderen Veränderungen ist eine nicht operative Behandlung möglich und zunächst angezeigt.

 

Bildgebung bei Kreuzschmerzen

Wenn aktivitätseinschränkende Rückenschmerzen länger als vier bis sechs Wochen bestehen oder gar zunehmen, so ist die Durchführung einer bildgebenden Diagnostik ebenso in Erwägung zu ziehen wie beim Vorliegen von Warnzeichen. In der Regel liefert die Kernspintomografie die meisten Informationen. Röntgenuntersuchungen sind dadurch dennoch nicht gänzlich verzichtbar. Die Bildgebung muss immer in Einklang mit den Beschwerden und Symptomen gebracht werden und kann nie alleine eine Behandlungsdiagnose liefern. Spezifische Ursachen sind an der Stelle zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Gerade nicht spezifische Rückenschmerzen sind oft nicht nur organisch bedingt. Entsprechend des bio-psycho-sozialen Modells haben auch Faktoren aus dem sozialen Bereich und der Psyche einen Einfluss, nach denen entsprechend gesucht werden muss und die einer Berücksichtigung bei therapeutischen Ansätzen bedürfen. Eine multidisziplinäre Abklärung ist daher ein wichtiger Baustein am Übergang zur Chronifizierung nach drei Monaten oder bei chronischen Schmerzzuständen. Chronischer, nicht spezifischer Kreuzschmerz hat eine schlechte Prognose im Hinblick auf die Rückkehr zur Arbeit. Multimodale, interdisziplinäre Behandlungsprogramme (Arzt, Bewegungstherapeut, Psychologe) mit hoher Therapieintensität haben die besten Aussichten auf Erfolg.


Quelle: Deutscher Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2016

Related Articles

Aktuell

Resilienz: die Kunst, psychische Widerstandsfähigkeit zu stärken

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit, die uns auch ermöglicht, aus Krisen zu lernen und daraus gestärkt hervorzugehen. In einer idealen Welt wären wir vor Schicksalsschlägen,...
- Advertisement -

Latest Articles

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...