Dienstag, April 23, 2024

Koronare Herz-Krankheit in Deutschland

Die koronare Herz-Krankheit – KHK – und ihre Folgekrankheiten sind nach wie vor mit Abstand die häufigsten Todesursachen in den Industrieländern.

In Deutschland waren 2015 von allen registrierten Todesfällen 8,2% durch chronische koronare Herz-Krankheit (KHK) und 5,3% durch akuten Herzinfarkt verursacht. Die Inzidenz der nachgewiesenen KHK beträgt etwa 0,6 % pro Jahr über alle Altersklassen, zusätzlich wird die Prävalenz der asymptomatischen KHK auf 2% geschätzt. In Deutschland ist Behandlung und Diagnostik, im Unterschied zu den meisten europäischen Gesundheitssystemen stationär und ambulant möglich. Hier sollen die Tendenzen in der stationären Versorgung von 2005 bis 2015 beschrieben werden.

Dazu wurden die vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) G-DRG Reportbrowser 2005-2015, sowie Kalkulationsbrowser und Daten statistischen Bundesamtes wurden herangezogen. Datenzusammenstellung erfolgte mit den Programmen Microsoft-Excel und -Access (Version 2016).

Die Anzahl der stationär behandelten Patienten mit Hauptdiagnose akuter Myokardinfarkt stieg von 2005 auf 2015 leicht von 206.104 auf 218.874 (+6,2%) mit Peak in 2012. Der Anteil NSTEMI nahm deutlich zu von 39,7% in 2005 auf 65,3% in 2015, insgesamt 142.937 Fälle (+74,4% zu 2005), Altersmittel 2015: 72,1 Jahre (2010: 72,2; 2005: 71,4). Deutlich rückläufig waren in dieser Periode der transmurale Vorderwand (-29,1%, Altersmittel 2015: 66,4 Jahre; 2010: 66,8; 2005: 67,5) und Hinterwandinfarkte (-30,7%, Altersmittel 2015: 65,5 Jahre; 2010: 65,5; 2005: 65,9).

Die Fälle mit Hauptdiagnose instabile Angina pectoris gingen ebenfalls deutlich zurück: von 165.780 Fälle auf 103.639 Fälle (-37,5%), dagegen blieben die Zahlen für stabile Angina pectoris nahezu unverändert: 117.063 in 2015 (+1,4% zu 2005). Altersmittel bei beiden 68,4 Jahre.

Koronare Herz-Krankheit2

Im Jahr 2008 wurden 220.595 Linksherzkatheter mit Koronarographie diagnostischen Zwecken und ohne weitere Maßnahmen durchgeführt, insgesamt 690.745 Koronarographien. Diese Zahlen stiegen auf 442.438 (+100,5%, Altersmittel 2015: 68,9 Jahre) und 822.911 (+19,1%). Die Gesamtzahl der perkutan-transluminale Gefäßintervention an Herz und Koronargefäßen (PCI) stieg von 2008 mit 488.542 Interventionen auf 640.659 in 2015 (+31,1%, Altersmittel 2015: 69,0 Jahre). Dabei nahm der Anteil von Interventionen an mehreren Koronararterien zu, von 11,1% auf 13,6%. Laut Qualitätsberichten wurden 2015 zusätzlich stationär diagnostisch 23.542 CT-Angio-Untersuchungen, 85.360 SPECT und 57.477 Kardio-MRT durchgeführt, wobei diese Zahlen möglicherweise nicht vollständig sind.

Koronare Herz-Krankheit4

Die Anzahl akut stationär behandelter Infarkte ist seit 2013 leicht rückläufig. Es gibt über den Beobachtungszeitraum eine deutliche Verschiebung von STEMI zu NSTEMI Ereignissen. Parallel sind Fälle mit instabiler Angina pectoris stark rückläufig. Die Hypothese dies sei durch die zunehmende Alter der Bevölkerung bedingt, was tendenziell eher mit NSTEMI vergesellschaftet ist, klärt diese Entwicklung nur zum kleinen Teil.  Es ist ein deskriptiv nicht erklärbares Paradoxon, dass die Menge an stationären Interventionen und koronarer Diagnostik stetig ansteigt, obwohl die Akutereignisse deutlich rückläufig sind. Der Rückgang der instabilen Angina pectoris könnte u.a. mit der sukzessiv höheren Sensitivität der Troponin-Tests erklärt werden. Instabile Angina ist definiert als neu aufgetretene oder aggravierte typische Angina pectoris ohne Enzyme oder Troponin, somit wird bei zunehmend höherer Sensitivität der Troponin-Tests die Diagnose seltener.

Wegen der steigenden Katheterzahlen zu denen die ambulant durchgeführten addiert werden müssen, sollte die Effizienz der ambulanten Vorfelddiagnostik für koronare Herz-Krankheit hinterfragt werden. Ist die Festlegung der prä-Test Wahrscheinlichkeiten noch adäquat? Auch sind neue Verfahren zum Ausschluss der KHK verfügbar, wie akustische Tests der Strömungsturbulenzen der Koronarien (z.B. Acarix). Diese müssen sich aber noch im Alltag bewähren und Eingang in die Guidelines finden.

Quelle: Pressetext DGK 10/2017 – www.dgk.org

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