Freitag, März 29, 2024

Konservative Therapie von Hämorrhoiden, Alternativen und OP

Wenn die konservative Therapie von Hämorrhoiden nicht wirksam genug ist, muss eine OP überlegt werden – sofern die Symptome einen Leidensdruck verursachen.

Die konservative Therapie von Hämorrhoiden beziehungsweise Hämorrhoidalleiden beinhaltet Lebensstiländerungen (Ernährung, Stuhlregulierung, Bewegung), Sitzbad-Anwendungen und Analhygiene, Medikamente mit Flavonoiden, diverse Salben und Cremen sowie die Auflage von Kompressen.

Als konservative Therapie-Möglichkeiten werden aber auch die Anwendung der Verödung durch Injektion sowie die Gummibandligatur – beide Verfahren mittels Proktoskop – angesehen. Wenngleich beide Methoden invasive (eindringende) Interventionen darstellen.

Wenn das aber alles erfolglos ist, dann besteht noch die Möglichkeit der chirurgischen Entfernung der schmerzhaften Knoten als ultima ratio.


Konservative Therapie von Hämorrhoiden

Sogenannte asymptomatische Hämorrhoiden ohne Beschwerden, gleichgültig welchen Stadiums, müssen nicht behandelt werden. Bei allen anderen Hämorrhoidalleiden beziehungsweise Hämorrhoiden in allen Stadien sollte zunächst immer eine konservative Therapie versucht werden. Diese wirkt selbst bei permanent prolabierten großen Hämorrhoiden oft Wunder, während eine Operation manchmal auch von mehr Beschwerden gefolgt sein kann als jenen, die vor dem Eingriff bestanden haben.


Analhygiene

Bei Patienten mit Hämorrhoiden und Juckreiz ist im ersten Gespräch nach der Analhygiene zu fragen. Feuchte Toilettentücher im Handel enthalten vielfach Stoffe wie Formaldehyd, die selbst in Spuren zu einer weiteren Irritation der Haut führen können. Schon der Verzicht auf diese Tücher lässt den Juckreiz oft schwinden. In den meisten Fällen genügt die Reinigung der Intimsphäre mit Wasser, eventuell milder Seife.

Dies mag zu Hause einfach sein, gelingt jedoch nur selten unterwegs, auf fremden Toiletten. Zumindest in diesen Situationen empfiehlt sich die Anwendung von dermatologisch getesteten Reinigungs- & Pflegetüchern mit natürlichen Extrakten aus Kamille, Kornblume und Ringelblume.


Sitzbäder

Sitzbäder, wie z.B. mit Eichenrinde etc., können durchaus empfohlen werden, sind aber mühsam in der Anwendung.


Flavonoide

Die orale Medikation mit Flavonoiden ist erwiesenermaßen häufig erfolgreich. Flavonoide bedingen ein Abschwellen der Hämorrhoiden und beherrschen insbesondere das Symptom der Blutung. Allerdings ist das Fehlen einer Auswirkung auf den Fötus oder das Neugeborene – wiewohl unwahrscheinlich – vom Hersteller nicht garantiert. Deshalb ist die Anwendung während der Schwangerschaft und während der Stillzeit gegenwärtig mit Vorbehalt zu sehen.


Lebensstiländerungen

Empfehlenswerte Lebensstiländerungen mit Ratschlägen für eine gesündere Ernährung – beispielsweise mit Ballaststoffen –, Stuhlregulierung – beispielsweise mit Flohsamen –, mehr Bewegung etc. können durchaus hilfreich sein.


Salben und Cremen

Im grunde genommen können viele Patientinnen und Patienten mit den zahlreichen gängigen Suppositorien, Salben und Cremen ihre Beschwerden lindern. Allerdings gibt es nach wie vor Bedarf für neue Präparate, die bei hartnäckigem Juckreiz und brennenden Sensationen im Analbereich lokal appliziert werden können. Und zwar in allen Hämorrhoidalleiden-Stadien.


Pflanzliche Mittel

Von Vorteil sind pflanzliche Mittel. Zum Beispiel ist die heilsame Wirkung des stechenden Mäusedorns schon seit der Antike bekannt. Die Wirkung eines Absuds aus seiner Wurzel bei Hämorrhoidalleiden wurde in den 1950er-Jahren wiederentdeckt. Extrakte von der Rosskastanie sind seit Jahrhunderten in der Behandlung von Venenleiden und Hämorrhoiden bekannt – aufgrund des Wirkstoffs Aescin. Natürliche Pflanzenextrakte aus Kamille, Kornblume und Ringelblume sind von besonderem Wert – neben Ölen, Rosskastaniensamenextrakt und vielen anderen. Diese regenerieren und schützen Haut rund um den Anus und die unangenehmen Empfindungen gehen zurück.


Weitere Alternativen für die konservative Therapie von Hämorrhoiden

Die Wirkung erreicht auch das Anoderm (= Haut, die den Analkanal unterhalb der Hämorrhoidalzone auskleidet), wenn man Wirkstoffe mit einem Applikator oder einem Zäpfchen einbringt. Dies ist somit auch eine Behandlungsoption beim akuten Hämorrhoidalprolaps während der Schwangerschaft und nach der Geburt. In solchen Fällen kann aber auch die Auflage von Kompressen mit 3-prozentiger Kochsalzlösung zu einem Abschwellen der thrombosierten Hämorrhoiden beitragen.


Invasive konservative Therapie

Zwei invase Verfahren – eben eindringende Interventionen, die sehr selten Schmerzen oder eine lokale Entzündung auslösen können – zählen ebenfalls zu den konservativen Behanlungsoptionen:

– Die Verödung durch Injektion von sklerosierenden Substanzen durch ein Proktoskop (= kurzes starres Röhrchen, das in den Analkanal eingeführt wird) nahe den Gefäßen, welche die Hämorrhoiden speisen. Die folgende Narbenbildung in der Schleimhaut verursacht eine Drosselung der Blutzufuhr.

– Gleiches gilt auch für die Gummibandligatur. Bei der binden (ebenfalls durch das Proktoskop) kleine Gummiringe die Schleimhaut mitsamt den Gefäßen über den Hämorrhoiden ab. Die Gummiringe fallen dann binnen weniger Tage ab. Und schließlich folgt die Narbenbildung, die etwas gründlicher als bei der Sklerosierung ist.

Beide Verfahren sind jedenfalls ausschließlich für Hämorrhoiden der Stadien I und II geeignet. Dabei wendet sie der Arzt auch ambulant und ohne Narkose an. Wobei sie bei korrekter Technik vollkommen schmerzfrei sind.


Literatur:

Yuan XG, Wu J, Yin HM, Ma CM, Cheng SJ. Comparison of the efficacy and safety of different surgical procedures for patients with hemorrhoids. A network meta-analysis. Tech Coloproctol. 2023 Oct;27(10):799-811. doi: 10.1007/s10151-023-02855-6. Epub 2023 Aug 27. PMID: 37634164.

Evgeny A. Zagriadskiĭ, Alexey M. Bogomazov, Evgeny B. Golovko. Conservative Treatment of Hemorrhoids: Results of an Observational Multicenter Study. Adv Ther. 2018; 35(11): 1979–1992. Published online 2018 Oct 1. doi: 10.1007/s12325-018-0794-x


Quelle:

Statement » Hämorrhoiden – Stadien – konservative Therapie « – Prim. Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich, Leiter der Abteilung Chirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien, September 2018, Wien.

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