Donnerstag, April 18, 2024

Kombinationstherapie soll Herzinfarkt verhindern

Die kombinierte Medikamentengabe von einem Statin mit Ezetemib soll Herzinfarkt verhindern können.

 

Eine blockierte Koronararterie kann zu einem Herzinfarkt führen. In Europa und den USA gilt die koronare Herzkrankheit bei Männern und Frauen als Todesursache Nr. 1. In Japan ist sie – dicht hinter Krebserkrankungen – die zweithäufigste Todesursache.

Die koronare Herzkrankheit entsteht durch die Ablagerung von sogenanntem „atherosklerotischem Plaque“, der die Koronararterien verstopft und sie steif und uneben werden lässt. Man spricht von einer Arterienverhärtung. Bedingt durch die Ablagerungen kommt es zu einer langsamen Verengung der Koronararterien, wodurch das Herz mit immer weniger Blut und Sauerstoff versorgt wird. Dieser verminderte Blutfluss kann zu Schmerzen im Brustkorb, Kurzatmigkeit oder anderen Symptomen führen. Schließlich kann eine vollständige Blockade einer Koronararterie einen Herzinfarkt herbeiführen.

Seit langem feilen Forscher an der Weiterentwicklung entsprechender medikamentöser Therapien. Standard ist bis dato die Verabreichung von Statinen zur Senkung des „bösen“ Cholesterins. Doch trotz Statintherapie kommt es bei mehr als der Hälfte der Patienten dennoch zu Herzerkrankungen, möglicherweise weil Statine neben der Hemmung der Cholesterinsynthese in der Leber, auch die Cholesterinresorption im Dünndarm anregen.

Wissenschafter der Kumamoto Universität in Japan untersuchten die Wirkung einer zeitgleichen Verabreichung von Statinen und Ezetimib. Letzteres ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Azetidone und hemmt die Resorption des Cholesterins am Bürstensaum der Zottenzellen des Dünndarms. Die Studie, die am Department of Cardiovascular Medicine der Kumamoto Universität stattfand, umfasste Patienten mit LDL-Cholesterinwerten von 100 mg/dL oder mehr, die bereis eine perkutane Koronarintervention hinter sich hatten. Der Normalbereich für LDL-Cholesterin bei Erwachsenen liegt zwischen 60 und 139 mg/dL.

Herzinfarkt verhindern durch Statine und Ezetimib

Probanden wurden entweder mit Statinen oder mit einer Kombination aus Statinen und Ezetimib behandelt. Ziel war es, die LDL-Cholesterinwerte auf einen Maximalwert von 70 mg/dL zu senken. Nach 9 bis 12 Wochen analysierten die Wissenschafter zudem potenzielle Volumenveränderungen der Atherome – d.h. Ablagerungen von Cholesterin, Kalzium und verschiedenen Zellarten in den Gefäßen.

„Gegen Ende der Studie war ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Patienten-Gruppen ersichtlich,“ so Dr. Kenichi Tsujita, Leiter der Studie. „Die durchschnittlichen LDL-Cholesterinwerte in der nur mit Statinen behandelten Gruppe reduzierten sich von 109,8 mg/dL auf 73,3 mg/dL, entsprechend einer 29-prozentigen Reduktion. Patienten, die Statine in Kombination mit Ezetimib einnahmen, wiesen eine LDL-Reduktion von 108,3 mg/dL auf 63,2 mg/dL auf, entsprechend einer 40-prozentigen Reduktion. Auch das Volumen der Atherome war bei beiden Gruppen signifikant reduziert, wobei jedoch die Effekte in Bezug auf die Rückbildung von Plaque bei der, mit beiden Arzneistoffen behandelten Patientengruppe, wesentlich ausgeprägter war.

„Die Rückbildung von Plaque war besonders bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom zu sehen,“ so Professor Ogawa, Leiter der Abteilung für kardiovaskuläre Medizin an der Kumamoto Universität.

„Die aktuelle Studie zeigt, dass die gleichzeitige Verabreichung von Statinen und Ezetimib eine sichere und effiziente Cholesterin-Reduktion herbeiführt. Diese Form der Behandlung könnte aus klinischer Sicht zur Behandlung koronarer Herzerkrankung von großer Relevanz sein,“ so das Wissenschafts-Team abschließend.

Quelle: Kenichi Tsujita, Seigo Sugiyama, Hitoshi Sumida, Hideki Shimomura, Takuro Yamashita, Kenshi Yamanaga, Naohiro Komura, Kenji Sakamoto, Hideki Oka, Koichi Nakao, Sunao Nakamura, Masaharu Ishihara, Kunihiko Matsui, Naritsugu Sakaino, Natsuki Nakamura, Nobuyasu Yamamoto, Shunichi Koide, Toshiyuki Matsumura, Kazuteru Fujimoto, Ryusuke Tsunoda, Yasuhiro Morikami, Koushi Matsuyama, Shuichi Oshima, Koichi Kaikita, Seiji Hokimoto, Hisao Ogawa. Impact of Dual Lipid-Lowering Strategy With Ezetimibe and Atorvastatin on Coronary Plaque Regression in Patients With Percutaneous Coronary Intervention. Journal of the American College of Cardiology, 2015; 66 (5): 495 DOI: 10.1016/j.jacc.2015.05.065

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...