Montag, April 15, 2024

Klimakterium virile und Alterung der Männer – die Wechseljahre des Mannes

Die Wechseljahre des Mannes, Klimakterium virile, sind natürlicher Bestandteil der Alterung bei Männern, bei der der Testosteronspiegel abnimmt.

Das Klimakterium virile, auch als Andropause oder Wechseljahre des Mannes bezeichnet, bezieht sich auf den Lebensabschnitt im Leben der Männer, in dem es zu hormonellen Veränderungen kommt. Ähnlich wie bei den Wechseljahren bei Frauen geht es dabei um den Rückgang bestimmter Hormone, insbesondere des Testosterons, im männlichen Körper.

Im Gegensatz zur Menopause bei Frauen verläuft das Klimakterium virile jedoch graduell und nicht mit einem abrupten Ende der Fruchtbarkeit. Die hormonellen Veränderungen können bei Männern ab dem Alter von etwa 40 Jahren auftreten und sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken. Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Männer diese Veränderungen in gleichem Maße erleben. Und nicht jeder Mann wird tatsächlich Symptome des Klimakteriums virile haben.

Die häufigsten Symptome der Wechseljahre des Mannes sind psychosozialer Natur. Wie beispielsweise Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen. Darüber hinaus können auch körperliche Symptome auftreten. Dazu gehören eine verringerte Libido, Erektionsstörungen, vermehrtes Körperfett, Muskelabbau, Osteoporose sowie eine Abnahme der körperlichen Energie und Leistungsfähigkeit.

 

Im Allgemeinen sind Androgene, insbesondere Testosteron, für den Unterschied zwischen Männern und Frauen verantwortlich. Warum sich die medizinische Forschung, die bisher von Männern dominiert wurde, mehr mit weiblichen als männlichen Geschlechtshormonen befasst hat, liegt einfach daran, dass die Zielgruppe der Patienten vorwiegend weiblich ist. Urologen haben in diesem Zusammenhang gewisse Nachteile im Vergleich zu Gynäkologen, da Männer keine monatlichen Hormonumstellungen durchmachen müssen, nicht schwanger werden können und auch keine „Pille“ benötigen.

Die männlichen Wechseljahre, das sogenannte Klimakterium virile, verursachen hauptsächlich psychosoziale Beschwerden und Belastungen sowie eine Abnahme der sexuellen Aktivität und andere körperliche Symptome.

 

Klimakterium virile: die Wechseljahre des Mannes sind keine richtige Andropause

Meist erst wenn es »im Bett« nicht mehr klappt oder wenn es beispielsweise durch ­eine Prostatahyperplasie zu Harnverhaltungen kommt, geht Mann zum Männerarzt. Urologen sind dann gefordert, sich mit dem männlichen Hormonhaushalt zu beschäftigen.

Wobei auch der Mann zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr an hormonelle Veränderungen leidet. Bei vielen Männern wird in dieser Phase ein Abfall der Testoste­ron-Produktion und in Einzelfällen ein Androgenmangel-Symptome beobachtet.

Die unten angegebenen Werte des Serumtestosterons sind mit einer enormen Streubreite nach oben und unten gemessen worden, ein Zeichen für ihre Variabilität.

Parallel dazu steigt das ­Luteinisierungshormon (LH) als physiologischer Stimulierungsfaktor stetig an. Nur die Östrogenspiegel bleiben beim Mann über die Jahre ­immer gleich. Ein totaler Ausfall der Androgenproduk­tion wird fast nie beobachtet, weshalb man auch nicht wirklich von der ­Andropause sprechen kann.

Klimakterium virile ist die zutreffendste aller Bezeichnungen geworden, wobei eine Testosteronsubstitution nur in ausgewählten Fällen zu empfehlen ist, den solange die Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden-Achse funktionsfähig ist, bringt die Substitution wenig.

 

Die Beschwerden des ­Klimakterium virile

Die Beschwerden im Klimakterium virile sind ähnlich wie bei Frauen und sind auf den beschleunigten Rückgang des freien Testoste­rons zurückführen. Es kommt zu Leistungsabfall, Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Schlafunregelmäßigkeiten, Abnahme der Muskelmasse, Merk- und Konzentrationsschwäche, Abfall von Libido und Potenz sowie einer geringeren Rasurfrequenz. Zudem steigt das Risiko für Fettleibigkeit und für Knochenerkrankungen, mit einer beeinträchtigten Knochenstruktur und mit Knochenbrüchigkeit.

Das typisch soziale »männliche Verhalten« schwindet, der Mann beginnt bezüglich Kompromissbereitschaft und Aggressivität der Frau ähnlicher zu werden.

Die Androgene prägen den Phänotypus »Mann« mit den entsprechenden Folgewirkungen, wenn deren Konzentration merklich absinkt. Potenzstörungen durch Androgenzufuhr zu beheben wäre naheliegend, ist jedoch nur in ausgesuchten Fällen erfolgreich – nämlich bei Hypogonadismus.

 

Das Prostatakarzinom

Bei der Androgensubstitution kann ein bestehendes Prostatakarzinom Wachstumsimpulse empfangen. Ob Androgene ein Prostatakarzinom als solches wirklich auslösen können, ist nicht geklärt aber eher unwahrscheinlich.

Es gibt epidemiologische Befunde, denen zufolge erhöhte Testosteronspiegel mit einer erhöhten Prostatakarzinom-Inzidenz einhergehen – so beispielsweise bei Schwarzafrikanern. Unter der japanischen Bevölkerung verhält es sich genau umgekehrt: niedrige Spiegel führen zu niedriger Karzinomfrequenz.

Übersiedeln Japaner nach Amerika, weisen sie nach einer Generation das selbe Prostatakarzinom-Risiko auf wie die dort einheimische Bevölkerung. Bekanntlich hat eine dauernde antiandrogene Therapie die selben Auswirkungen wie eine Kastration, das heißt die Prostatakarzinom-Häufigkeit geht gegen Null.

 

Klimakterium virile mit geringen spürbaren Auswirkungen

Es ist wichtig zu beachten, dass das Klimakterium virile nicht als eine universelle Erfahrung betrachtet wird und die Auswirkungen von Mann zu Mann variieren können. Einige Männer können diese Veränderungen kaum bemerken oder als weniger störend empfinden, während andere unter deutlichen Beschwerden leiden können, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen.

Die Diagnose des Klimakteriums virile erfolgt in der Regel anhand einer Kombination von Symptomen sowie einer Blutuntersuchung, um die Hormonspiegel zu überprüfen. Die Behandlungsoptionen umfassen hormonelle Therapien, bei denen Testosteron oder andere Hormone zugeführt werden, um die Symptome zu lindern und den Hormonspiegel auszugleichen. Es ist jedoch wichtig, dass die Behandlung individuell auf den Patienten abgestimmt wird und in enger Absprache mit einem medizinischen Fachmann erfolgt, da Hormontherapien auch Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen können.

Insgesamt wird das Klimakterium virile als ein natürlicher Teil des Alterungsprozesses bei Männern betrachtet, der jedoch individuell unterschiedlich erlebt wird. Es ist wichtig, bei auftretenden Symptomen ärztlichen Rat einzuholen, um eine angemessene Diagnose und geeignete Behandlungsoptionen zu erhalten.

Es steht allerdings fest, dass es das Klimakterium des Mannes – Klimakterium virile, die Wechseljahre des Mannes – gibt. Wegen des langsamen, jahrelang verlaufenden Abfalls der Testosteronspiegel sind die hormonellen Veränderungen und ihre spürbaren Auswirkungen allerdings viel geringer ausgeprägt als bei der Frau. Bis zu einer Hormonersatztherapie beim Mann ist noch viel Forschungsarbeit vonnöten.


Literatur:

Mohammadi M, Allahverdipour H, Ghanbari Moghaddam A, Matlabi H. The Prevalence of Andropause and Its Relationship With Sexual Quality of Life Among Older Iranian Men. Am J Mens Health. 2023 Mar-Apr;17(2):15579883231161050. doi: 10.1177/15579883231161050. PMID: 36922911; PMCID: PMC10021096.

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Imerb N, Thonusin C, Chattipakorn N, Chattipakorn SC. Aging, obese-insulin resistance, and bone remodeling. Mech Ageing Dev. 2020 Aug 25;191:111335. doi: 10.1016/j.mad.2020.111335. Epub ahead of print. PMID: 32858037.

Yeom HE. Gender differences in climacteric symptoms and associated factors in Korean men and women. Appl Nurs Res. 2018;41:21‐28. doi:10.1016/j.apnr.2018.03.004

Klimakterium virile. Wann profitiert Mann vom Hormonersatz? [Climacteric in men. When is hormone replacement of value?]. MMW Fortschr Med. 2010;152(24):17.

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