Freitag, April 26, 2024

Metamizol bei Kindern gegen Schmerzen während und nach der Operation

Das Nichtopiod Metamizol eignet sich für die Behandlung von Schmerzen bei Kindern, die während und nach der Operation auftreten.

Kinderschmerzen werden oft immer noch ungenügend behandelt. Dies kann negative Langzeitfolgen haben, denn das Schmerzempfinden verändert sich dauerhaft. Tatsächlich sind adäquate Schmerzmittel gegen Kinderschmerzen nach wie vor Mangelware. Allerdings erweist sich Studien zufolge das Metamizol als wirksam und sicher für die Behandlung von Schmerzen nach Operationen bei Kindern.

 

Kinderschmerzen können Schmerzempfinden dauerhaft verändern

Starke Kinderschmerzen werden oft nicht ausreichend behandelt, das kann weitreichend Folgen haben. Die Pathophysiologie des Schmerzes ist jedenfalls in jungen Jahren anders als im Erwachsenenalter. Beispielsweise können starke Schmerzreize sowie Gewebeschädigungen im Säuglingsalter die normale Entwicklung des nozizeptiven und antinozizeptiven Systems verhindern. Dies kann schließlich auch das Schmerzempfinden dauerhaft verändern. Eine adäquate Schmerztherapie ist daher sehr wichtig, und zwar zum Zeitpunkt des anfänglichen Schmerzreizes. Wir können so negative Langzeitauswirkungen abschwächen oder abwenden.

Im Grunde genommen besteht bei sehr jungen Kindern das Risiko, dass das Schmerzgedächtnis durch schmerzhafte Eingriffe geprägt wird. Dementsprechend können Kinderschmerzen auch die psychische Entwicklung ungünstig beeinflussen. Denn häufige Schmerzreize in der frühen Kindheit führen unter anderem zu erhöhter Schmerzempfindlichkeit im späteren Leben.

Je länger und öfter Schmerzen bei Kindern auftreten, desto gravierender wird das Chronifizierungsrisiko. Die Folgen sind massive Beeinträchtigungen im Alltag und eine eingeschränkte Lebensqualität, die mit Angst, Verzweiflung, Schlafstörungen und Depression verbunden sein kann.

 

Zu wenige Studien zu Kinderschmerzen

So gravierend die Folgen von ungenügend behandelten Schmerzen sind, so vorsichtig muss mit der medikamentösen Schmerzbehandlung der jüngsten Patienten vorgegangen werden: Analgetika wirken bei Säuglingen und Kleinkindern anders als bei Erwachsenen.

Beim Einsatz von Opioiden kann daher die Atemdepression schon einsetzen, bevor der schmerzlindernde Effekt zu tragen kommt. Kinder haben auch eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Lokalanästhetika.

Ein weiteres Problem bei der Schmerztherapie für Kinder ist, dass es zu wenige Studien und Evidenzen für die Wirksamkeit und Sicherheit der Schmerzmedikamente gibt. Nach wie vor besteht ein Mangel an Substanzen, die speziell für Kinder zugelassen sind.

Insgesamt sind mehr als 80 Prozent aller Medikamente laut Zulassung nicht für Kinder geeignet oder ohne  genaue Anwendungs- und Dosierungsanleitungen für Kinder am Markt. Dies gilt in hohem Maß auch für Analgetika. Viele Medikamente werden bei Kindern daher „off label“, also außerhalb der zugelassenen Indikation, eingesetzt.

 

Metamizol bei Kindern gegen Schmerzen durch Operation

Schließlich empfehlen Experten in Österreich und Deutschland das Nichtopiod Metamizol für die perioperative Schmerztherapie bei Kindern. Allerdings steht der Wirkstoff aber aufgrund möglicher Nebenwirkungen sowie allergischen Reaktionen immer wieder in Diskussion. Beispielsweise zeigte eine Studie mit mehr als 1.100 Kindern im Alter bis zu sechs Jahren, dass die jungen Patienten intravenöses Metamizol gut vertragen.

Die Wahrscheinlichkeit für gefährliche Auswirkungen auf die Hämodynamik, das Auftreten von Allergien oder die Atmung war geringer als 0,3 Prozent. Die äußerst seltene, aber als Nebenwirkung von Metamizol mögliche Agranulozytose trat bei den in der Studie untersuchten Kindern gar nicht auf. Mit Metamizol steht uns ein für Kinder sicheres und wirksames Medikament zur Behandlung operationsbedingter Schmerzen zur Verfügung.


Literatur:

Fieler M, Eich C, Becke K, Badelt G, Leimkühler K, Messroghli L, Boethig D, Sümpelmann R. Metamizole for postoperative pain therapy in 1177 children: A prospective, multicentre, observational, postauthorisation safety study. Eur J Anaesthesiol. 2015 Dec;32(12):839-43. doi: 10.1097/EJA.0000000000000272. PMID: 26086280.


Quelle: 18. Österreichischen Schmerzwochen

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