Donnerstag, März 28, 2024

Kallikrein-Inhibitor bei hereditärem Angioödem effektiv

Ein täglich eingesetzter Kallikrein-Inhibitor kann vor dem Auftreten von Angioödem-Beschwerden wie lebensbedrohlichen Schwellungen im Hals schützen.

Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben erfolgreich einen sogenannten Kallikrein-Inhibitor gegen eine seltene, vererbte Krankheit getestet. Das sogenannte hereditäre Angioödem ist durch Schwellungen von Haut und Schleimhaut gekennzeichnet. Der Wirkstoff wird oral – in Tablettenform – zur täglichen Vorsorge eingenommen, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.

 

Kallikrein-Inhibitor in Tablettenform für die Prävention entwickelt

Das hereditäre Angioödem (HAE) ist eine seltene genetische Erkrankung, bei der eine Veränderung im Erbgut eine Überaktivierung der sogenannten Kallikrein-Bradykinin-Kaskade auslöst. Weltweit vermutet man zwischen 1 von 10.000 bis 50.000 Menschen Betroffenen, die vor allem an wiederkehrenden Schwellungen von Haut-Gewebe, wobei verschiedene Bereiche des Körpers sowie Atemwege und innere Organe betroffene sein können.

Symptome. Am häufigsten treten beim hereditären Angioödem die Schwellungen an Händen, Füßen, Gesicht und im Genitalbereich auf. Die nicht lebensbedrohlichen Hautödeme können sehr schmerzhaft und entstellend sein. Durch die große psychische Belastung der Patienten unter einer akuten Angioödem-Attacke kommt es oft zu einem Rückzug der Betroffenen aus dem gesellschaftlichen Leben.

Weitere durch eine akute Angioödem-Attacke verursachte Symptome sind starke Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, da die Darmwand anschwillt. Am gefährlichsten sind aber Ödeme des Rachens, der Nase oder der Zunge, die durch die Verengung der Atemwege lebensbedrohlich sein können.

 

Kallikrein-Inhibitor hemmt Bradykinin und verhindert so Schwellung des Gewebes

Verantwortlich für Angioödem-Beschwerden ist das Gewebehormon Bradykinin, dass ein vermehrtes Austreten von Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Gewebe und in Folge Ödem, Schwellungen, verursacht. Unbehandelt kann ein Angioödem sogar zum Tod durch Ersticken führen.

Für die Studie wurde ein Wirkstoff entwickelt, der das Enzym Kallikrein blockiert. Als Folge wird die Bildung von Bradykinin gehemmt und die Schwellung des Gewebes bleibt aus.

Die 75 HAE-Patienten der internationalen Studie wurden mit dem Kallikrein-Inhibitor in unterschiedlichen Dosierungen oder einem Placebo behandelt. Die Studie zeigte, dass die tägliche Einnahme des Wirkstoffs vor dem Auftreten der Beschwerden schützt. Bisher können die Patienten ihre Erkrankung erst nach Auftreten einer Schwellung mit Medikamenten, die direkt in die Blutbahn oder unter die Haut verabreicht werden, behandeln.

„Wenn der Wirkstoff zur Zulassung kommt, hätten wir erstmals ein sehr einfach anzuwendendes, sicheres und sehr wirksames Medikament in Tablettenform, mit dem sich die Patienten vor ihren Schwellungen schützen können“, fasst Prof. Dr. Marcus Maurer, Forschungsdirektor an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, die Ergebnisse zusammen. Er fügt hinzu: „Als nächstes müssen die Ergebnisse in einer Folgestudie bestätigt werden, das ist bereits in Planung. Außerdem wollen wir noch genauer verstehen, wie Kallikrein seine krankheitsverursachenden Effekte auslöst und bei welchen Erkrankungen es ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.“

Quelle:

Aygören-Pürsün E, et al. Oral Plasma Kallikrein Inhibitor for Prophylaxis in Hereditary Angioedema. New England Journal of Medicine 2018;379:352-62. DOI: 10.1056/NEJMoa1716995.

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