Samstag, April 20, 2024

Inselzelltransplantation bei Typ-1-Diabetes

Eine Inselzelltransplantation kann bei Patienten mit Typ-1-Diabetes, die unter schweren Hypoglykämien leiden, die Lebensqualität deutlich steigern.

Die Inselzelltransplantation kann die Lebensqualität von Typ-1-Diabetes-Patienten erheblich verbessern. Dennoch wird diese Behandlung nur selten angewendet, da einerseits wenig Spenderorgane zur Verfügung stehen, und andererseits die Inselzelltransplantation eine lebenslange Immunsuppression notwendig macht. Aufgrund der Nebenwirkungen hat die immunsuppressive Behandlung aber größere gesundheitliche Nachteile als das regelmäßige Insulin spritzen. Daher wird die Inselzelltransplantation bei jenen Diabetikern in Erwägung gezogen, die wegen eines fortgeschrittenen Nierenschadens auch eine Nierentransplantation (oder eine andere Transplantation benötigen und sowieso immunsuppressiv behandelt werden müssen. Eine weitere Zielgruppe sind Typ-1-Diabetes-Patienten, die bereits lebensgefährlichen Hypoglykämien ausgesetzt waren. Denn trotz allergrößter Anstrengungen gibt es einige Menschen mit Typ-1-Diabetes, die ihren Zucker einfach nicht in den Griff bekommen.

 

Inselzelltransplantation – experimentelle Therapie

Die Inselzelltransplantation kann Typ-1-Diabetes-Patienten helfen, die ihre Zuckerwerte nicht in den Griff bekommen. Die auch als Inseltransplantation bezeichnete Transplantation ist eine chirurgische Behandlungsoption für insulinpflichtigen Typ-1-Diabetes-Patienten. Dabei werden den betroffenen Diabetikern die als Langerhans-Inseln bezeichneten Zellverbände aus der Bauchspeicheldrüse von Organspendern (meist) in das Blutgefäßsystem der Leber implantiert.

Die Inselzelltransplantation wird in der klinischen Praxis minimalinvasiv durchgeführt und ist eine vergleichsweise einfache Methode, bei der in der Regel die Zellen per Infusion über ein Blutgefäß in die Leber geschwemmt werden.

Die im 19. Jahrhundert nach ihrem Entdecker, dem deutschen Pathologen Paul Langerhans, benannten Langerhans-Inseln sind Zell­ansammlungen in der Bauchspeicheldrüse und machen dort etwa 2 bis 3 Prozent aus. Etwa eine Million dieser Langerhans-Inseln sind in der Bauchspeicheldrüse eines gesunden Erwachsenen enthalten. 60 bis 80 Prozent davon sind Betazellen, die Insulin sezernieren. 15 bis 20 Prozent sind Alphazellen, die dessen Gegenspieler Glucagon freisetzen. Daneben gibt es noch einen kleineren Anteil weiterer Zellen, die auch Somatostatin oder pankreatisches Polypeptid abgeben.

 

Inselzelltransplantation-Studie zeiget verbesserte Lebensqualität

In einer nordamerikanischen Phase-3-Studie wurden unlängst Patienten, in den letzten Jahren trotz intensiver Anstrengungen lebensbedrohliche Hypoglykämien (zumindest einer) erlitten. Typ-1-Diabetes-Patienten ohne Restproduktion von Insulin in den Betazellen waren am stärksten betroffen.

88 % der Patientenblieben blieben nach der Inselzelltransplantation ohne schwere Hypoglykämien. Selbst jene Betroffenen, die nach der Behandlung weiterhin Insulin spritzen mussten, wurden vor weiteren Hypoglykämien verschont. Den meisten Patienten gelang es mit oder ohne zusätzliche Insuliningabe, ihren Blutzucker zu stabilisieren und den HbA1c-Wert auf unter 7 % zu senken. Es zeigte sich auch, dass die Lebensqualität der Patienten durch eine Inselzelltransplantation deutlich verbessert werden konnte. Zwar konnte nur die Hälfte ganz auf Injektionen verzichten.

Foster ED, et al.: Improved Health-Related Quality of Life in a Phase 3 Islet Transplantation Trial in Type 1 Diabetes Complicated by Severe Hypoglycemia. Diabetes Care 2018. dc171779.

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