Donnerstag, März 28, 2024

Asthmabehandlung bei Kindern mit geeigneten Inhalationsgeräten

In der inhalativen Asthmabehandlung bei Kindern ergeben sich besondere Probleme, dagegen helfen geeignete Inhalationsgeräte und Techniken.

Die Asthmabehandlung bei Kindern erfolgt am häufigsten mit topischen, das heisst inhalativen Therapien. Hierzu ergeben sich bei der pädiatrischen Asthmabehandlung aber besondere Probleme und Schwierigkeiten. Diese sollte dann man durch geeignete Inhalationsgeräte und die adäquate Inhalations­technik begegnen. Die genaue Schulung ist deshalb essenziell.

Wobei viele Experten betonen, dass Ärzte aufgrund der Heterogenität der Asthmamerkmale die Asthmabehandlung bei Kindern kritisch treffen sollten. Sie sollten dazu die in den vereinbarten internationalen Leitlinien hervorgehobenen Unterschiede berücksichtigen.

 

Asthmabehandlung bei Kindern mit Amall Airway Targeting

Grundvoraussetzung der Asthmabehandlung bei Kindern ist das Erreichen der kleinen Luftwege. Man nennt das das so genannte small airway targeting. Dazu sollte das Aerosol einen mittleren aerodynamischen Massendurchmesser von etwa 2µ haben. Zudem sollte die Streuung um diesen Idealdurchmesser möglichst gering bleiben.

Forderungen an das Gerät

Small Airway Targeting:
Entsprechende Partikelgröße = »Respirable particles« von 2–5 mm (Grundsätzliche Charakterisierung des Aerosols durch MMAD und geometrische Standarddeviation)
Stabilität: Reproduzierbare Leistung über lange Zeit
Interface: Vermeidung von Störfaktoren am Weg vom Gerät zum Patienten
Hygiene: Keimfreiheit und Reinigbarkeit (Trocknung)
Aerosol-Verträglichkeit: Beachtung von Osmoralität, pH und Temperatur

Neben diesen Überlegungen zur Aerosolqualität ist natürlich bei allen Inhalationsgeräten auf Einfachheit, Robustheit und adäquate Hygiene zu achten.

 

Verneblergeräte

In der pädiatrischen Asthmabehandlung sind vorwiegend Düsen-Verneblergeräte zum Einsatz gekommen. Wobei die vorliegenden Geräte einen Nebelausstoß haben, der deutlich unter den inspiratorischen Flußraten von kleinen Kindern liegt. Damit ergibt sich das grundsätzliche ­Dosie­rungsproblem, dass kleine Kinder in Relation zur Größe ihres Respirationstraktes mehr inhalieren als größere Patienten.

Die Aerosoldepositionsverteilung zwischen oberem und unterem Luftweg zeigt ebenfalls altersabhängige Unterschiedlichkeiten. Für exakt zu dosierende Substanzen ist deshalb das Düsenverneblergerät eine problematische Inhalationsform.

Neuere Gerätekonstruktionen, wie Atemzugsverstärkung und adaptative Systeme machen das Thema noch komplexer. Letztlich ergibt sich für Verneblergeräte auch noch das Problem der Kosten und der etwas schwierigeren Hygiene. Aus allen dargestellten Gründen werden Ver­neb­ler­geräte heute nur mehr in Ausnahmefällen als Langzeitinhalationsprinzip in der pädiatrischen Asthmabehandlung verwendet; nach wie vor haben sie aber einen bedeutenden Platz in der Erstversorgung von neuen, das heißt nicht auf andere Inhalationsformen geschulten Patienten. Im Grunde genommen ist hier als »Interface« ein Mundstück vorzuziehen; bei Kindern unter 4 Jahren müssen Masken verwendet werden.

 

Dosieraerosol

Bei einem Dosieraerosol ergibt sich für Kinder zwei grundsätzliche Probleme. Einerseits ist durch die anatomischen Verhältnissen der Abstand zwischen Düse und ­Rachenhinterwand gering; aufgrund der hohen Initialgeschwindigkeit des Sprühstoßes wird ein Großteil des Medika­mentes auf der Rachenhinterwand im­paktiert und geht damit für die Inhalation verloren.

Zweites Problem ist die bei ­Kindern meist mangelnde Koordination zwischen manueller Auslösung und Inhalationsmanöver. Beide Nachteile werden durch die Verwendung von Vorschaltkammern, sogenannte Spacern kompensiert. Diese entfernen die Düse weit vom Rachen und neutralisieren effektiv Koordinationsprobleme. Typische Spacerprobleme sind falsche Größe und elektrostatische Aufladung. Ersterem ist mit unterschiedlich großen Spacern, letzterem mit Metallspacern oder Detergentien zu begegnen. Spezielle Konstruktionen für Säuglinge und Kleinkinder erlauben auch eine hocheffektive Asthmabehandlung bei kleinsten Patienten.

 

Atemzugsaktivierte Inhalationssysteme

Bei diesen Pulverinhalatoren wird das Aerosol durch den Atemzug des Patienten selbst entleert. Vorteil dieser Applikationsform ist das Vermeiden eines Koordinationsproblems zwischen Auslösung und ­Inhalation. Allerdings benötigen diese Inhalatoren eine inspiratorische Minimalströmung zur effektiven Entleerung des Wirkstoffes, und diese ist in der Regel erst ab einem Alter von 4 Jahren erreichbar. Bei Patienten mit akutem Asthma ist gelegentlich eine solche Minimalströmung ebenfalls nicht erzielbar; dementsprechend sind atemzugsaktivierte Inhalationssysteme nicht ideal zur akuten Asthmabehandlung geeignet. Alle Pulverinhalatoren sind feuchtigkeitsempfindlich.

 

Internationale Empfehlungen zur Asthmabehandlung bei Kindern

Aus den dargestellten Gesichtspunkten ergibt sich ein altersbezogenes Schema zur Auswahl des geeigneten Inhalationsgerätes. Die so getroffene richtige Gerätewahl in Kombination mit einer sorgfältigen Schulung von kindlichem Patienten und Eltern ist Voraussetzung für eine effektive pädiatrische Asthmabehandlung.

Unter dem Strich kann eine kurzfristige Erhöhung der pharmakologischen Erhaltungsdosen für einige Wochen erforderlich sein. Dies gilt beispielsweise bei Virusinfektionen oder einer saisonalen Allergenexposition. Manchmal können die Symptome aber auch nur eine tägliche Dosisanpassung der Erhaltungsdosis notwendig machen.

Zudem empfehlen die aktuellen Leitlinien bei Kindern die fortlaufende Überwachung der Einhaltung der Asthmabehandlung. Dazu gehört die Asthmakontrolle durch die Spirometrie sowie die Selbstüberwachung zu Hause.


Literatur:

Riccardina Tesse, Giorgia Borrelli, Giuseppina Mongelli, Violetta Mastrorilli, Fabio Cardinale. Treating Pediatric Asthma According Guidelines. Front Pediatr. 2018; 6: 234. Published online 2018 Aug 23. doi: 10.3389/fped.2018.00234


Quelle: Inhalative Asthmabehandlung bei Kindern. Univ.-Prof. Dr. Maximillian Zach. MEDMIX 2/2005

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