Donnerstag, April 25, 2024

Indirubin-3-Monoxime bei kavernösen Fehlbildungen im Gehirn

Indirubin-3-Monoxime könnten bei CCM – der recht seltenen Blutgefässerkrankung zerebrale kavernöse Fehlbildungen – die Beschwerden lindern.

Wissenschaftler haben in einer umfangreichen aktuellen Analyse im Mausmodell herausgefunden, dass der aus der traditionellen chinesischen Medizin stammende Wirkstoff Indirubin-3-Monoxime die Symptome der seltenen Blutgefässerkrankung zerebrale kavernöse Fehlbildungen (cerebral cavernous malformations – kurz CCM) lindern könnte.



Zerebrale kavernöse Fehlbildungen sind verhältnismäßig häufige Erkrankungen, die bei 0,5 Prozent der Bevölkerung auftreten können, wobei die Krankheit in der Regel nicht erblich ist. Die Fehlbildungen im Gehirn können aber auch durch familiär-vererbte Mutationen in drei Genen CCM1, CCM2 oder CCM3 auftreten. Diese familiäre Form der Erkrankung ist sehr selten; nur eine von 3.000 Personen ist betroffen. Die Wissenschaftler bringen insbesondere die Mutation in dem Gen CCM3 mit einem frühen Einsetzen und schweren Verlauf der Erkrankung in Verbindung.

Patienten, die an CCM leiden, haben Verwachsungen ihrer Blutgefäße im Gehirn, die zu Hirnblutungen und Schlaganfällen führen können. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universität Potsdam (UP) sowie dem Hospital for Sick Children (SickKids) im kanadischen Toronto, der Université Paris Diderot und des INSERM Grenoble in Frankreich sowie das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie in Berlin untersuchten nun bereits für den Menschen zugelassene Wirkstoffe gegen CCM, denn aktuell kann die Erkrankung nur durch einen neurochirurgischen Eingriff behandelt werden. Und das nur, wenn die Verwachsungen nicht zu tief im Inneren oder in überlebenswichtigen Regionen des Gehirns liegen.

 

Indirubin-3-Monoxime als möglicher Wirkstoffkandidat entdeckt

Das von der Europäischen Union geförderte Konsortium testete nun mehr als 5.000 von der amerikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA zugelassene Verbindungen an etablierten Modellsystemen für die Erkrankung zerebrale kavernösen Fehlbildungen, darunter Fadenwürmer, Zebrafischeier und menschliche Zellen der Blutgefässwand.

„Die identifizierten Wirkstoffe haben es uns erlaubt, die relevanten molekularen Signalwege und Netzwerke aufzuklären, die eine Rolle in der Erkrankung spielen könnten. Die Analyse der für die zerebralen kavernösen Fehlbildungen relevanten molekularen Netzwerke wird auch dazu beitragen, kombinatorische Ansätze zur Bekämpfung dieser Krankheit zu entwickeln“, sagt Professor Seyfried, der eine Arbeitsgruppe am MHH-Institut für Molekularbiologie leitet.

Auch seien einige der in der Analyse identifizierten Verbindungen Kandidaten zur Behandlung anderer molekular bedingter Blutgefäßerkrankungen. Aufgrund der Ergebnisse der Analysen in den Tiermodellen und menschlichen Zellen untersuchten die Wissenschaftler zuerst die Wirkung von Indirubin-3-Monoxime im Mausmodell.



 

Indirubin

Indirubin – auch als Indigorot bezeichnet – ist eine Substanz, die nur geringe Nebenwirkungen verursacht, und zur Behandlung von Leukämien und anderen chronischen Krankheiten eingesetzt wird.

Indirubin-3-Monoxime ist auch ein potenter Inhibitor der Glykogensynthasekinase 3beta. Dem Wirkstoff – ein Indirubin-Analogon – werden verschiedene Wirkungen zugesprochen, einschließlich chemopräventiver, antiangiogener und neuropräventiver Aktivitäten.

Indirubin ist wirksamer Bestandteil des natürlichen Indigo und seit Jahrhunderten aus der traditionellen chinesischen Medizin bekannt. Wie dort wird das Mittel auch in der modernen Medizin gegen Krebs eingesetzt. Beispielweise wurde in China die chronisch myeloische Leukämie (CML) mit einem Pflanzengemisch behandelt, das aus zehn pflanzlichen Zutaten sowie Moschus besteht.

Die antileukämische Eigenschaft konnte nach Analysen dabei dem Inhaltsstoff Indirubin zugeschrieben werden. Wenngleich die Wirksamkeit als moderat angesehen wird, fördern die im Vergleich zu anderen antileukämischen Wirkstoffen sehr geringen unerwünschten Wirkungen das Interesse.

In molekularen und funktionellen Studien hatten Forscher früher bereits herausgefunden, dass Indirubin-3-Monoxime die Verwachsungen in menschlichen Blutgefässzellen und Zebrafischeiern verhindert. Bei der Untersuchung in Mausmodellen, die schlaganfallähnliche Blutungen im Gehirn aufwiesen, entdeckten sie, dass die Fütterung von Jungtieren mit Indirubin-3-Monoxime die Belastung durch die Verwachsungen linderte.




Quelle: Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Professor Salim Seyfried, www.mh-hannover.de

 

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