Donnerstag, April 18, 2024

In der Waschmaschine können Antibiotika resistente Bakterien verbreitet werden

Antibiotika-resistente Bakterien können sich in einer Waschmaschine einnisten. Sie können dadurch dann auch auf den Menschen übertragen werden.

Im Grunde genommen verbreitete die Waschmaschine in einer Untersuchung Antibiotika-resistente Bakterien auf den Menschen. Das zeigten Experten für Hygiene der Universität Bonn für ein Kinderkrankenhaus, in dem mehrfach ein Klebsiella oxytoca-Typ auf Neugeborene übertragen wurde. Glücklicherweise kam es zu keiner gefährlichen Infektion. Quelle war eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Neugeborenen gewaschen wurden. Dieser Fall lässt aufhorchen, zumal auch in Haushalten mit zu pflegenden Personen antibiotika-resistente Bakterien über die Waschmaschine übertragen werden könnten. Die Ergebnisse sind nun im Journal „Applied and Environmental Microbiology“ veröffentlicht.

Auf der Neugeborenen-Station eines Kinderkrankenhauses in Deutschland hat man bei routinemäßigen Hygiene-Screenings vermehrt das Bakterium Klebsiella oxytoca festgestellt. Das Bakterium kann zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen sowie im schlimmsten Fall zur tödlichen Sepsis führen. In diesem besonderen Fall kann man die gängigen Antibiotika gegen diesen Erreger nur eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr einsetzen. Nachdem immer wieder Neugeborene mit dem Keim besiedelt und intensive Maßnahmen bezüglich Hygieneintervention erfolglos waren, zog das Krankenhaus das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu.

Um der Quelle und möglichen Verbreitungswegen auf die Spur zu kommen, wurden mehrfach Umgebungsproben im Patienten- und Personalbereich und vermuteten Risikoorten mit den Proben der Neugeborenen verglichen. Dieser Klebsiella oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war. Diese Besonderheit war ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen ließ. Weder Eltern noch das Pflegepersonal hatten die Bakterien übertragen.

 

Verbreitung der Bakterien über Mützchen und Söckchen aus der Waschmaschine auf die Neugeborenen

Unter dem Strich konnten die Forscher Bakterien des Typs Klebsiella oxytoca eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachweisen. Wobei diese Waschmaschine die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station reinigen sollte, über die Kleidung gelangten dann die Bakterien zu den Neugeborenen.

Nach Entfernung der Waschmaschine konnte man dann auch keine weiteren Besiedelungen mit Bakterien bei den Frühchen nachweisen. Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Forscher die Waschmaschine als Quelle der Bakterien finden konnten.

 

Allerdings handelt sich um einen Sonderfall

Normalerweise sind in Krankenhäusern spezielle Waschmaschinen und Waschverfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln waschen, oder ausgewiesene Wäschereien bereiten die Wäsche extern auf. Auf der Frühgeborenen-Station handelte es sich bei dem etwas länger zurückliegenden Fall dagegen um eine handelsübliche Waschmaschine. Deswegen haben die Wissenschaftler diesen Fall auch publiziert. Denn er zeigt mögliche Probleme mit resistenten Bakterien, die über eine Waschmaschine weiter in das häusliche Umfeld vordringen können.

 

Höher Temperaturen (60 Grad) notwendig

In früheren Studien wurde bereits beschrieben, dass sich antibiotika-resistente Bakterien in einer Waschmaschine einnisten können. Doch in der beschriebenen Untersuchung konnten die Forscher jedoch erstmals nachweisen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotika-resistenten Bakterien auf den Menschen kommen kann. Dieses Resultat habe unter anderem auch Konsequenzen für den häuslichen Bereich. Denn aus Umweltschutzgründen gehe bei üblichen Haushaltsmaschinen der Trend zu niedrigeren Temperaturen deutlich unter 60 Grad. Dies sei im Prinzip eine sehr positive Entwicklung, weil man dadurch Energie sparen und das Klima schont könne, so die Forscher.

Sofern jedoch pflegebedürftige, ältere Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch jüngere Menschen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen im Haushalt leben, sollte man die Waschmaschine bei höheren Temperaturen – zum Beispiel 60 Grad – verwenden, um die Übertragung von gefährlichen Bakterien zu vermeiden. In den Augen der Hygieniker ist dies eine wachsende Herausforderung, da die Zahl der in Familien versorgten Pflegebedürftigen ständig zunimmt.


Literatur:

Ricarda M. Schmithausen, Esther Sib, Martin Exner, Sylvia Hack, Claudia Rösing, Patrick Ciorba, Gabriele Bierbaum, Michael Savin, Sally F. Bloomfield, Martin Kaase, Anja Jacobshagen, Stefanie Gemein, Jürgen Gebel, Steffen Engelhart, Daniel Exner. The washing machine as a reservoir for transmission of extended spectrum beta-lactamase (CTX-M-15)-producing Klebsiella oxytoca ST201 in newborns. Applied and Environmental Microbiology, DOI: 10.1128/AEM.01435-19


Quelle: Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH), Universitätsklinikum Bonn

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