Freitag, April 26, 2024

Immer mehr junge Darmkrebspatienten

In amerikanischen Studien konnte gezeigt werden, dass sich die Häufigkeit von Darmkrebspatienten unter 50 Jahren innerhalb von 20 Jahren verdoppelt hat.

Viele Jahre lang galt Darmkrebs als Krankheit älterer Menschen. Dementsprechend wird ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig alle 5 Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie) von den Versicherungsträgern rückerstattet. In amerikanischen Studien konnte allerdings gezeigt werden, dass sich die Häufigkeit von Darmkrebspatienten unter 50 Jahren innerhalb von 20 Jahren verdoppelt hat.

Da die Gruppe der unter 50-jährigen Darmkrebspatienten trotz des Anstiegs immer noch klein ist, stellt sich die Frage nach der Vorverlegung des Screenings nicht. Was diese Risikogruppe gegenüber älteren Betroffenen auszeichnet ist die Tatsache, dass der Krebs bei ihr oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird. Hauptursache hierfür ist das generelle Nichtwissen um die Möglichkeit, dass Darmkrebs auch schon bei sehr jungen Menschen auftreten kann.

Die Folge ist, dass Darmkrebspatienten ihre Krankheitssymptome selbst oft lange falsch deuten, und dass Ärzte bei ihnen zu lange an Hämorrhoiden denken und die Ursachen für die Symptome nicht mittels Koloskopie abklären lassen.

 

Wie häufig ist Darmkrebs unter 50 Jahren?

Der Anteil der neuen Darmkrebspatienten unter 50 Jahren liegt bei etwa elf Prozent. Laut Robert Koch Institut hat sich die Rate der Neuerkrankungen in der Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen in der Zeit von 1995 bis 2013 um 168 Prozent erhöht. Aus amerikanischen Studien wissen wir, dass der Anstieg der Erkrankungen mit jährlich zwei Prozent in der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen am höchsten ist.

 

Welche Ursachen sind bekannt, welche lassen sich nur vermuten?

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen unter 50 Jahren ergibt die Familienanamnese den Hinweis auf Vorliegen eines familiär erhöhten Risikos, d. h. mindestens ein Verwandter ist oder war an Darmkrebs erkrankt. Dadurch haben alle Familienmitglieder, die direkt mit dem Erkrankten verwandt sind, ein erhöhtes Risiko für diese Krebserkrankung. In Deutschland sind zwei bis vier Millionen Personen von einem familiären Risiko betroffen. Bei der anderen Hälfte der Betroffenen unter 50 Jahren ergibt die Familienanamnese keinen Hinweis eines familiären Risikos. Welche Ursachen bei ihnen für die frühe Entwicklung von Darmkrebs verantwortlich sind, ist gegenwärtig noch unklar. Es wird vermutet, dass Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Mangel an Bewegung und Übergewicht ursächlich sind für den kontinuierlichen Anstieg von Darmkrebs in dieser Altersgruppe. Untersuchungsergebnisse hierzu stehen noch aus.

 

Wann Personen mit einem familiär erhöhten Risiko für Darmkrebs mit der Vorsorge beginnen sollten.

Die Vorsorgeempfehlung der wissenschaftlichen Leitlinie lautet für alle, die Darmkrebs in der Familie haben: Vorsorgebeginn zehn Jahre vor dem Diagnosealter des jüngsten erkrankten Familienmitglieds, spätestens aber mit 40 bis 45 Jahren. Ergibt die Familienanamnese einen Hinweis auf Vorliegen eines erblichen Darmkrebsrisikos in der Familie, wird empfohlen, dass direkte Verwandte bereits ab dem Alter von 25 Jahren regelmäßig eine Darmspiegelung machen lassen.

 

Was sich ändern muss, damit Darmkrebs bei Personen mit familiärem Risiko früh erkannt wird.

Zwei Dinge sind gegenwärtig wichtig, um die Situation der Betroffenen zu verbessern: Sie müssen die Möglichkeit erhalten, früh von ihrem familiären Risiko zu erfahren, das den meisten nicht bekannt ist. Hierzu muss verpflichtend die Erhebung der Familienanamnese bei allen Patienten im frühen Erwachsenenalter eingeführt werden. Außerdem müssen Risikopersonen mit familiärer und erblicher Belastung für Darmkrebs als separate Risikogruppe in die Krebsfrüherkennungsrichtlinie aufgenommen werden. Die Möglichkeit, Vorsorge gemäß der wissenschaftlichen Leitlinie durchzuführen, muss gesetzliche Leistung für diese Risikogruppen werden.

 

Was sich ändern muss, damit Darmkrebs bei Personen ohne familiäres Risiko früh erkannt wird.

Es gibt gegenwärtig noch keine aussagekräftige prädiktive Methode zur Feststellung des individuellen Darmkrebsrisikos. Aber es gibt Symptome, die als Hinweise auf Darmkrebs gedeutet werden können. Junge Menschen müssen lernen, Symptome ernst zu nehmen und sich über die möglichen Ursachen zu informieren. Und Ärzte sollten Symptome, die nicht eindeutig für Hämorrhoiden sprechen, unbedingt durch eine Darmspiegelung abklären lassen.

Quelle: Statement von Dr. Christa Maar, Vorstand Felix Burda Stiftung und Präsidentin Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. » Darmkrebs – Immer mehr junge Menschen betroffen «

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