Freitag, April 19, 2024

IgE-Antikörper mit Einzelketten-Antikörper daran hindern, an Allergene zu binden

Nanobody-Technologie hergestellte Einzelketten-Antikörper, die die Bindung der IgE-Antikörper an Allergene verhindern, fungieren praktisch als Stoppschild für die Allergie.

Bei einer allergischen Reaktion kommen im Grunde genommen die bei der Sensibilisierung entstandenen, sogenannte IgE-Antikörper mit Allergene in Kontakt. IgE-Antikörpern wiederum „bewaffnen“ spezielle Zellen, vor allem die Mastzellen. Wenn dann Allergene erneut aufgenommen werden, so binden diese an zellgebundene IgE-Antikörper und aktivieren so die Mastzellen. Diese setzen nun Botenstoffe frei, die für die allergische Entzündung und Beschwerden verantwortlich sind. Dann entsteht eine Pollenallergie beziehungsweise oder allgemein auch eine beliebige, andere Allergie.

 

Kamele, IgE-Antikörper und Pollenallergie

Weltweit vermutet man, dass jeder dritte Mensch unter einer Allergie leidet. Dabei verursachen zum Beispiel Nahrungsmittel, Pilze, Hausstaubmilben sowie saisonal bedingt Pollen die Beschwerden. Letztere sind auch die größte Gruppe bei Allergien. Denn rund 800 Millionen Menschen weltweit leiden in irgendeiner Form unter einer Pollenallergie. Dadurch zeigen sich die üblichen Symptome wie Schnupfen, Husten sowie schweren Atemproblemen. In Österreich hat übrigens jede/r Fünfte eine Pollenallergie.

Forschende der MedUniWien versuchten nun, Kamele mit Pollenallergenen zu immunisieren. Dadurch wollten sie schwere Einzelketten-Antikörper für die passive Behandlung von Pollenallergien gewinnen. Warum ausgerechnet Kamele erklärt Sabine Flicker, Leiterin der Antikörper-Arbeitsgruppe am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien. „Kamele haben die seltene Eigenschaft, Antikörper zu produzieren, die aus nur einer Kette bestehen. Die isolierten Einzelketten-Antikörper werden auf ihre Wirksamkeit, spezifische Immunglobuline E-Antikörper – IgE-Antikörper – daran zu hindern, an Allergene zu binden und somit die Auslösung einer Pollenallergie zu unterdrücken, getestet.“

Mittels der leistungsstarken Nanobody-Technologie gewinnen die Forscher aus dem Blut der immunisierten Kamele Allergen-spezifische Einzelketten-Antikörper.

In einem neuen vom FWF und RFBR bewilligten Kooperationsprojekt mit Sergei Tillib von der Russischen Akademie der Wissenschaften werden ForscherInnen der MedUni Wien unter der Leitung von Sabine Flicker Allergene in Kamele injizieren, um diese zu immunisieren. Aus dem Blut der immunisierten Kamele werden mit einer leistungsstarken Technologie, der Nanobody-Technologie, Allergen-spezifische Einzelketten-Antikörper gewonnen. Diese hoch entwickelte Technik kommt zum ersten Mal für die Erzeugung von Allergen-spezifischen Antikörpern zum Einsatz. Man verspricht sich davon, eine große Anzahl von spezifischen Einzelketten-Antikörpern generieren zu können. Flicker: „Die Nanobody-Technologie repräsentiert somit eine deutliche Verbesserung der bisher verwendeten Methoden, rekombinante monoklonale Antikörper zu gewinnen.“

Die Einzelketten-Antikörper können wir als rekombinante Proteine im Labor herstellen und auf ihr schützendes Potential austesten. Jene Einzelketten-Antikörper, die die Bindung der IgE-Antikörper an Allergene verhindern, fungieren praktisch als Stoppschild für die Allergie“, erklärt die MedUni Wien-Forscherin.

In acht bis zehn Jahren, so die WissenschafterInnen, könnten diese neuen Erkenntnisse zu einer lokalen Behandlung (Nasenspray, Augentropfen) gegen saisonale Pollenallergien führen.


Quelle: Medizinische Universität Wien

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