Die Hyperkalzämie ist eine der häufigsten metabolischen Komplikationen bei Krebs, wichtigste Therapie ist die Rehydratation der Patienten.
Die Hyperkalzämie ist eine Elektrolytentgeleisung, die sowohl in der niedergelassenen Arztpraxis als auch in der Notfallambulanz recht häufig vorkommt. Dabei sind die behandelnden Ärzte sehr gefordert. Denn eine Hyperkalzämie ist als teilweise lebensbedrohliche, metabolische Komplikation einer meist fortgeschrittenen Krebs-Erkrankung konsequent zu behandeln. Meist ist die Symptomatik sehr ausgeprägt. Schließlich ist eine rasche Behandlung dringend notwendig.
Während noch vor wenigen Jahren etwa jeder dritte Patient mit fortgeschrittenem Krebs mindestens einmal eine hyperkalzämische Krise im Verlauf der Krebs-Erkrankung erlitt, ist die Elektrolytentgeleisung in den letzten Jahren deutlich seltener. Denn der Grund dafür ist der konsequenten Einsatz von Bisphosphonaten zur Behandlung tumorinduzierter Knochenveränderungen.
Hyperkalzämie bei Krebs erkennen
Die Symptomatik einer Hyperkalzämie ist oft uncharakteristisch (siehe Tabelle). Beispielsweise können Übelkeit und Erbrechen, Anorexie, Obstipation, Polyurie und Polydipsie, Müdigkeit sowie Verwirrtheit das Bild prägen. Schließlich sind schwersten Fällen eine hyperkalzämische Krise zu befürchten – bis hin zu einem komatösen Zustand.
Symptome der Hyperkalzämie
Gastrointestinale Beschwerden
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Appetitlosigkeit,
- Obstipation,
- Pankreatitis,
- peptische Ulzera sowie auch
- Anorexie
Kardiale Symptome
- Tachykardie,
- erhöhte myokardiale Kontraktion,
- Verkürzte Systole,
- Verkürztes QT Intervall sowie
- erhöhter diastolischer Blutdruck
Renale Symptomatik
- Polyurie,
- Polydipsie,
- Mundtrockenheit sowie
- Nykturie
Neurologische Symptome
- Müdigkeit,
- Verwirrtheit,
- Depression,
- Benommenheit,
- Lethargie sowie
- Koma
Tabelle Hyperkalzämie-Symptomatik
Krebs-Patienten mit Hyperkalzämie behandeln
Anfänglich sollte die initiale Behandlung in der Gabe von physiologischer Kochsalzlösung bestehen – 3 bis 6 Liter pro Tag. Schließlich soll diese den Patienten rehydrieren und eine Kalzium-Diurese induzieren. Dabei kann die Gabe von Flüssigkeit alleine den Serum Kalzium-Spiegel um 0,3 bis 0,5 mmol innerhalb von 48 Stunden reduzieren. (CAVE: Kalzium-hältige Lösungen).
Schließlich erhöhen Schleifendiuretika wie Furosemid die Natrium-gekoppelte renale Kalzium-Ausscheidung und ergänzen die Flüssigkeitssubstitution im Sinne einer forcierten Diurese. Dies sollte allerdings nur unter Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz sowie der Serum-Elektrolytwerte erfolgen.
Intravenöse Gabe eines Bisphosphonats
Zur Standardtherapie der malignen Hyperkalzämie zählt heutzutage auch die intravenöse Gabe eines Bisphosphonats. Eine einmalige Infusion von Pamidronat (90mg), Ibandronat (2mg) oder Zolendronat (4mg) normalisiert den Serum-Kalziumspiegel in der Mehrzahl der Patienten (80%) innerhalb der ersten 5 Tage nach Infusion.
Die orale Gabe eines Bisphosphonats ist bei Hyperkalzämie nicht empfohlen, da aufgrund der gastrointestinalen Symptomatik bei Hyperkalzämie mit einer schlechten Verträglichkeit oraler Bisphosphonate gerechnet werden muss. Außerdem sind die älteren, oral verfügbaren Bisphosphonate weniger potent als die oben genannten Substanzen, was eine verzögerte Senkung des Kalziumspiegels und eine insgesamt niedrigere Erfolgsrate bedeutet.
Schließlich ist auch auf die potentielle Nephrotoxizität der Bisphosphonate zu achten. Wobei bei vorheriger Hydrierung und Lösung des Bisphosphonats in ausreichend viel Flüssigkeit sowie einer langsamen Infusion die renalen Nebenwirkungen jedoch selten sind.
Literatur:
Zagzag J, Hu MI, Fisher SB, Perrier ND. Hypercalcemia and cancer: Differential diagnosis and treatment. CA Cancer J Clin. 2018 Sep;68(5):377-386. doi: 10.3322/caac.21489. Epub 2018 Sep 21. PMID: 30240520.
Ralston SH. Pathogenesis and management of cancer associated hypercalcaemia. Cancer Surv. 1994;21:179-96.
Pettifer A, Grant S. The management of hypercalcaemia in advanced cancer. Int J Palliat Nurs. 2013 Jul;19(7):327-31.
Quelle: Supportive Therapie. Dr. Niklas Zojer. MEDMIX 2/2006