Samstag, April 20, 2024

Zu Hornhaut-Transplantation besser informieren

Deutsche Augenärzte fordern für potenzieller Spender eine bessere Aufklärung zu den Möglichkeiten im Zusammenhang mit einer Hornhaut-Transplantation.

Die Hornhaut-Transplantation beziehungsweise die Übertragung der Augenhornhaut ist mit über 7.000 Transplantationen pro Jahr allein in Deutschland eine der häufigsten und erfolgreichsten Transplantationen. Fast jede Hornhaut-Transplantation wird in deutschen (Universitäts)Augenkliniken durchgeführt – mit Hornhäuten, die Verstorbene gespendet haben. Über die Hälfte der Augenkliniken organisiert das über eine eigene Hornhautbank. Obwohl fast jeder Verstorbene als Spender infrage kommt, fehlt es an Spendergewebe: Bundesweit warten mehr als 5000 Patienten auf ein Transplantant. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) ruft dazu auf, potenzielle Organspender und Gewebespender häufiger auch auf die Möglichkeit der Hornhautspende hinzuweisen.

Durch Verletzungen mit Narbenbildung, Infektionen oder angeborene Erkrankungen kann die Hornhaut – die normalerweise durchsichtige „Windschutzscheibe des Auges“ – trüb werden. Die Betroffenen erblinden manchmal schon im jungen Alter und einige sind dann lebenslang auf Hilfe angewiesen und in ihrer Lebensplanung und -führung beschränkt. „Die Hornhautübertragung ist ein risikoarmer Eingriff, von dem viele blinde und sehbehinderte Menschen profitieren können: Die Spender-Hornhaut ermöglicht es ihnen, wieder zu sehen“, erklärt Professor Dr. med. Claus Cursiefen von der Sektion Kornea der DOG. Auch weil die Augenhornhaut keine Blutgefäße aufweist, käme es nur selten zu Abstoßungsreaktionen – Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, müssen nur kurzfristig eingenommen werden. Anders als bei Herz-, Nieren- oder Lebertransplantationen kann die Hornhaut noch bis zu 72 Stunden nach dem Herz-Kreislauf-Stillstand eines Spenders entnommen werden.

„Prinzipiell kommt fast jeder Verstorbene – egal ob er Brillenträger war oder an einer Erkrankung litt – als Spender infrage“, sagt Cursiefen, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Augenheilkunde des Uniklinikums Köln. Ausnahmen bildeten etwa Menschen, die eine Viruserkrankung wie AIDS oder Hepatitis haben. Hornhäute, die sich nicht zur Spende eignen, können – wenn dafür ein Einverständnis des Spenders vorliegt – in wissenschaftlichen Studien verwendet werden, damit Augenkrankheiten in Zukunft wirkungsvoller behandelt werden können.

„Unser wichtigstes Anliegen ist, die Bedeutung der Hornhaut-Transplantation für unsere Patienten hervorzuheben und ihren Stellenwert im Gesundheitssystem zu sichern“ betont der DOG-Generalsekretär Professor Dr. med. Thomas Reinhard. Dies solle auch dabei helfen, mehr Menschen für eine Hornhautspende zu gewinnen. Viele potenzielle Organspender würden die Möglichkeit der Hornhautspende nicht kennen und Ärzte wiesen zu selten darauf hin, so Reinhard. „Wie bei Organen auch, wird die erfolgreiche Methode der Hornhauttransplantation durch fehlendes Spendergewebe beschränkt.“ Mögliche Alternativen, wie etwa künstliche Hornhäute aus Fischschuppen werden aktuell untersucht. Es ist jedoch offen, ob und wann diese für die Therapie zur Verfügung stehen.

Nach §1a des Transplantationsgesetzes entspricht dabei die Gewebetransplantationen einer vollwertigen Transplantation. Dies betont die DOG in einer aktuellen Stellungnahme. „Auch wenn es bei der Hornhauttransplantation nicht um Leben oder Tod geht, wie bei Patienten, die auf eine Niere oder Leber warten, ermöglicht uns dieser Eingriff, Patienten ihr Augenlicht und damit ein erhebliches Stück Lebensqualität zurückzugeben“, betont Professor Dr. med. Berthold Seitz vom Universitätsklinikum des Saarlands Homburg, Sprecher der Sektion Kornea der DOG. Interessierte können die Stellungnahme im Internet einsehen unter http://www.dog.org/?cat=199#8.

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