Dienstag, April 23, 2024

Prävention bei HIV und Homophobie

Homophobie und HIV-Prävention: In Ländern mit stark ausgeprägter Homophobie nehmen Schwule und bisexuelle Männer weniger Angebote zur HIV-Prävention in Anspruch.

Die Homophobie beschreibt eine soziale, gegen Lesben und Schwule gerichtete Aversion bzw. Feindseligkeit und wird in den Sozialwissenschaften, zusammen mit Phänomenen wie Rassismus, Xenophobie oder Sexismus unter den Begriff „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ gefasst. In stark homophoben europäischen Staaten lassen sich Schwule und bisexuelle Männer vermutlich deswegen seltener auf HIV testen und haben weiters häufig Hemmungen davor, ihre Sexualität mit Ärzten bzw. anderem Gesundheitspersonal zu besprechen. Dies berichten Forscher der Yale School of Public Health (YSPH) in einer unlängst im Journal AIDS veröffentlichten Studie.

 

Umgang mit Homosexualität unterscheidet sich in Europa von Land zu Land

Die Einstellungen zur Homosexualität sind in Europa sehr verschieden, berichtet YSPH Professor und Erstautor der aktuellen Studie, John Pachankis. Ziel seiner Forschung war es, den Einfluss der Homophobie auf die Gesundheit schwuler oder bisexueller Männer zu untersuchen – dabei stand besonders ihr Sexualverhalten, die Nutzung von potenzieller Angebote zur HIV-Prävention, der HIV-Status und die Fähigkeit Betroffener mit HIV umzugehen, im Vordergrund.

Im Zuge der Studie untersuchten die Forscher Daten vom European MSM Internet Survey (EMIS), einem Gemeinschaftsprojekt in dem 35 europäische Länder involviert waren. Dabei sollte das Wissen über HIV, das Verhalten sowie die Nutzung medizinischer Einrichtungen bei 174.000 schwulen oder bisexuellen Männern untersucht werden. Die Forscher berücksichtigten zudem das jeweilige nationale Gesetz sowie die soziale Einstellungen zur Homosexualität in den diversen Ländern.

Dabei stellte sich heraus, dass der Umgang mit Homosexualität von Land zu Land stark variiert. Beispielsweise wussten Männer in Ländern mit stark ausgeprägter Homophobie wesentlich weniger über HIV. Auch die Nutzung von Kondomen als Schutzmaßnahme war wesentlich weniger ausgeprägt. Dies führt zu der Annahme, dass Homophobie die Nutzung von gesundheitlichen Angeboten reduziert und die Qualität des Gesundheitsservice herabsetzt.

Die Forscher weisen außerdem auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko für schwule und bisexuelle Männer in homophoben Ländern hin, wo entsprechende Präventionsmaßnahmen limitiert aber die Möglichkeit für sexuellen Kontakt immer größer wird.

 

Das HIV-Risiko korreliert mit dem Grad an Homophobie und der Gesetzgebung des jeweiligen Landes

„Das HIV-Risiko ist größtenteils vom jeweiligen nationalen Gesetzen sowie der Einstellung zur Homosexualität beeinflusst,” so Pachankis. „Unsere aktuelle Studie zeigt, dass schwule und bisexuelle Männer in homophoben Ländern keinen Zugang zu bestimmten Ressourcen haben. Zudem fehlt es an der Möglichkeit offen zu seiner Sexualität zu stehen, ein Aspekt der sich positiv auf die Gesundheit auswirken würde.“

Die Wissenschafter stellten zudem fest, dass schwule und bisexuelle Männer in Ländern in denen Homophobie stark verbreitet ist, weniger Sexualpartner haben und das Risiko einer HIV-Infektion geringer ist. Dies käme zustande, weil schwule und bisexuelle ihre sexuelle Neigung geheim halten. Einerseits hält Homophobie Männer von sexuellen Kontakten mit Gleichgesinnten ab. Andererseits sind sie schlecht über die möglichen Risiken  von ungeschütztem Geschlechtsverkehr informiert. Dies wiederum erhöht das HIV-Risiko.

Die aktuelle Studie unterstreicht die Auswirkungen ausgeprägter Homophobie. Männer haben wenig Zugang zu geeigneten Informationsstellen und Ressourcen, um HIV zu vermeiden bzw. damit umzugehen. Gleichermaßen ist es immer leichter sexuelle Kontakte zu knüpfen, beispielsweise über das Internet.

Quelle: http://journals.lww.com/aidsonline/Fulltext/2015/06190/Hidden_from_health___structural_stigma,_sexual.15.aspx

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