Mittwoch, April 24, 2024

Hirnwasser-Verlust – Gehirn im Trockenen

Berner Neurochirurgen haben den Grund für den plötzlichen Hirnwasser-Verlust und gleichzeitig die Lösung gefunden: die Mikrochirurgie kann helfen.

Im Grunde genommen schützt Flüssigkeit unser Gehirn und unser Rückenmark. Wenn dann ein Hirnwasser-Verlust auftritt und nicht mehr ausreichend nachproduziert werden kann, liegt das Gehirn buchstäblich auf dem Trockenen. Betroffene leiden dann vor allem unter starken Kopfschmerzen, die nur im Liegen besser werden. Weitere Symptome von Hirnwasser-Verlust sind Übelkeit, Nackensteife, Schwindelanfällen, Arbeitsunfähigkeit sowie bedrohlichen Blutungen.

Immer wieder tritt Hirnwasser-Verlust plötzlich und ohne offensichtliche Ursache auf. Seit langem möchte die Forschung den Grund dafür aber auch Lösungen finden. Eine aktuelle Therapie verspricht den Patienten eine über 90-prozentige Chance auf Heilung.

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Winzige Sporne verletzen die Nervenhaut

Forscher des Universitären Neurozentrums Bern haben unlängst mit neuesten Bildgebungsverfahren und Mikrochirurgie winzige, verkalkte Bandscheibenfortsätze an der Wirbelsäule von Betroffenen gefunden. Diese Sporne bohren ein Loch in die Nervenhaut (Dura), welche das Hirnwasser schützt.

Das so entstandene Leck befand sich bei den meisten Patienten in der Brustwirbelsäule oder unteren Halswirbelsäule. In einer Studie hatten die Ärzte 14 von 69 Patienten mit besonders hartnäckigen Verläufen der Erkrankung mittles Mikro-Neurochirurgie untersucht. Bei allen operierten Patienten konnte unmittelbar nach der Diagnosestellung der Sporn entfernt und das Leck geschlossen werden.

Struktur eines Membranproteins entschlüsselt

Durch Mikro-Sporne bei Hirnwasser-Verlust Heilung möglich

Jedenfalls ist die Erkrankung oft einschneidend und stark belastend. Doch hier sehen Forscher eine Wende für die Patienten. Denn man konnte erstmals zeigen, wie die Lecks im System entstehen. Und im selben Zug zeigten sich hierzu Lösungen. Die Erfolgsrate der neuen Operationsmethode spricht für sich. Die Berner Neurochirurgen konnten 93 Prozent der Patienten durch Einsatz der Mikro-Sporne heilen.


Literatur:
Beck J, Ulrich CT, Fund C, Fichtner J, Seidel K, Fiechter M, Hsieh K, Murek M, Bervini D, Meier N, Mono M-L, Mordasini P, Hewer E, Z’GRaggen WJ, Gralla J, Raabe A. Diskogenic microspurs as a major cause of intractable spontaneous intracranial hypotension. Neurology 2016;87:1–7.

Fichtner J, Ulrich CT, Fung C, Knüppel C, Veitweber M, Jilch A, Schucht P, Ertl M, Schömig B, Gralla J, Z’Graggen WJ, Bernasconi C, Mattle HP, Schlachetzki F, Raabe A, Beck J. Management of spontaneous intracranial hypotension – Transorbital ultrasound as discriminator. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2016 Jun;87(6):650-5. doi: 10.1136/jnnp-2015-310853. Epub 2015 Aug 18.

Jürgen Beck, Jan Gralla, Christian Fung, Christian T. Ulrich, Philippe Schucht, Jens Fichtner, Lukas Andereggen, Martin Gosau, Elke Hattingen, Klemens Gutbrod, Werner J. Z’Graggen, Michael Reinert, Jürg Hüsler, Christoph Ozdoba, Andreas Raabe. Spinal cerebrospinal fluid leak as the cause of chronic subdural hematomas in nongeriatric patients. J Neurosurg. 2014 Dec;121(6):1380-7


Quelle:

Internationaler Kongress plötzlicher Hirnwasserverlust, Mai 2016, Oberhofen

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