Freitag, März 29, 2024

Hirnleistungstraining soll kognitiven Abbau im Alter verzögern

Viele Menschen wollen kognitiven Abbau im Alter hinauszögern, vorbeugendes Hirnleistungstraining aber auch körperliches Training helfen dabei.

Kognitives Altern beziehungsweise die Beeinträchtigung der Denkleistung verläuft entweder physiologisch oder entwickelt sich über Vorstufen zu einer Demenz. Ein häufig verwendeter Begriff in diesem Zusammenhang ist Mild Cognitive Impairment – MCI. Um auch den normalen kognitiven Abbau hinauszögern zu können, bieten uns Hirnleistungstraining sowie auch körperliche Fitness eine gute Unterstützung. Damit beginnt man am besten schon in jungen Jahren, aber auch Senioren können damit gegen kognitives Altern und neuropsychologische Fähigkeitsstörungen sowie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen ankämpfen. Sogar bei ersten Symptomen von Demenzen wie Alzheimer. Ein wichtiger Zusammenhang besteht aber auch zwischen gesunder Ernährung im Alter und dem Hinauszögern von Gebrechlichkeit, kongitivem Abbau und dem Vermeiden von Demenzen. Ein negativen Einfluss haben hingegen bestimmte Arten von Nährstoffmängel.

 

Modell der physischen Fitness als Hirnleistungstraining

Zwei Formen der aktiven Vorbeugung wurden in verschiedenen Studien genauer untersucht. Das Modell der physischen Fitness nimmt an, dass körperliches Ausdauertraining – wie Kardiotraining, Wandern, Yoga, Stretching, Schwimmen usw. – zu einer Verbesserung der Hirnperfusion führt und vaskuläre Risiken reduziert.

Positive, allerdings eher mäßig starke Trainingseffekte ergaben sich bei etwa einem Drittel der Studien mit hirngesunden Teilnehmern sowie bei zwei Dritteln der Studien mit MCI-Patienten. Am wirksamsten war das aerobe Training. Die Leistungszuwächse zeigten sich meist beim Arbeitstempo beziehungsweise Arbeitsgedächtnis. Außerdem auch bei der kognitiven Flexibilität, und beim Langzeitgedächtnis.

 

Systematisches Hirnleistungstraining für Senioren gegen den kognitiven Abbau im Alter

Das Modell der kognitiven Fitness geht davon aus, dass man die Hirnleistung in allen Lebensaltern trainieren kann. Und dass man die sogenannte Neurodegeneration verhindern beziehungsweise verlangsamen kann. Die ursprünglichen Erklärungsansätze für positive Trainingseffekte stammen jedenfalls aus dem experimentellen Bereich und basieren. Im Fokus der Forschung stand das Konzept der zerebralen Plastizität und Neogenese.

Im Grunde genommen haben zahlreiche Studien den positiven Effekt von systematischem Hirnleistungstraining gegen kognitiven Abbau im Alter erfasst. Die dabei angewendeten Intervention bestanden größtenteils in einem Gedächtnistraining, dem Erlernen kognitiver oder Problemlösungsstrategien, dem Gebrauch externer Hilfsmittel oder effizienterer Informationsverarbeitung. Zum Training dienten Papier- und Bleistiftmaterialien, Lernunterlagen oder computerbasierte Übungsprogramme. Wobei die Probanden meistens in Gruppen ihre Übungen durchführten.

Der Trainingseffekt wurde in Form psychometrischer Messverfahren überprüft. Dabei standen Verbesserung bei Gedächtnis, Psychomotorik, Aufmerksamkeit, Reaktionskontrolle, Raumverarbeitung aber auch viele andere im Blickpunkt.

 

Langanhaltende Trainingseffekte bei MCI

Mehrere Studien zeigten einen signifikanten Übungseffekt des angewandten Hirnleistungstrainings, der teilweise auch noch nach Monaten persistierte. Positive Trainingseffekte fanden sich sowohl bei gesunden Probanden als auch bei Personen mit MCI.

Kognitive Interventionen können demnach bei Gesunden und Personen mit MCI positive, teils auch langanhaltende Trainingseffekte zeigen. Einschränkend ist festzuhalten, dass sich die vorliegenden Studien erheblich hinsichtlich Gruppengröße, demografischen Faktoren, Einschlusskriterien, Trainingsfrequenz und Messvariablen für das Outcome unterscheiden.

Allerdings sind viele Stichproben zu klein, um allgemein gültige Aussagen zuzulassen. Denn nicht in allen Studien konnte man zwischen gesundem Altern und MCI unterschieden. Nur vereinzelt kamen Kontrollbedingungen zum Einsatz, und dann meist in Form von aktiven, »Placebo«-trainierten (wie Malen und Singen …) oder passiven (beispielsweise auf eine Intervention wartenden) Personen.

Nur etwa die Hälfte aller Studien führte schließlich auch Verlaufsuntersuchungen nach Abschluss des Trainings durch. Das heißt, dass der Gebrauch trainierter Fähigkeiten im Rahmen des Alltags nur selten überprüft wurde.

 

Körperliches sowie kognitives Training bringt Senioren viele gesundheitliche Vorteile

Bei vielen Studien bleibt daher unklar, ob es sich bei den beobachteten Leistungssteigerungen nur um einen Übungseffekt handelt. Oder ob man unter dem Strich die alltagsrelevanter Fähigkeiten verbessern kann. Allerdings kann man nur schwer beantworten, welche Form von Hirnleistungstraining am effizientesten ist.

Im Grunde genommen zeigt aber die aktuelle Studienlage, dass ausreichend körperliche Aktivität sowie ein kontinuierliches Hirnleistungstraining für gegen den kognitiven Abbau im Alter sehr viel Sinn macht. Das gilt schließlich auch im Zusammenhang mit einem allgemeinen besseren körperlichen Zustand durch die Übungen.

Übrigens werfen aktuelle Studien-Ergebnisse allerdings auch Zweifel auf, ob das Spielen von Videospielen bei älteren Erwachsenen zu kognitiven Verbesserungen führen könnte. Denn das wird manchmal empfohlen, wobei es als Zusatz zu anderen Arten von Hirnleistungstraining und zu Fitness-Einheiten sich auch eine positive Bedeutung haben kann.


Literatur:

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Quellen:

https://www.nia.nih.gov/newsroom/2014/01/cognitive-training-shows-staying-power

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