Donnerstag, April 18, 2024

Hilfsmittel bei Sehverlust im Alter: Auf den richtigen Mix kommt es an!

Augenerkrankungen können das Sehvermögen auf vielfältige Weise einschränken, beispielsweise durch Ausfälle im zentralen Gesichtsfeld, einen „Tunnelblick“ oder ein vermindertes Kontrastsehen. Eine breite Palette von Hilfsmitteln kann Menschen mit Sehbeeinträchtigungen helfen, das Leben und den Alltag weiterhin so
selbstständig wie möglich zu gestalten. So können Kantenfilter-Brillen das Kontrastsehen verbessern, Bildschirmlesegeräte das Lesen erleichtern und Geräte mit Tonausgabe oder eine optimierte Beleuchtung im Haushalt unterstützen. Doch nicht jedes Hilfsmittel ist für jeden Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung gleichermaßen geeignet. Was bei der Hilfsmittelauswahl zu beachten ist und welche weiteren Faktoren neben der Sehbeeinträchtigung eine Rolle spielen, diskutieren Expertinnen und Experten am heutigen Donnerstag auf einer Online-Pressekonferenz im Vorfeld der 3. Fachtagung „Sehen im Alter“.

Mit fortschreitendem Alter steigt das Risiko, Augenerkrankungen wie altersabhängige Makula-Degeneration (AMD), Grüner Star oder diabetische Netzhauterkrankungen zu entwickeln, die zu einem Sehverlust führen können. Bei der AMD beispielsweise liegt der Anteil der Menschen mit Frühstadien in
Deutschland unter den 50- bis 59-Jährigen bei sechs Prozent, während es bei den Über-80-Jährigen 34 Prozent sind. Je nach Art und Verlauf der Erkrankungen beeinträchtigen sie das Sehvermögen der Betroffenen in unterschiedlichem Ausmaß. „Bei vielen altersbedingten Augenerkrankungen liegt eine große Zeitspanne zwischen der Erstdiagnose und der tatsächlich eintretenden Sehbeeinträchtigung“, sagt Professorin Dr. phil. Ines Himmelsbach, Professorin für Soziale Gerontologie an der Katholischen Hochschule Freiburg. Während die Beeinträchtigungen zu Beginn nur geringfügig ausfallen, können im weiteren Verlauf alltägliche Tätigkeiten wie Lesen, Einkaufen oder das Bewegen im Straßenverkehr zunehmend schwerer fallen, bis sie ohne die Hilfe anderer Menschen nicht mehr möglich sind. „Oft steigt das Interesse an Hilfsmitteln erst, wenn bereits Einschränkungen im Alltag spürbar sind“, so die Freiburger Expertin.

Damit die betroffenen Personen die Hilfsmittel auch richtig einsetzen können, ist ein Training notwendig. „Dabei lernen die Betroffenen verschiedene Hilfsmittel und ihre richtige Handhabung kennen. So können sie individuell einschätzen, welche Instrumente ihnen im Alltag am besten helfen“, erklärt Himmelsbach. Denn bei der Auswahl der Hilfsmittel sind neben der Ursache der Sehbehinderung die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen zu beachten. „Menschen, die aufgrund einer Augenerkrankung im fortgeschrittenen Alter einen Sehverlust erleben, haben in der Regel einen großen Teil ihres Lebens als ‚Sehende‘ ohne
Einschränkungen verbracht“, so die Gerontologin weiter. Daher hätten sie häufig die Erwartung, dass ihnen die Hilfsmittel wieder uneingeschränktes Sehen ermöglichen und sie beispielsweise mit einem Lesegerät wieder dicke Bücher lesen können. Kulturtechniken wie die Blindenschrift oder das Gehen mit dem Langstock seien für sie dagegen weniger von Interesse.

Die Expertin hat im Rahmen eines Projekts ein Beratungsangebot entwickelt, das ältere Menschen bei der Auswahl der richtigen Hilfsmittel unterstützt. „Neben der Sehbeeinträchtigung können bei älteren Menschen unter Umständen auch Kognitionseinbußen oder Hörbeeinträchtigungen eine Rolle spielen“, sagt Himmelsbach. Diese Faktoren seien bei der Auswahl der geeigneten Hilfsmittel unbedingt zu beachten. Dies sei gemeinsam mit der Schulung der Nutzenden entscheidend, damit diese die Hilfsmittel gewinnbringend einsetzen können. „Andernfalls verschwinden die Geräte meist schnell in der Schublade.“


Quelle:

Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV): www.dbsv.org

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