Dienstag, April 23, 2024

Herzklappen-OP bei älteren Menschen

Durch die minimal-invasive kathetergestütze Herzklappen-OP können alte, gebrechliche Patienten rasch ohne Schmerzen aufstehen und mobilisiert werden.

Die Aortenklappenstenose und die Mitralklappeninsuffizienz sind die häufigsten Herzklappenfehler beim Erwachsenen. Die Prävalenz beider Erkrankungen steigt mit dem Alter steil an. Drei Prozent aller über 75-jährigen und zehn Prozent aller über 80-jährigen Menschen haben eine Aortenklappenstenose. Die Erkrankung ist mit sehr hoher Sterblichkeit und gravierender Einschränkung der Lebensqualität verbunden. Die einzige Therapiemöglichkeit besteht in einem Aortenklappenersatz, der bis vor wenigen Jahren nur durch eine sehr große und belastende Herzklappen-OP mit Eröffnung des Brustkorbs und unter Einsatz der Herzlungenmaschine möglich war.

 

Herzklappen-OP versus TAVI

Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, die Aortenklappe interventionell, das heißt durch einen Kathetereingriff über die Leistenarterie zu ersetzen (Transkatheter Aortenklappen Implantation = TAVI). Bei inoperablen Patienten konnte man einen klaren Überlebensvorteil der TAVI gegenüber einer konservativen Herzklappen-OP zeigen.

Bei operablen älteren Patienten mit schweren Begleiterkrankungen konnte gezeigt werden, dass die TAVI gegenüber der konventionellen Herzklappen-OP mit einer signifikant niedrigeren Sterblichkeit einhergeht.



 

Minimal-invasiver Kathetereingriff

Risikoadjustierte Register weisen darauf hin, dass auch bei jüngeren und weniger kranken Patienten das Katheterverfahren mindestens gleichwertig zur offenen Operation ist. Hierzu laufen Studien, die den Eingriff bei Patienten mit mittlerem und niedrigem Risiko untersuchen.

Auch die Mitralklappeninsuffizienz kann seit einigen Jahren mit einem Kathetereingriff behandelt werden, dem sogenannten MitraClip-Verfahren. Hierbei werden die beiden Segel der Klappe mit einer kleinen „Wäscheklammer“ verbunden, wodurch die Undichtigkeit behoben wird. Andere Verfahren wie auch der interventionelle Mitralklappenersatz befinden sich in Erprobung.

Der größte Fortschritt der minimal-invasiven kathetergestützen Herzklappen-OP ist, dass alte, gebrechliche Patienten am Tag nach dem Eingriff ohne Schmerzen aufstehen können. Das fördert wiederum sehr ihre Mobilisierung. Eine Rückkehr ins häusliche Umfeld ist nach wenigen Tagen möglich. Dies ist ein sehr großer Vorteil gegenüber der wochenlangen, manchmal monatelangen Rekonvaleszenz nach einem offenen chirurgischen Eingriff.




Quelle: Statement von Privatdozent Dr. med. Claudius Jacobshagen, Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Herzzentrum an der UMG, Universitätsmedizin Göttingen – zur Minimal-invasiven kathetergestützen Herzklappen-OP. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V., 2016, Mannheim.

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