Mittwoch, April 24, 2024

Herzinsuffizienz und psychische Probleme wie Depression kombiniert behandeln

Eine Herzinsuffizienz und psychische Probleme wie Depression müssen kombiniert und adäquat behandelt werden, um die Lebensqualität deutlich zu verbessern.

Herzinsuffizienz und psychische Probleme wie vor allem Depressionen treten häufig gemeinsam auf. Beispielsweise leidet etwa ein Drittel aller herzinsuffizienten Patienten unter einer depressiven Symptomatik mit unterschiedlichem Ausmaß. Glücklicherweise verbessert sich die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen deutlich, wenn die Behandler die Herzerkrankung und psychische Probleme kombiniert und dementsprechend adäquat therapieren.

 

Herzinsuffizienz und psychische Probleme verstärken sich häufig wechselseitig

Grundsätzlich ist bekannt, dass eine Depression die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit unterstützt. Die koronare Herzkrankheit stellt wiederum die häufigste Ursache für Herzinsuffizienz dar. Andererseits wirkt jede Herzkrankheit auch als Stressor und kann damit folglich psychische Probleme bis hin zu reaktiven depressiven Störungen verursachen.

Eine begleitende Depression bei Patienten mit Herzinsuffizienz kann auch nach Kontrolle der körperlichen oder
somatischen Krankheitsschwere einerseits die Prognose verschlechtern sowie andererseits die Lebensqualität  beeinträchtigen.

 

Wechselwirkungen zwischen Herzinsuffizienz und Depression

Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten untersuchten die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Herzinsuffizienz und Depression. In diesem Zusammenhang gelten psychische Probleme wie Angstzustände als Teil der Depression. Drei Hauptmechanismen spielen dabei eine wesentliche Rolle:

  • autonom‐nervöse Reaktionen über das autonome Nervensystem,
  • neurohumorale Aktivitäten über Stresshormone,
  • entzündliche Prozesse.

Sowohl die Herzinsuffizienz als auch die Depression verursachen eine entzündliche Aktivierung mit erhöhtem Blutspiegel von Entzündungsmediatoren und proinflammatorischen Zytokinen. Dementsprechend sind bei depressiven herzinsuffizienten Patienten oft deutlich erhöhte Werte nachweisbar.

 

Bei der Diagnose Herzinsuffizienz und psychische Probleme fokussieren

Laut den aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) sollten die behandelten Ärzte ihre Patienten mit Herzinsuffizienz systematisch auf eine mögliche Depression sowie andere psychische Probleme untersuchen. Dementsprechend sollten sie auch im Rahmen der Anamnese zunächst folgende zwei Fragen stellen, wobei diese aus dem Patientenfragebogen PHQ‐9 zur Abklärung von Depressivität stammen:

  • Haben Sie im letzten Monat oft unter Gefühlen von Niedergeschlagenheit, Depression oder
    Hoffnungslosigkeit gelitten?
  • Haben Sie im letzten Monat oft unter geringem Interesse oder Freudlosigkeit gelitten?

Bereits wenn eine dieser beiden Fragen mit „ja“ beantwortet wird, liegt schließlich die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Depression bei 50 Prozent. Deswegen sollten ergänzend weitere Fragen aus dem PHQ‐9 angeschlossen werden. Diese sollten sich beispielsweise mit Veränderungen des Appetits, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Schlafstörungen, Energiemangel sowie auch Gedanken an Selbstschädigung und Suizid.

Weiters kann alternativ auch eine andere Skala verwendet oder einfach ein Interview‐Gespräch geführt werden, wie es laut ICD‐10 vorgesehen ist. Insgesamt kann durch das ärztliche Gespräch und die Miterfassung der psychischen Komorbidität eine psychosomatische Grundversorgung bei herzinsuffizienten Patienten einfach und gut durchgeführt werden.

 

Synergistische Behandlungsansätze

Prinzipiell wirkt sich die medikamentöse Behandlung der Herzinsuffizienz nicht nur auf den körperlichen Zustand positiv aus. Denn sehr oft verbessern sich auch leichte psychische Begleitsymptome. Darüber hinaus kann regelmäßiges körperliches Training psychische Probleme verbessern.

Schlussendlich scheinen auch engmaschige Kontrollen in spezialisierten Herzinsuffizienz‐Ambulanzen sowie das Gespräch mit den Patienten über deren Befinden die Stimmungslage bei Depression verbessern zu können.

 


Quelle:

Statement »Die Psychosomatik der Herzinsuffizienz«. OÄ Dr. Evelyn Kunschitz, Fachärztin für Innere Medizin/Kardiologie, Psychotherapeutin, Ambulanz für spezielle Psychosomatik in der Kardiologie im Hanusch‐Krankenhaus zur 33. Jahrestagung der Medizinischen Gesellschaft Niederösterreich – www.medgesnoe.org

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