Freitag, April 19, 2024

Herausnehmbarer Zahnersatz und Zahnprothesen

Herausnehmbarer Zahnersatz ist eine Sanierungsmöglichkeit der Zähne mit Zahnprothesen, die in Form von Teil- und Totalprothesen verfügbar sind.

Herausnehmbarer Zahnersatz wird dann notwendig, wenn die zahnärztliche Versorgung mit einem festsitzenden Zahnersatz – wie mit Kronen oder Brücken sowie Implantaten – nicht machbar ist. Grundsätzlich dient auch herausnehmbarer Zahnersatz zur Wiederherstellung der Kaufunktion, für das Sprechen und auch aus kosmetischen Erwägungen. Aber auch Folgeschäden eines Zahnverlustes – wie Veränderungen der Zahnpositionen, Überlastungen des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur kann herausnehmbarer Zahnersatz entgegenwirken. Übrigens stehen körperliche Gebrechlichkeit und schlechte Mundgesundheit im Alter in starkem Zusammenhang.



 

Herausnehmbarer Zahnersatz als Teilprothesen

Herausnehmbarer Zahnersatz in Form von Teilprothesen oder Vollprothesen benötigt mehr Platz im Mund als ein festsitzender Zahnersatz, deswegen brauchen Patienten eine Gewöhnungsphase, wobei zu Beginn durchaus Druckstellen im Mund auftreten können. Herausnehmbare Teilprothesen werden eingesetzt, wenn nur einige Zähne im Mund fehlen und ein festsitzender Zahnersatz nicht mehr möglich ist.

Teilprothesen – bestehend aus einer Chrom-Cobalt-Molybdän-Legierung bzw. aus Titan, worauf dann der Kunststoff und die Zähne aufgebaut werden – sind sowohl für das Ober- als auch das Unterkiefer geeignet. Die Metallhäkchen, mit denen sie an bestehenden Zähnen befestigt sind, belasten diese mechanisch jedoch sehr stark.

Teilprothesen sollte man zweimal täglich herausnehmen und mit einer Prothesenbürste säubern. Es gibt spezielle Prothesenzahnpas­ten, sehr empfehlenswert ist Kernseife. Die noch bestehenden Zähne müssen sehr sorgfältig gepflegt werden, besonderes geachtet muss dabei auf das Zahnfleisch gelegt werden.

 

Herausnehmbarer Zahnersatz als Totalprothesen

Totalprothesen, die sich durch Unterdruck an der Mundschleimhaut festsaugen, werden grundsätzlich aus Kunststoff hergestellt –  die Zähne bestehen ebenfalls aus abriebfestem Kunststoff. Kosmetisch sind Keramikzähne attraktiver, sie brechen aber leichter und klappern beim Zusammenbeißen.

Auch Totalprothesen müssen mindestens einmal pro Jahr vom Zahnarzt kontrolliert werden – auf Sitz der Prothese. Denn wenn Totalprothesen schlecht passen, kann es zu Entzündungen am Zahnfleisch kommen. Zusätzlich ist die Gefahr eines Bruchschadens an der Prothese erhöht, weil sich der Beißdruck auf eine zu kleine Fläche der Prothese konzentriert. Sehr oft wird jährlich eine Unterfütterung notwendig, da das Zahnfleisch und der Kieferknochen atrophieren.

 

Herausnehmbaren Zahnersatz reinigen

Mit sogenannten Reinigungstabs können Prothesen in kurzer Zeit gereinigt werden. Somit kann man den herausnehmbaren Zahnersatz beim Schlafen im Mund behalten. Das ist nicht nur ästhetisch und angenehm, sondern auch medizinisch von Bedeutung. Denn durch das Entfernen einer Prothese aus dem Mund kann sich das Zahnfleisch verändern und noch bestehende Zähne können wie eingangs erwähnt zu wandern beginnen, was zu einem immer schlechteren Sitz der Prothese führt.



Reinigungstabs – meist eine Zusammen­setzung von Kaliummono-persulfat, Natriumperborat, Zitronensäure, Natriumcarbonat, Natriumphosphat und ähnlichen Substanzen – können allerdings auch das Material der Prothesen angreifen und schädigen. Milder wenngleich umständlicher ist der Einsatz einer Prothesenbürste in Kombination mit Kernseife. Bei starken Verschmutzungen kann man Prothesen auch mit Ultraschall beim Zahnarzt reinigen lassen.

 

Haftmittel und Reparaturset

Jedenfalls kommen Haftpolster, Haftpulver sowie Haftcremen zum Einsatz, wenn man keinen zufriedenstellenden Sitz der Prothese erzielen kann. Bei Haftcremen ist darauf zu achten, dass man am Abend alle Rückstände von der Prothese entfernt. Denn sonst verschlechtert sich der Sitz der Prothese noch weiter.

Durch einen schlecht verteilten Beißdruck kann es auch zum Bruch einer Prothese kommen. Dann kann ein Reparaturset helfen, provisorisch Abhilfe zu schaffen und die Prothese wieder zusammenzufügen. Das ist aber recht kompliziert. Jedenfalls muss ein Zahntechniker beziehungsweise Zahnarzt ein derartig provisorisch hergerichtetes Gebiss aber schleunigst professionell reparieren.

 

Zahnersatz und Zahnfleischentzündungen

Zahnfleischentzündungen entstehen entweder durch Druckstellen der Prothese und durch Nahrungsbestandteilen, die unter der Prothese zu Schäden führen kann. Porös gewordene Kunststoffteile einer Prothese aber auch Haftmittel bieten Bakterien einen idealen Nährböden.

Zahnfleischentzündungen lassen mit Salbeitee, Mundwasser und Mundsalben mit Extrakten aus entzündungshemmenden Heilpflanzen behandeln. Auch quartäre Ammoniumbasen können zur Desinfektion eingesetzt werden, in einigen Mundsalben sind auch Dexpanthenol oder Lokalanästhetika enthalten.

Betroffene Personen sollten jedenfalls auch das zahnlose Zahnfleisch täglich mit einer weichen Zahnbürste reinigen und massieren. Damit steigert Widerstandsfähigkeit des Zahnfleisches und beugt dadurch auch einer Atrophie (Gewebsschwund bzw. Knochenschwund des Kiefers) vor.




Literatur:

Lee S, Sabbah W. Association between number of teeth, use of dentures and musculoskeletal frailty among older adults. Geriatr Gerontol Int. 2018 Apr;18(4):592-598. doi: 10.1111/ggi.13220. Epub 2017 Dec 7.

Zhang Y, Ge M, Zhao W, et al. Association Between Number of Teeth, Denture Use and Frailty: Findings from the West China Health and Aging Trend Study. J Nutr Health Aging. 2020;24(4):423–428. doi:10.1007/s12603-020-1346-z

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