Donnerstag, März 28, 2024

Hepatitis-E-Virus weit verbreitet – bei Menschen und vielen Tieren

Millionen Menschen sind weltweit mit dem Hepatitis-E-Virus infiziert. Dabei gibt es sehr viele HEV-Stämme bei Mensch und Tier, wobei Forscher stets neue entdecken.

Weltweit treten jährlich treten mindestens 20 Millionen Hepatitis-E-Erkrankungen (HEV-Infektionen). Es kommt zu mehr als 3 Millionen symptomatischen Fällen sowie 60.000 Todesfällen. Auslöser ist bekanntlich das Hepatitis-E-Virus (HEV). Die Krankheit ähnelt der Hepatitis A, der sogenannten Reisegelbsucht. Nach der Infektion mit dem Erreger kann es zu einer Leberentzündung mit Gelbsucht (Ikterus) kommen. Im Grunde genommen können sich sowohl eine akute als auch eine chronische Hepatitis entwickeln.

Viele Infektionen merken die Betroffenen aber gar nicht. Wobei die Infektionen im Allgemeinen wieder von selbst weggehen und hat bei jungen Erwachsenen eine Sterblichkeitsrate von 0,5 bis 3%. Allerdings kann es bei schwangeren Frauen im dritten Trimester zu einer Sterblichkeitsrate von bis zu 30% führen. Bei immungeschwächten Personen kann die Infektion schließlich chronisch verlaufen.

 

Wie man sich anstecken kann

Im Grunde genommen erfolgt die Übertragung des Hepatitis-E-Virus hauptsächlich über den fäkal-oralen Weg. Wobei die Infektionen bislang nur in Entwicklungsländern als Problem für die öffentliche Gesundheit galt. Allerdings gibt es mittlerweile auch häufig Berichte aus den Industrieländern. Dabei waren einerseits Tiere und andererseits Organtransplantation sowie Bluttransfusionen die Überträger. Der derzeit einzige Impfstoff gegen das Hepatitis-E-Virus ist er nur in China zugelassen. Schließlich sind derzeit keine wirksamen Behandlungen gegen HEV-Infektionen verfügbar, die keine Fehlbildungen beim Embryo verursachen könnten. Wie kann man sich anstecken kann, ist übrigens abhängig vom sogenannten Virustyp.

 

Genetische Unterschiede und Entwicklung des Hepatitis-E-Virus

In den letzten zwei Jahrzehnten konnten Forscher mit zunehmender Häufigkeit verschiedene HEV-Stämme nicht nur vom Menschen, sondern auch von anderen Tierarten isolieren. Wobei viele der neu identifizierten Stämme weiterhin nicht klassifiziert sind. Es ist durchaus möglich, dass in Zukunft weitere Stämme von weiteren Tierarten entdeckt werden. Diese Variabilität der HEV-Genotypen trägt zur Pathophysiologie, zu den Übertragungsmustern, zum Schweregrad der Infektion und zur wahrscheinlichen therapeutischen Reaktion bei. Evolutionäre Anpassung hat es dem Hepatitis-E-Virus ermöglicht, sich an neue Wirte anzupassen.

Die HEV-Genotypen 1 und 2 kommen nur beim Menschen vor – insbesondere in Asien und Afrika. Dabei erfolgt eben die Ansteckung über verunreinigte Lebensmittel (die erwähnte fäkal-orale Übertragung). Die Genotypen 3 und 4 kommen sowohl beim Menschen als auch im Tierreich vor. Und zwar insbesondere bei Schweinen, aber auch Wildtieren wie beispielsweise Wildschweinen, Hirschen, Rehen sowie Kaninchen. Die Ansteckung kann dann sowohl fäkal-oral (wie bei den Typen 1 und 2) als auch über den Verzehr infizierter Tiere erfolgen. Und zwar wenn die Nahrungsmittel nicht ausreichend gegart wurden. Die HEV-Genotyp 3 Infektion wird daher als Zoonose (eine durch Tiere übertragbare) Erkrankung bezeichnet. Der HEV-Genotyp 3 ist in westlichen Industrieländern mittlerweile weit verbreitet. Weitere HEV-Genotypen hat man z.B. in Dromedaren bzw. Kamelen entdeckt. Auch die konnten bereits den Menschen infizieren.

 

Infektion durch Bluttransfusionen

Dass man sich auch über Bluttransfusionen anstecken kann, ist heute gut belegt; es wird daher diskutiert, ob eine allgemeine Testung aller Blutspender auf das Hepatitis-E-Virus eingeführt werden soll. Insgesamt spielt aber die Übertragung durch Blut und Blutprodukte eine sehr untergeordnete Rolle. Mit zunehmendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, sich mit Hepatitis-E-Virus anzustecken, zu.

 

Wird durch das Hepatitis-E-Virus nur die Leber krank?

Das Hepatitis-E-Virus vermehrt sich zwar vor allem in der Leber, aber auch in anderen Organen, z.B. dem Nervensystem. Entzündungsreaktionen können unter anderem an den Nerven, Nieren und der Bauchspeicheldrüse auftreten. Chronische Verläufe kommen nur bei Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem vor. Beispielsweise nach einer Organtransplantation.

Die chronische Hepatitis E kann unbehandelt zur Entwicklung einer Leberzirrhose führen. Allerdings ist nur bei sehr schweren Verläufen oder einer chronischen Infektion eine Behandlung notwendig. Eine 12-wöchige Ribavirinbehandlung ist für diese Fälle häufig die Therapie der Wahl. Allerdings vermutet man eben, dass das Ribavirin unerwünschte  teratogene Wirkungen verursachen kann. Aufgrund dieser noch nicht geklärten Effekte auf den Fetus sollte Ribavirin nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden.


Literatur:

Nimgaonkar I, Ding Q, Schwartz RE, Ploss A. Hepatitis E virus: advances and challenges. Nat Rev Gastroenterol Hepatol. 2018 Feb;15(2):96-110. doi: 10.1038/nrgastro.2017.150. Epub 2017 Nov 22.

Putu Prathiwi Primadharsini, Shigeo Nagashima, Hiroaki Okamoto. Genetic Variability and Evolution of Hepatitis E Virus. Viruses. 2019 May; 11(5): 456. Published online 2019 May 18. doi: 10.3390/v11050456.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

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