Freitag, April 19, 2024

Hepatitis C früh behandeln

Forscher fordern nach Analyse der Auswirkungen verschiedener Therapiestrategien auf Sterblichkeit und Folgekosten früheres Eingreifen gegen Hepatitis C.

Schweizer Forscher haben in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Sterblichkeit und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Ihr Befund: Mit einem früheren Eingreifen und der Durchführung von Screenings liesse sich die Sterblichkeit um 90 Prozent senken und die langfristige Entwicklung der Gesundheitskosten positiv beeinflussen.

 

Hepatitis C meist spät erkannt

Hepatitis C ist eine Infektionskrankheit, die durch das Blut übertragen wird. Übertragungswege sind unsaubere Spritzen, infizierte Tätowierungsinstrumente oder verseuchte Akupunktur-Nadeln. Die im Volksmund «Gelbsucht» genannte Krankheit kann zu einer Leberentzündung führen, die sich durch eine Gelbfärbung der Haut oder durch einen Gelbstich im Weiss der Augen zeigt. Rund die Hälfte dieser Menschen weiss nichts von ihrer Krankheit, da diese jahrelang ohne Symptome verläuft, auch wenn bereits Leberschäden vorhanden sind. Deshalb wird die Hepatitis C immer wieder zu spät erkannt, wenn ein lebensbedrohlicher Verlauf der Krankheit unabwendbar ist.

Zwar nimmt die Zahl der jährlichen Neuansteckungen kontinuierlich ab, weil Bluttransfusionen, Tätowierungen und Akupunkturnadeln in unseren Breiten heutzutage grundsätzlich sicher sind. Zudem sinkt die Zahl der Drogenkonsumenten, die sich Drogen intravenös verabreichen. Vermehrt werden in diesem Problemkreis  Einwegspritzen verwendet.

Spätfolgen der Hepatitis C treten erst 20 bis 30 Jahre nach der Ansteckung ein. Da die Zahl der Neuansteckungen nach der Jahrtausendewende ihren Höhepunkt erreichte, werden Mortalität und Kosten bei schweren Hepatitis C-Fällen bis etwa 2030 zunehmen. Rund 75 Prozent dieser Patienten sind zwischen 1945 und 1965 geboren. Die jüngsten, hoch wirksamen und besser verträglichen Medikamente gegen Hepatitis C sind sehr teuer.

 

Frühzeitiges Eingreifen gegen Hepatitis C senkt Sterblichkeit und Kosten

Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat wie eingangs erwähnt in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Mortalität und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Studienleiter und Leberspezialist Prof. Beat Müllhaupt vom Schweizer Zentrum für Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege (Swiss HPB-Center) am UniversitätsSpital Zürich (USZ), plädiert auf Grund der Resultate für ein früheres medikamentöses Eingreifen und die Durchführung von Screenings, statt konservativer Behandlungs- und Teststrategien. «Mit einer frühzeitigen Hepatitis C-Therapie kann die Sterblichkeit um 90 Prozent gesenkt und die langfristige Entwicklung der Krankheitskosten positiv beeinflusst werden», sagt Beat Müllhaupt. Der Grund: Frühe Behandlungen können so die schweren Hepatitis-Folgeschäden und die entsprechenden Folgekosten reduzieren.

Quellen und Literatur:

http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0125214
Beat Müllhaupt, Philip Bruggmann, Florian Bihl, Sarah Blach, Daniel Lavanchy, Homie Razavi, David Semela, Francesco Negro. Research Article | published 24 Jun 2015 | PLOS ONE 10.1371/journal.pone.0125214

http://www.usz.ch/news/medienmitteilungen/Seiten/Forscher-fordern-fr%C3%BCheres-Eingreifen-gegen-Hepatitis-C.aspx

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