Dienstag, April 16, 2024

Verursacht das Bakterium Helicobacter pylori Magenkrebs?

Wichtigster Risikofaktor: etwa neun von zehn Patienten mit Magenkrebs hatten zuvor eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori.

Es war in den 1980iger Jahren ein purer Zufall, dass man das Bakterium Helicobacter pylori im Magen entdecken konnte. Damals ging die Fachwelt noch davon aus, dass im sauren Milieu der Magenschleimhaut keine Bakterien wachsen können. Der Pathologe Robin Warren und der medizinische Registrator Barry Marshall erhielten 2005 den Nobelpreis für ihre überraschende Entdeckung von Helicobacter pylori. Schließlich gründeten die beiden australischen Pioniere 1987 in Europa die renommierte Studiengruppe EHMSG zur Erforschung des Erregers. Wobei diese bis heute besteht. Heute weiss man, dass Infektionen mit dem Helicobacter pylori als wichtigster Risikofaktor für das Entstehen von Magenkrebs gelten.

 

Helicobacter pylori kann eine Entzündung, ein Geschwür oder Magenkrebs verursachen

Für die meisten Menschen ist eine Helicobacter-Infektion harmlos. Nur bei einem aus sechs Betroffenen verursacht der Helicobacter pylori eine Magenerkrankung wie einer Entzündung, einem Geschwür oder Magenkrebs. Die Übertragung folgt von Mensch zu Mensch.

Der gesteigerte Hygienestandard hat hierbei in den letzten Jahrzehnten zu einem Rückgang der Infektionsrate geführt. Auch die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr gut. Es gibt daher wesentlich weniger Magengeschwüre, die noch durch diesen Erreger verursacht sind. Die Behandlung der Infektion erfolgt mit mehreren Antibiotika. Dabei stellt die Bildung von Antibiotikaresistenzen derzeit eine der größten Herausforderung dar

Im Grunde genommen ist der Forschungsbedarf noch sehr groß. Denn die Wissenschaft kann noch nicht vorhersagen, wer nach einer Helicobacter-Infektion erkrankt und wer keinen Magenkrebs entwickelt. Dabei wäre diese Erkenntnis sehr wichtig. Denn fast 90 Prozent der PatientInnen mit Magenkrebs hatten zuvor eine Infektion mit dem Helicobacter pylori.

 

Mikrobiota: Welche Rolle spielt die Keimwelt bei Krebserkrankungen?

Unter dem Strich hat jeder Mensch rund ein Kilogramm an Keimen in seinem Darm. Deswegen gehört die Erforschung der Mikrobiota zu eines der wichtigsten Forschungsthemen. Wobei es zunehmend Hinweise gibt, dass die gastrointestinale Mikrobiota auch bei verschiedenen Krebsformen im Verdauungstrakt, eine Rolle spielt. Weitere Forschungsergebnisse sollen jedenfalls dazu tragen dazu bei, dass Krebserkrankungen der Speiseröhre, des Magen oder Dickdarms zukünftig besser therapiebar werden könnten.

 

Stuhltransplantationen bei Diabetes, Lebererkrankung und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Bei der Stuhltransplantation wird möglichst frischer Stuhl eines gesunden Menschen mit Kochsalzlösung erst verdünnt und dann gefiltert, um grobe Anteile zu entfernen und dann im Rahmen einer Darmspiegelung in den Verdauungstrakt eingebracht. Die Forschung hat hierzu die Hoffnung, dass wir zukünftig mit dieser Methode vielen Betroffenen helfen können. Nach neuesten Erkenntnissen könnten Patientinnen und Patienten mit Diabetes, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und mit Lebererkrankungen profitieren.

Das ist ein aktuell sehr stark diskutiertes Thema in der Fachwelt. Daher beschäftigen sich auch sehr viele Studien mit Stuhltransplantationen. Derzeit wird diese Behandlungsmethode bereits bei einigen wenigen Darmerkrankungen erfolgreich angewendet. Allerdings muss man noch besser verstehen, warum die Behandlung erfolgreich ist, bevor sie bei weiteren Erkrankungen eingesetzt werden kann.


EHMSG

Auf Grund der rasanten Forschungsergebnisse zur Keimwelt des Darms, hat sich das Forschungsziel der EHMSG-Vereinigung mittlerweile um das Themengebiet Mikrobiota erweitert. Jährlich findet ein Treffen zu Helicobacter pylori und Mikrobiota statt, bei dem sich internationale Top-ExpertInnen über neue Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten von Magenkrebs und anderen Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Magenkeim austauschen.


Quelle: Medizinische Universität Innsbruck

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