Freitag, April 19, 2024

Bringt die Heilung von Hepatitis C wirtschaftlichen Nutzen?

Die Heilung von Hepatitis C könnte großen wirtschaftlichen Nutzen bieten. Aktuelle Untersuchungen prognostizieren, dass es dadurch in den USA und 5 europäischen Ländern zu jährlichen Produktivitätseinsparungen von etwa 3,2 Millarden kommen kann.

 

Heute steht eine neue Generation sicherer, wirksamer, oraler Medikamente zur Verfügung, um Hepatitis C-Patienten behandeln zu können. Doch eine 12-Wochen-Therapie kostet Zehntausende von Dollar bzw. Euro, was für die Gesundheitssysteme eine große Herausforderung darstellt. Erst vor wenigen Tagen hat der Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Peter Mc Donald, auf diese Kostenexplosion hingewiesen. Aktuell bedeutet das für die österreichischen Krankenkassen eine Mehrbelastung von über 50 Millionen Euro jährlich.

Laut einer neuen Studie – vorgestellt in Washington auf der in diesen Tagen stattfindenden Digestive Disease Week (DDW vom 16. bis 19. Mai 2015), dem jährlichen international renommierten Treffen von Gastroenterologen und Hepatologen – könnte die Investition in diese neuen Therapien in den USA und fünf europäischen Ländern – Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und dem Vereinigten Königreich – geschätzte Einsparungen von mehr als 3,2 Milliarden Dollar jährlich generieren. Diese Einsparungen sollen demnach erhebliche positive wirtschaftliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben.

Die höhere Heilungsrate und geringere Nebenwirkungen durch die Behandlung von Hepatitis-C-Patienten mit der oralen Kombination von Ledipasvir und Sofosbuvir reduziert Arbeitsausfallszeiten und verbessert die Produktivität am Arbeitsplatz. Um den Nutzen darstellen zu können, wurde von den Experten des Inova Fairfax Medical Campus im US-Bundesstaat Virginia ein neues Wirtschaftsmodell eingesetzt.

„Aus klinischer Sicht sind die verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit von chronischen Hepatitis C-Patienten bekannt“, sagte Zobair Younossi, MD, Vorsitzender der Abteilung für Medizin am Inova Medical Campus und Leiter der Studie. „Angesichts der erheblichen Nebenwirkungen, die mit den älteren Hepatitis-C-Behandlungsregimen einhergehen – vor allem Müdigkeit, Fatigue, und neuropsychiatrische Nebenwirkungen –wollten wir wissen, wie sich die neuen Therapien für Patienten im Zusammenhang mit Ihrer Leistungsfähigkeit bei der Arbeit asuwirken, inklusive der Effekte für Arbeitgeber und der Gesamtwirtschaft.“

Nach Befragung von 1900 Hepatitis-C-Patienten mittels eines Fragebogen, um einen „Work Productivity and Activity Index“ darzustellen, ergaben sich umgerechnet Einsparungen von 2,67 Milliarden US-Dollar für die USA und etwa 485 Millionen Euro für die fünf EU-Staaten.

Die umfassende Studie wurde von der Pharmafirma Gilead, die die Hepatitis-C-Wirkstoffe herstellt, finanziert. Doch dürfe bei aller wirtschaftlicher Sicht der Dinge nicht vergessen werden, eine Gesamtbetrachtung vorzunehmen. Die neuen Wirkstoffe kosten zwar sehr viel, aber sie bringen den betroffenen Hepatitis-C-Patienten definitiv einen enormen Benefit.

„Wir müssen anfangen, chronische Krankheiten wie Hepatitis C aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die Fortschritte bei der Entwicklung nebenwirkungsarmer und hochwirksamer Wirkstoffe sollte inspirieren“, zeigte sich Dr. Younossi zuversichtlich.

Kann sich das die Gesellschaft leisten? Für Pro- und Kontra-Diskussionen ist gesorgt.

 

Quelle: http://www.ddw.org/press

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