Dienstag, März 19, 2024

Ursachen für eine virale oder bakterielle Halsentzündung bei Kindern

Eine Halsentzündung durch Viren gehört bei Kindern zu den häufigsten Ursachen für den Arztbesuch, eine durch Bakterien ist seltener, deswegen werden oft unnötig Antibiotika verordnet.

Unter dem Strich sind meistens virale, manchmal auch bakterielle Ursachen für eine Halsentzündung bei Kindern – der Entzündung im Rachen –  verantwortlich. Es können aber auch selten Irritationen durch chemische Reize entstehen. Als Risikofaktor für virale oder bakterielle Halsentzündungen gilt die Mundatmung beispielsweise bei Vergrößerung der Gaumenmandel. Neben virale und bakterielle Ursachen können aber auch andere Krankheiten wie etwa­ Erkrankungen der Nasennebenhöhl­en eine Halsentzündung bei Kindern mit Halsschmerzen verursachen.


Welche Co-Faktoren der Arzt wissen sollte, um die Ursache für eine Halsentzündung und Halsschmerzen herauszufinden

Blaue Haut oder Lippen
Schüttelfrost oder Schwitzen
Husten
Schwieriges oder schmerzhaftes Schlucken
Atembeschwerden oder Kratzer
Vergrößerte, zarte Drüsen (Lymphknoten) im Nacken
Fieber
Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen
Sodbrennen
Heisere oder gedämpfte Stimme
Wenn der Körper leicht schmerzt
Rote, geschwollene Mandeln
Laufende oder verstopfte Nase
Hautausschlag
Niesen
Wässrige Augen
Weiße Flecken oder Eiter auf Mandeln
Gelber oder grünlicher Schleim oder Ausfluss aus der Nase




Gegen Viren und Bakterien Halsentzündung bei Kindern behandeln

Typische Beschwerden einer Halsentzündung bei Kindern sind Fieber, Halsschmerzen, ein Fremdkörpergefühl oder auch Husten sowie ein geröteter, schmerzender Rachen. Linderung der Symptome bringt die Einnahme von reichlich Flüssigkeit, der Einsatz entzündungshemmender Medikamente wie beispielsweise Ibuprofen oder schmerzstillende Rachensprays. Weiter sind Nasentropfen bei blockierter Nase und Hustensäfte empfehlenswert.

Wenn der Arzt eine bakterielle Halsentzündung als Ursache bei Kindern vermutet, dann muss er jedenfalls eine Therapie mit Antibiotika anwenden. Manche Bakterien – wie Streptokokken, die Erreger des Scharlachs – können mittels eines Schnelltests nachgewiesen werden. In diesem Fall gibt man Penicillin V (100.000 IE/kg/d in 2 bis 3 Tagesdosen über 10 Tage) oder Cephalosporine.

In der Regel heilt eine Halsentzündung bei Kindern folgenlos aus. Eine seltene Komplikation stellt ein Abszess hinter den Mandeln oder das rheumatische Fieber dar.

 

Wenn eine wiederkehrende Angina Ursache für eine Halsentzündung bei Kindern ist

Speziell bei Kindern muss das Für und Wider einer Tonsillenentfernung sorgfältig abgewogen werden. Wichtige Kriterien sind die Größe der Tonsillen (Atemhindernis) und das Aussehen der Mandeln (Vernarbungen, Oberflächenrelief) sowie die Häufigkeit antibiotika­pflichtiger Entzündungen.

Eine akute Angina – gerötete, eitrig-belegte Tonsillen, Fieber, Halsschmerzen – wird meist mit einem Antibiotika erfolgreich behandelt. Es gibt drei sichere Gründe für eine Operation – Tonsill­ektomie:

  • Der Patient macht 4- bis 6-mal pro Jahr eine Penicillin-pflichtige Angina durch.
  • Wenn sich ein Mandelabszess entwickelt hat.
  • Wenn die Gaumenmandeln aufgrund von bestimmten Laborwerten als eitriger Herd (Focus) angesehen werden müssen.
  • Und wenn entsprechende Beschwerden in den Nieren oder Gelenken auftreten (Rheuma u.a.).

In seltenen Fällen ist allein durch die Größenzunahme der Tonsillen eine Ausschälung empfehlenswert, damit der Schluckakt wieder freier möglich ist. Bevorzugt wird die Entfernung in Vollnarkose.

Eine Tonsillektomie bei Kindern unter sechs Jahren sollte nur durchgeführt werden, wenn das Kind an einer wiederkehrenden akuten bakteriellen Tonsillitis leidet.



 

Komplikationen

Die Mandeloperation ist nach wie vor eine der häufigsten Eingriffe in der Kindheit. Es gab allerdings eine Reihe tödlicher Folgen nach Blutungen bei Kindern in Österreich im Jahr 2006. Dadurch haben sich die Standards und Indikationen für die Tonsillektomie in unseren Breiten langsam geändert. Es gibt jedoch keine nationalen Richtlinien, und die Häufigkeit von Mandeloperationen variiert von Land zu Land. In einigen Regionen wurden achtmal mehr Kinder einer Tonsillektomie unterzogen als in anderen.

Das entscheidende Risiko bei der Tonsill­ektomie ist die Möglichkeit einer Nachblutung. Üblicherweise tritt sie am 1. oder 2. Tag nach der Operation oder aber am 5. und 6. Tag auf. Gelegentlich wird eine Nachblutung auch nach mehreren Wochen beobachtet. Bei kleineren Blutansammlungen genügt es, durch Anlegen einer Eiskrawatte reflektorisch die Blutfülle im Mandelbett zu reduzieren.

In Einzelfällen muss allerdings eine Blutstillung in Narkose vorgenommen werden. Operationsbedingte Zahnschäden kommen sehr selten vor. Schluckstörungen, Schmerzen nach dem Eingriff werden regelmäßig beobachtet. Sie verschwinden jedoch individuell nach einigen Tagen oder auch Wochen.

Eine Infektion ist wegen des offenen Wundengebietes möglich und wird mit Antibiotika behandelt. Selten kann es dazu kommen, dass sich bei einem Patienten eine Veränderung der Stimme einstellt (Näseln).

 

Nach der Operation

Die Tonsillektomie wird manchmal ambulant durchgeführt. Allerdings behandelt man kleine Kinder oder Patienten mit besonderen Risiken üblicherweise im Krankenhaus. Der stationäre Aufenthalt kann wegen des Maximums der Nachblutung am 5. und 6. Tag bis zu 6 Tage dauern. Nach einer klassischen Tonsillektomie sollten man jedenfalls die Kinder für mindestens 3 bis 4 Tage postoperativ überwachen.

Die stationäre Behandlung ist auch medizinisch sinnvoll wegen des Risikos seltener Notblutungen. Zudem zur Behandlung von stärkeren postoperativen Schmerzen. Auch das Management der postoperativen Nahrungsaufnahme und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind im Krankenhaus besser zu meistern. Die Entscheidung über die Dauer des Krankenhausaufenthaltes muss letztendlich im Einzelfall der behandelnde HNO-Arzt in Absprache mit dem Patienten und ggf. den Eltern treffen.

 

Nachbehandlung

Die operierten Patienten bevorzugen in den ersten Tagen meist kalte Getränke und weiche Nahrung. Das kann man empfehlen, denn dann ist eine Blutung weniger wahrscheinlich als bei harter Nahrung. Für mindestens 2 weitere Wochen sollten die Patienten körperliche Anstrengung, heißes Duschen, Baden oder Haarwäsche vermeiden. Das sind Tätigkeiten, die die Blutfülle im Kopf vermehren. Jeder mit einer Anstrengung verbundene Blutdruckanstieg kann zu einer Nachblutung führen.

Eltern dürfen ihre Kinder nach der Entlassung unter keinen Umständen alleine zu Hause lassen. Denn im Falle einer Nachblutung muss der unverzügliche Transport in die Klinik gewährleistet sein. Sie sollten darauf achten, dass die Kinder sich nicht zu sehr anstrengen oder vorzeitig herumtoben.

 

Pfeiffersches Drüsenfieber

Das Epstein-Barr-Virus (aus der Herpesgruppe) löst das Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose) aus. Die Übertragung des Virus erfolgt über den Speichel. Meist sind Kinder und Jugendlliche im Alter von 4 bis 15 Jahren davon betroffen. Wobei Pfeiffersches Drüsenfieber eine lebenslange Immunität hinterlässt. Es tritt am häufigsten von April bis Juni und im Herbst auf.

Typisch für die Krankheit sind schmerzhaft geschwollene Lymphknoten vor allem am Hals, aber auch an anderen Lokalisationen. Halsschmerzen mit einem grauen Belag an den Mandeln, Fieber, Müdigkeit, Bauchschmerzen und ein Hautausschlag. Viele Kinder haben gar keine Symptome. Die Erkrankung dauert zwischen zwei Wochen und einigen Monaten. Eine Blutuntersuchung kann die Diagnose bestätigen.

Pfeiffersches Drüsenfieber ist ursächlich nicht therapierbar. Die Behandlung wird mit mit reichlich Flüssigkeit, fiebersenkenden Medikamenten und körperlicher Schonung durchgeführt. Das Antibiotikum Ampicillin soll man nicht verabreichen, denn das kann eine typische Hautreaktion auslösen.

IM Grunde genommen sind Komplikationen aber selten. Hierzu kann es am häufigs­ten zu einer Gelbsucht kommen. Wobei eine Zweitinfektion mit Bakterien möglich ist, ebenso ein Milzriss. Zudem treten auch Veränderungen der blutbildenden Zellen und eine Entzündung des Herzmuskels äußerst selten auf.




Literatur:

Mitchell RB, Archer SM, Ishman SL, Rosenfeld RM, Coles S, Finestone SA, Friedman NR, Giordano T, Hildrew DM, Kim TW, Lloyd RM, Parikh SR, Shulman ST, Walner DL, Walsh SA, Nnacheta LC. Clinical Practice Guideline: Tonsillectomy in Children (Update). Otolaryngol Head Neck Surg. 2019 Feb;160(1_suppl):S1-S42. doi: 10.1177/0194599818801757.

Klaus Stelter. Tonsillitis and sore throat in children. GMS Curr Top Otorhinolaryngol Head Neck Surg. 2014; 13: Doc07. Published online 2014 Dec 1. doi: 10.3205/cto000110

Bathala S, Eccles R. A review on the mechanism of sore throat in tonsillitis. J Laryngol Otol. 2013 Mar;127(3):227-32. doi: 10.1017/S0022215112003003. Epub 2013 Jan 15. PMID: 23317998.


Quellen:

Sore throat in children. Mayo Foundation for Medical Education and Research (MFMER). Mayo Clinic.

Halsentzündung bei Kindern. DDr. Peter Voitl Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, 1220 Wien; www.kinderarzt.at

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