Donnerstag, April 25, 2024

Finger weg: der Blaue Eisenhut zeigt schon beim Pflücken, wie giftig er ist

Der Blaue Eisenhut ist die giftigste Pflanze in unserer Pflanzenwelt. Schon beim Pflücken können Hautentzündungen und schwere Vergiftungen auftreten.

Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) ist bekanntlich giftig. Die Pflanzenart aus der Gattung Eisenhut (Aconitum) gehört der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) an. Weitere im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Namen sind Würgling, Mönchskappe, Fischerkappe, Reiterkappe, Gifthut, Sturmhut, Venuswagen, Venuskutsche und Ziegentod.

Der 1,5 m hohe Blaue Eisenhut ist eine stattliche Pflanze mit einer rübenartigen Wurzel. Wegen der dunkelblauen Blüten wird Aconitum napellus sogar als Zierpflanze geschätzt, Gärtnereien bieten mehrere Zuchtformen an, sogar als Schnittblumen. Da alle Züchtungen giftig sind, muss der Blaue Eisenhut von Kindern ferngehalten werden. Bei der Gartenarbeit empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen.

 

Verwendung

Die zur Blütezeit geerntete Knolle wird naturkundlich verwendet. Die dunkelgrau-braunen, prallen oder etwas längsrundlichen Knollen werden 4 bis 8 cm lang und bis über 2 cm dick. Der Geschmack entwickelt sich von süßlich, kratzend bis würgend bitter / scharf.

Zwei Formen von Arzneistoffen liefert der Blaue Eisenhut:

  • Erstens den Tubera Radix Aconiti oder Aconiti tuber (Sturmhutknollen) und
  • zweitens Herba Aconiti (Eisenhutkraut).

Die Knollen enthalten leicht hydrolisierbare Ester­alkaloide von terpenartiger Struktur, wobei das Haupt­alkaloid das Aconitin ist, das in der Wurzel zwischen 0,2 und 3 % enthalten ist. Weiter sind zahlreiche Nebenalkaloide enthalten.

Das Kraut – Aconiti herba / Herba Aconiti napelli – enthält 0,2 bis 1,25 % Aconitin und entsprechende Nebenalkaloide sowie Harze, Gerbstoffe und verschiedene Zucker. Die Samen sind sehr alkaloidreich.

Aconitum kommt therapeutisch noch in der Homöopathie zur Anwendung. Anwendungsgebiete dort sind akute fieberhafte entzündliche Erkrankungen, grippale Erscheinungen und Neuralgien.

 

Wenn der Blaue Eisenhut eine Vergiftung verursacht

Unter dem Strich gehört der Blaue Eisenhut zu den giftigsten Pflanzen Europas, den man mit viel Respekt begegnen sollte. Denn Beschwerden und Symptome treten bei einer Vergiftung sofort auf.

Und weiter können sie dann unbehandelt sogar wenigen Stunden derartig heftig auftreten, dass die Vergiftung sogar zum Tod führen kann. Typische Anzeichen dafür sind prickelnde Lippen und eine taube Zunge. Diese deuten dann auf eine Vergiftung hin.

Bekannt sind auch aus dem Apothekenalltag beim Personal Vergiftungen bei der Herstellung von Aconitin-Hydrochlorid. Denn das Aconitin ist das ­giftigste unter in der Pflanze vorkommenden Alkaloiden.

Wenn man hier unvorsichtig beispielsweise nur für kurze Zeit die Schutzmaske abnimmt, dann kann schon eine kleine Menge an den Nasenflügel gelangen. Dadurch kann es zu einem kurzen Kribbeln, gefolgt von einem pelzigen Gefühl kommen.

Eine Folge davon können dann kalte Schweissausbrüche und Herzrhythmusstörungen, bis hin zu einer lebensbedrohlichen ventrikulären Arrhythmie sein. Nach etwa 2 Stunden klingen die Erscheinungen allerdings normalerweise wieder ab.

Weitere Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Erregung, Krämpfe, Kälteempfindlichkeit, Empfindungsschwierigkeiten, Lähmung von Zunge, Gesicht und Extremitätenmuskeln sowie Lähmung des Kreislaufs. Schließlich führen Atemlähmung oder bei hohen Dosen primärer Herzstillstand zum Tod.




Literatur:

Gupta R, Alcantara R, Ranchal P, Martin A, Aronow WS, Garg J. Aconite Poisoning-Induced Ventricular Arrhythmia. Am J Ther. 2020 Oct 1. doi: 10.1097/MJT.0000000000001212. Epub ahead of print. PMID: 33021540.

Sandeep Tak, Manoj Lakhotia, Alok Gupta, Amit Sagar, Gopal Bohra, Rajesh Bajarid. Aconite poisoning with arrhythmia and shock. Indian Heart J. 2016 Sep; 68(Suppl 2): S207–S209. Published online 2016 Jan 14. doi: 10.1016/j.ihj.2015.08.010

Chan TY. Aconite poisoning. Clin Toxicol (Phila). 2009 Apr;47(4):279-85. doi: 10.1080/15563650902904407.

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