Mittwoch, April 17, 2024

Gezuckerte Früchte für Kinder bedenklich

Gezuckerte Früchte erhöhen bei Kindern das Risiko für Übergewicht, Sie neigen stärker dazu, diese erlernte „ungesunde“ Ernährungsweise beizubehalten.

Wissenschaftler haben im Zusammenhang mit Gesunder Kinderernährung nun nachgewiesen, dass der sogenannte „Zucker-Trick“ sozusagen nach hinten los geht. Viele Eltern meinen, dass gezuckerte Früchte oder auch Milchprodukte ihre Kinder einer gesunden Ernährung näher zu bringen. Doch laut einer aktuellen Studie des BIPS fördert das sogar die Entwicklung von Übergewicht und Zuckerkonsum im späteren Leben.

 

Ein wenig Zucker auf Früchte oder Milchprodukte. Bitte nicht!

Eltern streuen gern einfach ein bisschen Zucker auf Früchte wie frischen Erdbeeren oder auch einem Naturjoghurt, damit sich ihr Nachwuchs mit Heißhunger auf diese gesunden Nahrungsmittel stürzt. Dieser Trick gilt als Geheimwaffe, um die Kinder zu einer gesünderen Ernährung zu animieren.

Doch wie eine Studie des BIPS nun zeigt, geht die Rechnung nicht auf. So haben Kinder, die selbst gezuckerte Früchte oder Milchprodukte konsumieren, langfristig ein höheres Risiko für Übergewicht und neigen stärker dazu, diese erlernte „ungesunde“ Ernährungsweise beizubehalten.

 

Appetit auf Süßes bringt in der Kindheit die notwendige Energie

Eigentlich meint es die Evolution gut mit Kindern. Gerade im Kindesalter, wenn der Körper wegen des Wachstums besonders viel Energie braucht, haben wir einen ausgeprägten Appetit auf Süßes. Doch was früher in einer Welt des Mangels von Vorteil war, kann in einer Überflussgesellschaft Probleme machen.

Weltweit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der Anteil der übergewichtigen und fettleibigen Kinder vervielfacht. Neben mangelnder körperlicher Aktivität ist dafür aus Sicht der Wissenschaft vor allem der gesteigerte Konsum von stark zuckerhaltigen Süßigkeiten und „Soft-Drinks“ verantwortlich. Viele Eltern versuchen daher zu Recht, den Kindern eine gesunde, zuckerarme Ernährungsweise zu vermitteln.

Doch das evolutionäre Erbe wiegt schwer. Quengeleien der Kinder, weil es mal wieder „nur“ gesundes Obst und Gemüse gibt, dürften vielen Eltern bekannt vorkommen. Einige greifen deshalb in die Zuckerdose, um den Kindern ein bisschen süße Starthilfe auf dem Weg in eine gesunde Ernährungsweise zu geben: Zucker auf die frischen Früchte und auf den Naturjoghurt oder Kakao in die Milch. Was gut gemeint ist, kann sich allerdings auf längere Sicht negativ auswirken, wie die aktuelle Studie nun zeigt.

 

IDEFICS-Studie zu kindlichem Übergewicht

Ein internationales Forscherteam aus Italien, Belgien, Schweden, Spanien, Estland und Deutschland hat die Daten der mehr als 16.000 Kinder ausgewertet, die an der europäischen (vom BIPS geleiteten) IDEFICS-Studie zu kindlichem Übergewicht teilgenommen hatten. Ein großer Teil der Kinder wurde dabei nach zwei Jahren erneut untersucht, um zeitliche Veränderungen zu identifizieren.

Die Analyse zeigte ein deutliches Bild. Die Kinder, die zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung mehr gezuckerte Früchte, Smoothies und Milchprodukte konsumierten, zeigten zwei Jahre später deutlich häufiger Anzeichen für Übergewicht und Fettleibigkeit als die Vergleichsgruppe. Darüber hinaus war auch die Qualität ihrer Ernährung häufiger und stärker gesunken – also ungesünder geworden – als die der Kontrollgruppe.

 

Fazit. Diese Ergebnisse beweisen, dass das Zuckern von gesunden Lebensmitteln. Auch wenn es gut gemeint sein mag, bewirken gezuckerte Früchte, Smoothies und Milchprodukte eher das Gegenteil bewirkt und das Risiko für Übergewicht erhöhen.

Die Forscher vermuten, dass hier die Prägung des Geschmacks, die besonders in jungen Jahren erfahren, eine wichtige Rolle spielt. Wenn jemend somit bereits als Kind häufig Süßes konsumiert, greift auch später häufiger zu zuckerhaltigen Lebensmitteln. Damit erhöht sich das Risiko, an Adipositas und Stoffwechselstörungen wie beispielsweise Diabetes zu erkranken.

Die Forscher empfehlen, auf Zucker, Honig und ähnlichen Mitteln zum Süßen von Früchten und Milchprodukten weitgehend zu verzichten. Hingegen ist es sinnvoller, Kindern ganz bewusst eine hohe Geschmacksvielfalt anzubieten. Damit kann einer Langeweile bei der Ernährung und in Folge einer monotonen und damit auch ungesunden Lebensmittelauswahl in späteren Jahren entgegengewirkt werden. Schließlich bringt Vielfalt statt Zucker in der Ernährung Kindern eine breite Nährstoffpalette näher, die wiederum Wachstum und Wohlbefinden wichtig ist.

Quelle: BIPS – Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie –
https://www.bips-institut.de/home.html

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