Donnerstag, April 18, 2024

Gerontotechnologie für Lebensqualtität

Die Erwartungen an die Gerontotechnologie – auch „Quality of Life Technology“ – sind groß. Doch wird sie die Hoffnungen zukünftig auch erfüllen können?

Die Gerontotechnologie ist nicht nur ein „weites Feld“, sondern ein sehr weites Feld, um in Anlehnung an Theodor Fontane zu sprechen. Auf diesem Feld findet sich eine Vielzahl von Entwicklungen, welche von den unterschiedlichsten Motiven getrieben werden. Neben dem nächsten überflüssigen Life-Style-Produkt für Wohlhabende finden sich jedoch zahlreiche seriöse Ansätze, die wichtigen Herausforderungen in der Versorgung des älteren Menschen zukunftsweisend gerecht werden wollen.

Wichtigste Handlungsfelder für Technikentwicklungen mit Fokus auf Ältere sind körperliche und mentale Gesundheit, Mobilität, soziale Einbindung sowie präferierte Alltagsaktivitäten.

Für eine Übersicht über die aktuellen Entwicklungen und deren Bewertung ist es wesentlich, sich in einer gemeinsamen Sprache zu verständigen und eine einheitliche Terminologie zu verwenden. Dies ist in den letzten Jahren zumindest teilweise gelungen, wie zum Beispiel die Einführung des Terminus der „Quality of Life Technology“ beweist, der intelligente Technikentwicklungen beschreibt, welche darauf zielen, die Lebensqualität ihrer Anwender zu verbessern.

Als wichtigste Handlungsfelder für Technikentwicklungen mit Fokus auf den älteren Erwachsenen wurden seine körperliche und mentale Gesundheit, seine Mobilität, seine soziale Einbindung sowie seine präferierten Alltagsaktivitäten (Schulz R, The Gerontologist 2015) identifiziert.

Es sind dies die Bereiche, in denen durch Technik alltagsrelevante Fortschritte erwartet werden können. Viele der aktuellen Entwicklungen sind vielversprechend. In der Regel benötigen sie jedoch noch weitere Entwicklungsschritte, bis ihr Stellenwert unter Alltagsbedingungen zuverlässig bewertet werden kann.

 

Gerontotechnologie erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit

Eine besondere Herausforderung bei der Realisierung von Projekten zur Gerontotechnologie stellt die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Professionen mit unterschiedlichen Forschungsperspektiven dar. Letztere lassen sich nicht immer miteinander vereinbaren.

Beispielhaft seien Ingenieure, Ärzte, Pflegende und Psychologen genannt. Nur durch eine starke Fokussierung auf Versorgungsziele, die aus der Sicht des Anwenders relevant sind und seine Lebensqualität sichern oder verbessern, wird sich ein signifikanter Nutzen für den Einzelnen und für die Gesellschaft erzielen lassen. Reine Machbarkeitsstudien zu technikverliebten Produkten entbehren der längerfristigen Bedeutung.

 

Hohe Akzeptanz für elektronisches Monitoring

Die erfolgreiche Entwicklung von Produkten der Gerontotechnologie muss zudem regelmäßig von der Analyse ihrer Akzeptanz begleitet werden. So konnte gezeigt werden, dass ältere Menschen mit einem hohen Risiko für eine funktionelle Verschlechterung eine hohe Akzeptanz für ein elektronisches Monitoring in ihrem häuslichen Umfeld aufweisen.

Als Beispiel für eine abgeschlossene alltagsnahe Produktentwicklung kann die Weiterentwicklung des Hausnotrufs angesehen werden. Ein aktuelles vielversprechendes Forschungsprojekt ist zudem das automatisierte langfristige Monitoring der individuellen Funktionalität von älteren Risikopatienten, welches es gestatten wird, gefährdete Patienten unter häuslichen Bedingungen frühzeitig zu identifizieren und zu therapieren, da deren Funktionsverlust in der Regel erst durch eine Folgekrankheit, wie zum Beispiel einen Sturz mit Verletzungsfolgen, bemerkt wird.

Jürgen M. Bauer ist Direktor der Universitätsklinik für Geriatrie und Leiter des Geriatrischen Zentrums Oldenburg, welches akutgeriatrische Abteilungen im Klinikum Oldenburg und Evangelischen Krankenhaus Oldenburg sowie die Klinik für Geriatrie am Reha-Zentrum Oldenburg umfasst. Seit Juni 2013 verwaltet er die W3-Professur für Geriatrie an der Carlvon- Ossietzky-Universität Oldenburg.
Jürgen M. Bauer ist Direktor der Universitätsklinik für Geriatrie und Leiter des Geriatrischen
Zentrums Oldenburg, welches akutgeriatrische Abteilungen im Klinikum Oldenburg und
Evangelischen Krankenhaus Oldenburg sowie die Klinik für Geriatrie am Reha-Zentrum
Oldenburg umfasst. Seit Juni 2013 verwaltet er die W3-Professur für Geriatrie an der Carlvon-
Ossietzky-Universität Oldenburg.

Vortrag von Privatdozent Dr. med. Jürgen Bauer; Klinikdirektor der Universitätsklinik für Geriatrie am Klinikum Oldenburg im Rahmen der Pressekonferenz „Geriatrie, Palliativ- und Ernährungsmedizin“ zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015.

http://www.medica.de/cipp/md_medica/custom/pub/content,oid,41223/lang,1/ticket,g_u_e_s_t/src,mec1/~/MEC_%C3%9Cberblick.html

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