Donnerstag, April 18, 2024

Geriatrische Patienten in der Notaufnahme im Krankenhaus

Mit sechs Fragen kann man geriatrische Patienten in der Notaufnahme im Krankenhaus erkennen und damit auch optimierte Behandlungen anwenden.

Im Grunde genommen nimmt die Anzahl von geriatrischen Patienten in der Notaufnahme im Krankenhaus zu. Wobei viele dieser älteren und hochbetagten Menschen von speziellen altersmedizinischen Konzepten in der Behandlung profitieren könnten. Dafür müssten man sie aber zuvor eben als Geriatrische Patienten erkennen. Und dafür reicht ein kurzer Blick auf das Geburtsdatum nicht aus.

 

Geriatrische Patienten in der Notaufnahme erkennen

In der Notaufnahme der Krankenhäuser arbeiten meist Internisten und Chirurgen, gegebenenfalls auch Neurologen zusammen., die Patienten direkt vor Ort versorgen und kurzfristig die Entscheidung treffen, ob diese in der Klinik bleiben und in welcher Abteilung sie am besten betreut werden sollen. Das Alter der Patienten wird als Kriterium in diesem ersten Schritt unbeachtet.

Nur an wenigen Krankenhäusern sind in der Notaufnahme Geriater im Einsatz, um über die Weiterbehandlung älterer Patienten mitzuentscheiden. Das ist dahingehend ein Problem, da eine spezielle altersmedizinische Betreuung die Prognose der entsprechenden Patienten erheblich verbessern kann. So eine geriatrische Versorgung umfasst ein differenzierte Untersuchung funktioneller Fähigkeiten und Probleme des Patienten – das so genannte geriatrische Assessment – und einen darauf basierenden individuellen Behandlungsplan.

 

ISAR Fragebogen

Mit dem so genannten „Identification of Seniors at risk“ (ISAR) gibt es die meisten Erfahrungen zur Erkennung geriatrischer Patienten. „ISAR“ ist ein Fragebogen, bestehend aus sechs Fragen, die sich mit „ja“ oder „nein“ leicht beantworten lassen. Im aktuell gültigen DGG-Positionspapier sind das:

  1. Hilfebedarf: „Waren Sie vor der Erkrankung oder Verletzung, die Sie in die Klinik geführt hat, auf regelmäßige Hilfe angewiesen?“
  2. Akute Veränderung des Hilfebedarfs: „Benötigten Sie in den letzten 24 Stunden mehr Hilfe als zuvor?“
  3. Hospitalisation: „Waren Sie innerhalb der letzten 6 Monate für einen oder mehrere Tage im Krankenhaus?“
  4. Sensorische Einschränkung: „Haben Sie unter normalen Umständen erhebliche Probleme mit dem Sehen, die nicht mit einer Brille korrigiert werden können?“
  5. Kognitive Einschränkung: „Haben Sie ernsthafte Probleme mit dem Gedächtnis?“
  6. Multimorbidität: „Nehmen Sie pro Tag sechs oder mehr verschiedene Medikamente ein?“

 

Ab zwei Punke besteht Handlungsbedarf

Diesen Fragebogen sollte das Personal gemeinsam mit dem Patienten (Alter ≥75 Jahre) oder seiner Bezugsperson ausfüllen. Dieses Screening gilt als positiv, wenn 2 oder mehr Punkte erreicht werden. Jedes „ja“ zählt dabei als ein Punkt, eine Summe von maximal sechs Punkten ist möglich.

Ab zwei Punkten besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein spezieller geriatrischer Handlungsbedarf. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie DGG empfiehlt den ISAR-Fragebogen für geriatrische Patienten über 70 Jahre in der Notaufnahme einzusetzen, um die Betreuung älterer Menschen verbessern zu können.


Quellen:

Positionspapier zur Identifizierung geriatrischer Patienten in Notaufnahmen in Deutschland.

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie – http://www.dggeriatrie.de/

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