Mittwoch, April 24, 2024

Maßnahmen die helfen, wie man bis ins hohe Alter geistig fit bleiben kann

Nichtinvasive elektrische Hirnstimulation und intensives kognitives Training sollen helfen, dass Menschen geistig fit bis ins hohe Alter bleiben.

Nichtinvasive elektrische Hirnstimulation und intensives kognitives Training erfreuen sich in der Kognitionsforschung zunehmender Beliebtheit. Und zwar um Lernen neuer Gedächtnisinhalte und deren Konsolidierung sowie Exekutivfunktionen zu verbessern. Damit sollen betroffene Personen geistig fit bleiben.

 

Gleichstromstimulation oder Wechselstromstimulation

Die anodale Gleichstromstimulation oder Wechselstromstimulation bietet innovative Lösungen, die kognitive Funktionen zu verbessern. Damit Menschen geistig fit bis ins hohe Alter bleiben. Dies konnten Studien sowohl bei noch gesunden älteren Menschen (Meinzer et al., J Neurosci 2013; Strobach et al., Exp Brain Res 2017; Antonenko et al., Neurobiol Aging 2018) zeigen. Zudem auch bei Patienten, die an einer leichten kognitiven Einschränkung leiden. Im Englischen spricht man von mild cognitive impairment, MCI – einem Vorstadium der Alzheimer-Erkrankung.

Insbesondere konnten nach ersten Studien mit einmaligen Interventionen (Meinzer et al., J Neurosci 2013) Verbesserungen von Gedächtnistraining und neuronalen Netzwerken nach kombiniertem mehrtägigem Training und Stimulation nachgewiesen werden (Antonenko et al., Neurobiol Aging 2018). Auch erste positive Effekte auf das Erlernen von sogenannter „Doppelanforderungsaufgaben“ (englisch: dual-task control) wurden beobachtet (Strobach et al., Exp Brain Res 2017).

Bei Patienten mit MCI konnte man in einer 2015 erschienenen Arbeit erstmals eine Verbesserung speziell der semantischen Wortgenerierung zeigen (Meinzer et al., Alzheimer’s & Dementia 2015). Auch eine strukturierte Anleitung zur kognitiven Stimulation ist nach diesen Studien bei MCI- Patienten durchführbar. Wobei sich erste positive Ergebnisse zeigen (Tesky et al., Clin Interv Aging 2017). Durch ein mehrwöchiges Training der Verarbeitungsgeschwindigkeit scheint sich sogar die Demenzrate im 10-Jahres-Verlauf senken zu lassen (Edwards et al., Alz & Dem 2017).

 

Gedächtnis im Schlaf verbessern

Vielversprechend scheint ebenfalls, durch oszillierende Stimulation während des Schlafs die schlafabhängige Konsolidierung neuer Gedächtnisinhalte zu verstärken. Und zwar sowohl bei gesunden älteren (Ladenbauer et al., Neuroimage 2016) als auch bei MCI-Patienten (Ladenbauer et al., J Neurosci 2017). Ursächlich könnte hierzu die Verstärkung von Schlafspindeln als auch langsamer Hirnwellen während des Tiefschlafs sein.

Aber auch Menschen mit Schlaganfall bedingten Sprachstörungen, sogenannten Aphasien, könnten durch diese Stimulation bei ihrer Sprachfunktion profitieren (Floel et al., Stroke 2011). In einer 2016 erschienenen Arbeit (Meinzer et al., Brain 2016) konnten sogar alltagsrelevante Verbesserungen durch eine mehrtätige Stimulation erreicht werden. Hierzu ist eine große Multicenterstudie geplant, die diese Ergebnisse überprüfen und ggf. auch in die klinische Praxis überführen soll.

 

Kognitive Funktionen im Alter verbessern, um geistig fit zu bleiben

Zusammengefasst eröffnet die Kombination von intensivem Training und nichtinvasiver Hirnstimulation also spannende Perspektiven, um kognitive Funktionen im Alter zu verbessern, insbesondere bei beginnenden kognitiven Einschränkungen und Sprachstörungen nach Schlaganfall.

In gerade laufenden Studien werden die ersten vielversprechenden Ergebnisse bei kognitiven Einschränkungen in größeren Kohorten überprüft und heimbasierte Stimulationsmethoden entwickelt. Erst wenn die Ergebnisse dieser Studien in den nächsten Jahren verfügbar sind und entsprechend positiv ausfallen, kann eine Übernahme in die Regelversorgung erfolgen.


Quelle:

» Bis ins hohe Alter fit im Kopf: Was bringen Training und elektrische Hirnstimulation? « von Professor Dr. med. Agnes Flöel, Kongresspräsidentin der 62. Jahrestagung der DGKN, Direktorin der Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald

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