Donnerstag, April 18, 2024

Gefäßerkrankungen mit modernen Methoden erfolgreich behandeln

Gefäßerkrankungen im demographischen Wandel: Wie man ältere Menschen mit modernen Methoden erfolgreich behandeln kann.

Unter dem Strich verstarben über 330.000 Menschen in Deutschland im Jahr 2019 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (1). Damit sind diese, noch vor Tumorerkrankungen, die Hauptursache für Todesfälle in Deutschland. Expertinnen und Experten der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG) erwarten einen weiteren Anstieg aufgrund des rasch voranschreitenden demographischen Wandels und weil die Hauptrisikofaktoren für eine beschleunigte Gefäßalterung zunehmen: fehlende Bewegung, Übergewicht und Rauchen. Aber auch ältere Patientinnen und Patienten mit Gefäßerkrankungen kann man dank moderner und weniger invasiver Therapieverfahren erfolgreich und mit guter Prognose behandeln.

 

Gefäßerkrankungen – Prävention, Diagnostik, Behandeln

Wichtig ist für die Prävention, die Diagnostik sowie erfolgreiches Behandeln eine streng qualitätsorientierte, auf ältere Betroffene abgestimmte interdisziplinäre Therapie. Verengte Arterien und Blutgerinnsel können etwa Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Durchblutungsstörungen der Beine auslösen. Solche Gefäßerkrankungen betreffen in erster Linie ältere Menschen.

„Der alte Mensch hat gegenüber jüngeren Patientinnen und Patienten in der Regel eine eingeschränkte Leistungsreserve; zudem leidet er häufig unter mehreren Erkrankungen – sogenannten Komorbiditäten – die bei einer Behandlung unbedingt zu beachten sind“, sagt Professor Dr. med. Heiner Wenk, Co-Kongresspräsident der DGG e.V. 2021 und Ärztlicher Direktor am Zentrum für Venen und periphere Arterien an der Klinik Lilienthal bei Bremen.

 

Dank der innovativen Entwicklungen in der Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin ist es auch bei fortgeschrittenem Alter und ungesundem Lebensstil möglich, diese Gefäßerkrankungen erfolgreich zu behandeln.

Neben die konventionellen Bypass- und Gefäßersatzoperationen treten moderne Methoden wie Ballonangioplastie, Stentimplantationen und minimal invasive Techniken. Auch die medikamentöse Behandlung ist in den vergangenen Jahren erheblich differenzierter geworden: Durch Beeinflussung der Blutgerinnung, der Blutfette, des Blutzuckers und anderer Stoffwechselerkrankungen ist heute eine bestmögliche medizinische Versorgung zu erreichen. „Wir erzielen gegenüber der Vergangenheit deutlich bessere Langzeitverläufe,“ so Wenk.

Auch hochbetagten Gefäßpatientinnen und -patienten mit schweren Gefäßerkrankungen kann man erfolgreich behandeln. Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten müssen jedoch die spezifischen Risiken für Herz und Lunge individuell überprüft werden. Auch ist ihr Risiko für die Entwicklung eines Delirs oder der Verschlechterung einer dementiellen Erkrankung zu beachten.

Hierzu sind interdisziplinäre, geriatrische Versorgungskonzepte, Rehabilitationsangebote und spezifische Demenz-/Delir-Programme von großer Bedeutung. Mit geriatrischen Versorgungsstrukturen für ältere und gebrechlichere Gefäßpatientinnen und -patienten können die Mobilität und selbstbestimmte Lebensführung – auch nach größeren Gefäßeingriffen – erhalten werden.

 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeidbar

Einerseits können viele dieser Krankheiten heute besser behandelt werden. Die DGG-Expertinnen und -Experten verweisen andererseits darauf, dass viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeidbar sind.

„Nikotinkonsum und fehlende Bewegung sind Hauptursachen für Gefäßerkrankungen – Maßnahmen zur Rauchentwöhnung und Bewegungsförderung – wie auf der Tagung in den den Fokus gestellt – gehören zu den wichtigsten präventiven Strategien in der Gefäßmedizin“, so Wenk.

 

Faszination Gefäßchirurgie: innovativ und offen

Es gibt aber weitere aktuelle Entwicklungen des Fachs – wie beispielsweise über Qualitätsoffensiven der DGG. „Besonders möchten wir das neue Register für Patientinnen und Patienten mit peripherer arterieller Verschlusserkrankung erwähnen – das sogenannte pAVK-Register“, betont DGG- und Kongresspräsident Professor Dr. med. Markus Steinbauer.

„Es ermöglicht uns, die Ergebnisse aller Behandlungen von Personen mit pAVK-Erkrankung an den teilnehmenden Kliniken vollständig zu erfassen. So kann langfristig für die Patientinnen und Patienten eine verbesserte Behandlungsqualität erreicht werden.“


Quellen:

1)    Destatis Todesursachen 2019: Statistisches Bundesamt Deutschland – GENESIS-Online: Ergebnis 23211-0002 (destatis.de)

2)    Herzinfarkt: DZHK

37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V. (DGG)

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